Frontex verzeichnet wieder mehr unerlaubte Grenzübertritte

dpa Berlin. In der Corona-Krise sind kaum noch Migranten nach Europa gekommen. Im Mai hat sich das geändert. Allerdings sind die Zahlen immer noch sehr niedrig.

Ein Migrant versucht an der türkisch-griechischen Grenze, mit einer Drahtschere den Zaun durchzuschneiden. Foto: Yasin Akgul/dpa

Ein Migrant versucht an der türkisch-griechischen Grenze, mit einer Drahtschere den Zaun durchzuschneiden. Foto: Yasin Akgul/dpa

Nach einem deutlichen, coronabedingten Rückgang im April sind zuletzt wieder mehr Migranten in Europa angekommen. Im Mai gab es auf den Hauptmigrationsrouten fast 4300 unerlaubte Grenzübertritte.

Das sind fast dreimal so viele wie im Vormonat, wie die Funke Mediengruppe unter Berufung auf die in Warschau angesiedelte EU-Grenzschutzagentur Frontex berichtet. Im April waren die Zahlen im Zuge der Corona-Pandemie auf ein Rekordtief gesunken.

Der Geschäftsführer von Pro Asyl, Günter Burkhardt, sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass es sich mit Blick auf den weltweiten Verfolgungsdruck weiterhin um sehr geringe Zahlen handle. Zudem gebe es für Asylsuchende fast keine Möglichkeiten zur legalen Einreise in die Europäische Union. Mit Blick auf die Konferenz der Innenminister von Bund und Ländern in der kommenden Woche in Erfurt sagte er: „Wir fordern von den Ministern, dass die Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln gänzlich evakuiert werden. Deutschland allein wäre in der Lage, alle Menschen von dort aufzunehmen.“ In den überfüllten Lagern auf den griechischen Ägäis-Inseln waren zuletzt rund 30.000 Menschen.

Insgesamt registrierte Frontex dem Bericht zufolge von Januar bis Mai 31.600 illegale Grenzübertritte - sechs Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Route über das östliche Mittelmeer - also über die Türkei und Griechenland - war erneut die „aktivste Migrationsroute nach Europa“. Hier stellte Frontex im Mai 1250 irreguläre Grenzübertritte fest, das sind achtmal so viele wie im April. Von Januar bis Mai wurden 12.700 Fälle und damit 28 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum verzeichnet. Die meisten Menschen kamen aus Afghanistan.

Auf der Strecke über das zentrale Mittelmeer - also von Libyen und Tunesien nach Italien und Malta - gab es rund 1000 unerlaubte Grenzübertritte, ein Anstieg von 40 Prozent gegenüber April, wie es weiter hieß. Von Januar bis Mai erfasste Frontex 5500 Fälle, fast dreimal so viele wie in der gleichen Periode 2019. Die Migranten stammten vor allem aus Bangladesch, dem Sudan und der Elfenbeinküste.

Über das westliche Mittelmeer - also von Marokko nach Spanien - kamen im Mai dem Bericht zufolge mehr als 650 Migranten. Das waren fast viermal so viele wie im April. In den ersten fünf Monaten des Jahres wurden 3700 Migranten registriert, weniger als die Hälfte als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Fast jeder zweite war Algerier.

Auf der Westbalkanroute wurden im Mai mehr als 900 illegale Grenzübertritte verzeichnet, zehnmal mehr als im April. Von Januar bis Mai gab es mehr als 6900 Fälle, ein Anstieg von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

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Erstellt:
14. Juni 2020, 16:34 Uhr

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