Frühlingfest vor Besucherrekord
Der Veranstalter rechnet nach drei Wochen Frühlingsfest mit gut zwei Millionen Besuchern, eine deutliche Steigerung gegenüber 2024. Die Polizei zeigt hohe Präsenz und registriert mehr Straftaten.
Von Torsten Schöll
Stuttgart - Das Frühlingsfest geht am Wochenende bei besten Wetterprognosen in den Schlussspurt. Eine Rekordbilanz zieht der Veranstalter aber jetzt schon: Am Ende des 85. Stuttgarter Frühlingsfests am Sonntagabend rechnet in.Stuttgart mit mehr als zwei Millionen Besuchern.
Entsprechend zufrieden zeigt sich am Freitagvormittag Andreas Kroll: „Unsere Erwartungen werden bei Weitem übertroffen“, erklärt der Geschäftsführer der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft anlässlich der traditionellen Abschlusspressekonferenz auf dem Wasen. „Wir hatten insgeheim mit 1,5 Millionen Besuchern gerechnet.“ Letztes Jahr hatten das Frühlingsfest noch lediglich 1,4 Millionen Menschen besucht. Neben dem guten Wetter macht Kroll die diesjährige Terminierung rund um Ostern für den großen Zuspruch verantwortlich. Wie Marcus Christen, Abteilungsleiter bei in.Stuttgart, konkretisiert, hätten vor allem die Familientage sowie die Osterferien „sehr gut funktioniert“.
Von den vielen Familien mit Kindern profitierten demnach vor allem Fahrgeschäfte und Speisestände, weniger die Festzelte. „Die Familien haben das Frühlingsfest für sich neu entdeckt“, glaubt auch der Vorsitzende des Schaustellerverbands Südwest Stuttgart, Mark Roschmann. Mehr Besucher als bisher erreichten demnach den Wasen mit Bussen. Auch Gäste aus dem Ausland gab es mehr, allen voran Besucher aus den USA, Frankreich und der Schweiz. Dies führe dazu, so der Veranstalter, dass das Frühlingsfest für die Hoteliers an Bedeutung gewinne. „Da wir keinen Eintritt verlangen, bedeuten mehr Besucherinnen und Besucher für uns allerdings auch mehr Kosten, zum Beispiel für den Ordnungsdienst, die Müllentsorgung und vieles mehr“, erklärt Andreas Kroll. Er kündigte an, die „Gebührenstruktur zu überprüfen“.
Der Besucheransturm bringt auch eine Zunahme an Straftaten auf dem Wasen mit sich. Die Polizei registrierte bei erhöhter Präsenz in den vergangenen drei Wochen ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr, erklärt Jörg Schieber, Leiter des Polizeireviers 6 Bad Cannstatt.
Gleich geblieben, so die Polizei, sei die Zahl der Gewaltdelikte. Dafür registrierten die Sicherheitskräfte eine höhere Aggressionsbereitschaft bei den Besuchern. Betroffen von der Gewalt waren auch Polizeibeamte, 200 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Fünf Beamte wurden leicht verletzt. Die Polizei führte demnach auch mehr Identitätsfeststellungen durch. Durch die starke Präsenz der Sicherheitskräfte seien 500 Prozent mehr gefährliche Gegenstände eingezogen worden als 2024.
Weniger wurden die Fälle von sexueller Belästigung und Nötigung. Ebenfalls zurück ging die Zahl der Ausnüchterungen. Insgesamt sei die Zahl der Polizeieinsätze um 40 Prozent gestiegen. „Das liegt jedoch auch daran, dass wir häufig bereits Präsenz gezeigt haben, bevor es zu problematischen Ereignissen kam“, erklärt Schieber. Der Platz sei insgesamt dadurch sicherer geworden.
Das Projekt Wasenboje, das einen sicheren Rückzugsort für Mädchen und Frauen anbietet, zählte 200 Personen, die Schutz suchten oder Hilfe benötigten. Von wirklich „kritischen Situationen“ sei rund ein Fünftel der Schutzsuchenden betroffen gewesen, erklärt Projektleiterin Franziska Haase. Die Wasenboje registrierte außerdem zahlreiche Fälle, bei denen K.-o.-Tropfen im Spiel waren.