Gefahr im Garten
Fuchsbandwurm auf dem Vormarsch
Neue Studie zeigt: Der tödliche Parasit breitet sich in Europa schneller aus als gedacht. Besonders in Deutschland besteht erhöhte Infektionsgefahr bei Gartenarbeit und Spaziergängen.

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Der Fuchsbandwurm ist in Deutschland heimisch.
Von Michael Maier
Eine neue internationale Studie unter Beteiligung der Medizinischen Universität Wien hat zu einem beunruhigenden Ergebnis geführt: Der Fuchsbandwurm und die durch ihn verursachte alveoläre Echinokokkose verbreiten sich in Europa deutlich schneller als bisher angenommen. Die Forscher werteten Daten aus 40 europäischen Ländern aus und stellten fest, dass zwischen 1997 und 2023 in 28 Ländern insgesamt 4.207 Fälle der gefährlichen parasitären Erkrankung dokumentiert wurden.
Besonders alarmierend: Rund 70 Prozent aller erfassten Fälle konzentrieren sich auf nur vier Länder - Deutschland, Frankreich, Österreich und die Schweiz. Der Alpenraum und das Baltikum gelten als besondere Hotspots dieser Infektion.
Die Wissenschaftler vermuten, dass hohe Fuchspopulationen und der zunehmende Kontakt zwischen Wildtieren, Haustieren und Menschen zu diesem Anstieg beitragen. Besonders in Siedlungsgebieten und Städten, wo sich Füchse immer mehr ausbreiten, steigt das Infektionsrisiko bei alltäglichen Aktivitäten wie Gartenarbeit oder Spaziergängen.
Fuchsbandwurm verursacht Leberkrankheit
Die alveoläre Echinokokkose gehört zu den Zoonosen - Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden. Die Infektion erfolgt über Fuchskot, der mit Eiern des Bandwurms kontaminiert ist. Diese Eier gelangen über direkten Bodenkontakt oder verunreinigte Lebensmittel in den menschlichen Körper, wo sie sich bevorzugt in der Leber einnisten. Das Tückische an dieser Erkrankung: Sie verläuft oft jahrelang völlig symptomlos und wird daher häufig erst spät entdeckt.
Wenn die Krankheit unbehandelt bleibt, kann sie schwerwiegende Folgen haben. Das Larvengewebe wächst ähnlich wie ein Tumor und kann sich auf andere Organe ausbreiten. Die Behandlung umfasst in der Regel eine langjährige oder sogar lebenslange Einnahme von antiparasitären Medikamenten.
In schwereren Fällen ist die chirurgische Entfernung von befallenem Lebergewebe notwendig. Aufgrund dieser schwerwiegenden Gesundheitsrisiken gilt die alveoläre Echinokokkose als eine der gefährlichsten parasitären Infektionskrankheiten in Europa.
Fuchsbandwurm oft übersehen
Die Studie offenbart zudem ein weiteres Problem: Obwohl in den meisten Ländern eine Meldepflicht besteht, werden viele Fälle entweder nicht erkannt oder nicht korrekt gemeldet. Die Forscher fordern daher eine konsequentere Umsetzung der Meldepflicht, den Aufbau besserer Überwachungssysteme sowie eine europaweit einheitliche Erfassung der Erkrankung. Auch die diagnostischen Standards sollten vereinheitlicht werden, um eine bessere Vorsorge und Aufklärung zu ermöglichen.
Für Menschen, die viel in der Natur unterwegs sind oder Gartenarbeit verrichten, empfiehlt es sich, nach dem Umgang mit Erde gründlich die Hände zu waschen und Waldfrüchte vor dem Verzehr sorgfältig zu reinigen. Diese einfachen Vorsichtsmaßnahmen können helfen, das Infektionsrisiko zu verringern.