Fünf Strafzettel täglich hinterm Rathaus

Seit geraumer Zeit zeigen sich Freunde teurer Boliden gerne hinter dem Rathaus an der Nadlerstraße. Was tut die Stadt gegen die Poserszene?

Zugeparkte Kurve hinter dem Stuttgarter Rathaus

© Erdem Gökalp

Zugeparkte Kurve hinter dem Stuttgarter Rathaus

Von Christine Bilger

Stuttgart - Wenn jemand an der Nadlerstraße in aller Ruhe einen Kaffee trinken will, und wieder fährt ein stark motorisiertes Auto eine Runde, so ist er oder sie geneigt anzunehmen, die Stadt würde dem Treiben hier tatenlos zusehen. Denn die dicken Autos werden trotz Verbots auch hemmungslos, so scheint es, abgestellt.

Doch die Verkehrsüberwachung ist nicht untätig. Der Bereich stehe sogar besonders im Fokus, lautet die Antwort aus dem Ordnungsamt. Seit Jahresbeginn seien im Bereich der Nadlerstraße bereits 765 Verwarnungen der städtischen Verkehrsüberwachung für illegale Parkvorgänge erteilt worden – sprich Strafzettel ausgeteilt. Das sind rund 5 Strafzettel pro Tag.

Das Amt lässt über die Pressestelle nicht nur ausrichten, dass die Verkehrsüberwachung im gesamten Innenstadtbereich eine hohe Präsenz zeige. Und das nicht nur werktags und tagsüber. Auch am Samstag werde an der Nadlerstraße bis Mitternacht kontrolliert. Das war auch am zurückliegenden Wochenende zu beobachten. Um 20 Uhr schrieb eine Mitarbeiterin der Verkehrsüberwachung eine Verwarnung für einen falsch abgestellten Porsche. Zwei Stunden später war der Wagen nicht mehr da. Stattdessen stand dort nun ein Geländewagen, der auch wieder einen Zettel hinter dem Scheibenwischer klemmen hatte.

Doch es soll noch weiter gehen. Die Stadt werde nicht allein mit der Verkehrsüberwachung versuchen, die Lage in den Griff zu bekommen. Aktuell werde geprüft, ob man eine „räumliche Begrenzung durch bauliche Mittel“ herstellen könne. Sprich, den Platz entlang der Nadlerstraße so zu gestalten, dass er nicht mehr als Parkbucht nutzbar ist. Jedoch müsse man dabei abwägen, dass große Fahrzeuge noch durchkommen müssen, die hier fahren dürfen. Lieferfahrzeuge müssen durchkommen und Platz zum Rangieren haben. Beschwerden von Anrainern – ob Gastronomie oder Anwohner – hätten das Ordnungsamt noch nicht erreicht.

Die Stadt und die Polizei gehen seit Jahren regelmäßig gegen die Poser-Szene und die Raser in der Stadt vor. Das sind zwei unterschiedliche Szenen. Die Poser sind vor allem zum Vorführen ihrer teuren und getunten Autos – oder geliehener Autos – unterwegs. Sie veranstalten ein Schaulaufen vor dem Partypublikum. Daher sind die Friedrich- und die Theodor-Heuss-Straße sowie der Bereich Bolzstraße und Stauffenbergstraße beliebt. Mit großen Kontrolleinsätzen geht die Polizei regelmäßig der Frage nach, ob unzulässig umgebaute Fahrzeuge unterwegs sind. Nach einem Unfall auf der Theodor-Heuss-Straße wurde dort nachts Tempo 30 eingeführt, es stehen mehrere Blitzer entlang der Partymeile. Der Bereich hinter dem Rathaus mit der Nadlerstraße ist ebenfalls seit einigen Jahren beliebt. Dort zeigt ein betuchtes Publikum gerne seine Schlitten. Der Bereich hat auch durch Aktivitäten sogenannter Car-Spotter auf Tik Tok in jüngster Zeit Aufmerksamkeit erfahren. Mehrere Auto-Beobachter, die nach besonderen Modellen Ausschau halten, haben von dort Videos geteilt.

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Erstellt:
27. Mai 2025, 22:07 Uhr
Aktualisiert:
28. Mai 2025, 21:56 Uhr

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