Für den Trollinger war’s kein gutes Jahr

Die Weinlese in der Region ist in den letzten Zügen. Später Frost, Hagel, Feuchtigkeit und wenig Sonne haben den Wengertern viel Arbeit, aber wenig Ertrag beschert. Vor allem die Rotweinsorten hat es schwer getroffen.

Der goldene Herbst hat noch einiges gerettet, sagt Günther Ferber, der Vorsitzende der WG Aspach, hier bei der Lembergerlese. Fotos: A. Becher

© Alexander Becher

Der goldene Herbst hat noch einiges gerettet, sagt Günther Ferber, der Vorsitzende der WG Aspach, hier bei der Lembergerlese. Fotos: A. Becher

Von Lorena Greppo

Aspach. Die Weinlese in Aspach neigt sich dem Ende zu, Lemberger und Riesling werden an diesem Tag aus dem Weinberg in Kleinaspach geholt und in die großen Bottiche in der Kelter verfrachtet. „Das sind die beiden Sorten, die das Jahr noch mit am besten überstanden haben“, sagt Günther Ferber, der Vorsitzende der WG Aspach. Man hört es heraus: Das Jahr 2021 war für die Wengerter kein einfaches. „Schwierig und arbeitsreich“, beschreiben es Ferber und sein Stellvertreter im Vorstand der WG, Holger Hessel. Später Frost, Hagel, ein kalter und feuchter Sommer – die Bedingungen ließen zu wünschen übrig. Nur ein etwas versöhnlicherer Spätsommer und der sprichwörtliche goldene Herbst haben Schadensbegrenzung gebracht. „Noch vor acht Wochen hätte ich nicht gedacht, dass wir so schöne Trauben wegschneiden“, erinnert sich Ferber. Insofern lautet das Fazit: „Der Ertrag ist gering, wenn auch nicht ganz so wenig, wie wir erwartet hatten.“

Während Ferbers im Kleinaspacher Föhrenberg noch am Arbeiten sind, hat Familie Balz nebenan die Lese für dieses Jahr beendet und belohnt sich mit einem gemeinsamen Umtrunk. Wie bei allen Wengertern der WG Aspach werden hier keine Leiharbeiter eingesetzt, stattdessen hilft die ganze Familie, und auch Freunde und Nachbarn packen mit an. Sogar die fünfjährige Sophie lernt schon den Umgang mit der Rebschere. Auch bei ihnen fällt die Bilanz nüchtern aus: „Das war ein Jahr mit allen Tücken, die auftreten können: Frost, Hagel, Feuchtigkeit, Mehltau – alles.“ Heute wurden als Letzte die Rieslingtrauben geholt, mit denen sind die Wengerter sehr zufrieden. Der Trollinger hingegen – ein Trauerspiel, sagen sie. Dabei ist dieser in der Region der beliebteste unter den roten Weinen, gerade im Zusammenspiel mit Lemberger oder Weißherbst. „Trollinger und Lemberger wurden durch den Frost im Mai schwer dezimiert“, erklärt auch der WG-Vorsitzende. Beim Trollinger belaufe sich der Schaden auf bis zu 80 Prozent, beim Lemberger seien es bis zu 40 Prozent. Von Sorten wie Chardonnay, Merlot und Muskat seien ebenfalls deutlich weniger im Bottich gelandet. Überhaupt macht die Menge der Trauben dieses Jahr nur etwa zwei Drittel eines normalen Jahrs aus. „Wir haben keinen Wein im Überfluss, aber es gibt von jeder Sorte etwas.“ Riesling werde da wohl die beste Sorte in diesem Jahr und auch der Grauburgunder sei mit vorn.

Immerhin: „Die Qualität ist relativ gut“, sagt Günther Ferber. Der goldene Herbst habe noch einiges gerettet. Der Spätburgunder erreiche Oechslegrade von etwa 90. Auch der Schwarzriesling sei sehr gut. „Wir machen nicht Masse, wir machen Qualität“, so Ferber, denn in den Aspacher Weinbergen wird Handlese betrieben. Die Bedeutung dessen zeige sich gerade nach Hagelschäden, denn normalerweise trocknen die beschädigten Beeren aus. Das sei in diesem Jahr nicht so, weil der Sommer so regenreich war. Da muss nachgearbeitet werden. Die Feuchtigkeit bot auch Pilzkrankheiten einen guten Nährboden, allerdings sei man diesbezüglich noch recht glimpflich davongekommen, so Ferber. Andere Regionen, wo öfter der Nebel hängt, habe es noch weitaus schlimmer getroffen. Und auch die Kirschessigfliege habe man zwar im Weinberg gehabt, gravierende Schäden habe sie aber nicht verursacht.

Auf zwölf oder 13 Lesetage kommen Ferber und Hessel bislang. Damit sind die meisten Wengerter nun fertig. Ferber will in dieser Woche noch einmal in den Weinberg, um die letzten Riesling- und Silvanertrauben zu holen. Dass zu dieser Jahreszeit noch gelesen wird, ist recht ungewöhnlich. „Schon der Lesebeginn war etwa zwei bis drei Wochen später als sonst“, so Ferber. Im Vergleich zu den Bedingungen vor 20 und mehr Jahren sei dieser Sommer allerdings relativ normal.

Ein ähnliches Fazit wie in Aspach haben übrigens auch die Wengerter in Kirchberg an der Murr gezogen. Oliver Hütt vom Kirchberger Weinbauverein bilanziert: „Grundsätzlich war die Lese, unter Berücksichtigung der Wetterlage während Blüte und Reife, in Ordnung. Dabei sind wir sowohl bei der Menge als auch den Oechslegraden mit einem blauen Auge davongekommen.“

Nach der getanen Arbeit belohnt sich Familie Balz mit einem gemeinsamen Umtrunk. Sogar die fünfjährige Sophie hat schon im Weinberg mitgeholfen.

© Alexander Becher

Nach der getanen Arbeit belohnt sich Familie Balz mit einem gemeinsamen Umtrunk. Sogar die fünfjährige Sophie hat schon im Weinberg mitgeholfen.

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Erstellt:
18. Oktober 2021, 06:00 Uhr

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