Für Klimaziele bis 2030 massive Veränderungen nötig

dpa Berlin. Die Corona-Krise hat auch Auswirkungen für die Energiewirtschaft. Langfristige Klimaziele sollten nicht aus den Augen verloren werden, warnen Experten.

Damit bis 2030 die CO2-Emissionen um 40 Prozent sinken, müsste der Energieagentur zufolge der Anteil des Stroms aus Wind und Sonne massiv steigen. Foto: picture alliance / dpa

Damit bis 2030 die CO2-Emissionen um 40 Prozent sinken, müsste der Energieagentur zufolge der Anteil des Stroms aus Wind und Sonne massiv steigen. Foto: picture alliance / dpa

Auf dem Weg zu einer Klimaneutralität bis 2050 sind aus Sicht der Internationalen Energieagentur (IEA) in den kommenden zehn Jahren weitreichende Veränderungen notwendig.

IEA-Direktor Fatih Birol sprach am Montag bei einer Videokonferenz von beispiellosen Bemühungen. Die Corona-Krise könne ein „Katalysator“ für den klimafreundlicheren Umbau des Energiesystems sein.

Birol forderte zugleich Unternehmen auf, trotz der Krise weiter in den Umbau zu investieren - in diesem Jahr seien Investitionen gesunken. Er wies außerdem auf öffentliche Pakete hin, um die Folgen der Corona-Krise abzufedern und Zukunftstechnologien zu fördern. Im Milliardenprogramm der EU spiele der Klimaschutz eine große Rolle, in den USA dagegen nicht.

Die Internationale Energieagentur hatte ihren „World Energy Outlook“ bereits vor drei Wochen vorgelegt, es folgen in den Wochen danach jeweils Erläuterungen in einzelnen Ländern. Weltweit sinken in diesem Jahr demnach der Verbrauch von Öl und Kohle sowie energiebedingte CO2-Emissionen. Erst 2023 werde der Energieverbrauch weltweit das Niveau vor der Krise erreichen, so Birol.

Die EU, aber auch Länder wie Japan haben sich zum Ziel gesetzt, bis Mitte des Jahrhunderts „klimaneutral“ zu werden. Dann sollen alle Treibhausgase vermieden oder gespeichert werden. Die EU will auf dem Weg dorthin auch das Klimaziel für 2030 drastisch verschärfen, dabei geht es um eine Senkung der Treibhausgase.

Damit bis 2030 die CO2-Emissionen um 40 Prozent sinken, müsste laut Energieagentur der Anteil des Stroms aus Wind und Sonne massiv steigen, außerdem die Zahl der Elektroautos.

Die Hauptgeschäftsführerin des Energieverbandes BDEW, Kerstin Andreae, sagte, um Klimaziele zu erreichen, seien weltweit entschlossenere Maßnahmen erforderlich. Es brauche zusätzliche Anstrengungen weiterer großer Wirtschaftsmächte. „Das gilt neben der EU insbesondere auch für die USA und Indien.“ Andreae verwies auch auf eine Studie des BDEW aus dem Sommer, wonach für die Energiewende alleine in Deutschland bis 2030 insgesamt Investitionen von 320 Milliarden Euro notwendig seien. Dies könnte einen enormen Beitrag für das Wirtschaftswachstum leisten.

Der Energieexperte des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Carsten Rolle, sagte, die Investitionen im Energiebereich seien weltweit in diesem Jahr aufgrund der Coronakrise um rund 18 Prozent zurückgegangen. Nur einige wenige Länder hätten diesen Rückgang durch staatliche Programme kompensiert. „Die Kluft im klimapolitischen Handeln droht zwischen Europa und einigen Industrieländern in Asien gegenüber der Mehrzahl der Staaten in der Welt größer zu werden. Das gefährdet die notwendige engere internationale Kooperation.“ Gerade auch die EU müsse dafür sorgen, dass das Klimaprogramm „Green Deal“ die industrielle Wertschöpfung trotz dieses Gefälles erhalte.

Wirtschaftsstaatssekretär Andreas Feicht sagte, der World Energy Outlook 2020 betone zu Recht, dass nun klug konzipierte energiepolitische Maßnahmen notwendig seien - um die Welt auf den Weg zu einem „widerstandsfähigen Energiesystem“ zu bringen, das die Klimaziele erreichen kann. Für den Wandel sei europäische und internationale Vernetzung unverzichtbar.

© dpa-infocom, dpa:201102-99-177935/3

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Erstellt:
2. November 2020, 13:39 Uhr

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