5. BKZ-E-Football-Cup: „Für mich der inklusivste Sport der Welt“

Von jung an war Niklas Luginsland ein absoluter Fußballfan. Wegen einer Behinderung konnte er aber nie selbst spielen. Seine Leidenschaft lebt der 27-jährige Schwabe an der Konsole aus und ist mittlerweile einer der Stars der E-Sport-Szene.

Der Star neben dem Star: Nationaltorhüter Bernd Leno und Niklas Luginsland arbeiten in Sachen E-Sport Hand in Hand. Foto: privat

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Der Star neben dem Star: Nationaltorhüter Bernd Leno und Niklas Luginsland arbeiten in Sachen E-Sport Hand in Hand. Foto: privat

Herr Luginsland, wie oft beteiligen Sie sich an solchen Veranstaltungen oder betreuen Sie Turniere wie das am Samstag in Backnang?

Ich mache so was regelmäßig als Gast, Moderator und ich spiele auch noch oft. Am vergangenen Wochenende zum Beispiel war ich beim Mercedes-Benz-Junior-Cup im Sindelfinger Glaspalast. Da gab es unter anderem ein Turnier, an dem sowohl Content Creators, E-Sport-Spieler und Azubis von Mercedes mitgespielt haben. Dort bin ich bis ins Viertelfinale gekommen.

Obwohl E-Sport immer populärer wird, ist immer noch umstritten, inwieweit es echter Sport ist. Wie sehen Sie das?

Es ist Sport. Viele Komponenten, die es für E-Sport braucht, gibt es auch bei normalen Wettkämpfen. Durchhaltevermögen zum Beispiel oder solche Eigenschaften wie Reaktion und Konzentration. Wer erfolgreich sein will, der braucht viel Training, und auch Teamgeist ist unbedingt nötig. Schließlich gibt es ja Wettbewerbe, bei denen mit Zweiermannschaften gespielt wird. Da kannst du keine Solonummer abziehen.

Wobei es immer noch so ist, dass vor allem Jüngere spielen, während es auf Ältere noch arg exotisch wirkt?

Das stimmt, wird sich jedoch ändern. Es wird ein Prozess sein, der eng mit der Gesamtdigitalisierung verknüpft ist. Das hat auch was mit der immer mehr aufkommenden Bereitschaft zum Streaming zu tun. Es wird meiner Meinung nach aber wohl immer so sein, dass es die Jüngeren sind, die es als Sport spielen. Bei den Älteren wird allerdings das Interesse am Zusehen steigen.

Was kann der E-Sport selbst dafür tun, um Zweiteres zu beschleunigen?

Es braucht noch professionellere Strukturen. So etwas bringt die Sache voran. Und: Die Wettbewerbsstrukturen müssen so sein, dass sie jeder möglichst sofort versteht.

Sie haben eine Glasknochenbehinderung. War und ist E-Sport für sie die einzige Chance, Fußball zu spielen?

Definitiv. Was für mich auf dem grünen Rasen nie möglich war, das kann ich mithilfe des E-Sports jetzt erleben. Ich muss dafür aber viel tun. Physio zum Beispiel und Training, um fit zu sein. E-Sport ist in meinen Augen vielleicht sogar der inklusivste Sport der Welt. Hier bestehen für fast alle Menschen dieselben Ausgangsbedingungen.

Wie viele Stunden pro Tag verbringen Sie mit dem E-Sport?

Bei mir ist es zwischenzeitlich ein Fulltime-Job. Wobei das keine klassische Nine-to-five-Tätigkeit ist. Ich streame und bin dann vor allem unterwegs, wenn andere zu Hause sind oder Freizeit haben. Das heißt für mich auch, jeden Monat mindestens an zwei Wochenenden aktiv zu sein.

Und was ist mit dem Verdienst? Sie sind einer der besten deutschen Spieler, waren Deutscher Meister der Virtual Bundesliga mit Heidenheim und haben als NikLugi eine Million Follower. Können Sie von dem Sport leben?

Mittlerweile schon. Bei mir ist es aber ja nicht nur das reine Spielen. Da kommt auch noch die Social-Media-Geschichte dazu, ich bin als Content Creator für den VfB Stuttgart tätig und arbeite zudem für Leno-E-Sports, das Team von Nationaltorhüter Bernd Leno. Dann betreue und begleite ich ja außerdem auch solche Veranstaltungen wie die am Samstag in Backnang.

Stichwort Social Media: Wie wichtig sind diese Medien für den E-Sport?

Sie sind ein elementarer Faktor für Vermarktung und Werbung. Bis auf die Top-Acht-Spieler der Welt muss eigentlich jeder probieren, diese Kanäle zu nutzen.

So wie der frühere Großaspacher Drittliga-Fußballer Niklas-Wilson Sommer, der ja sogar deutlich mehr als drei Millionen Follower hat. Zahlt sich das dann auch in barer Münze aus?

Niklas ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Er hat noch viel mehr Follower als ich und das bringt richtig was ein. Mit ihm habe ich übrigens vor zwei Jahren den Eligella-Cup gewonnen. Das ist eines der reichweitesten Turniere. Da hatten wir 120000 Menschen, die gleichzeitig live zugeschaut haben.

Vorhin haben Sie kurz erwähnt, dass Sie mittlerweile nicht mehr nur Spieler, sondern auch ein sogenannter Content Creator sind. Was ist das?

Im Prinzip erstelle ich Videos und Tutorials für den VfB. Ich gebe da und über andere Kanäle meinen Fans und Followern Tipps und erkläre, was mit dem Joystick alles möglich ist. Wie man besser werden kann, indem man zum Beispiel ein Spiel manchmal eben einen kleinen Tick cleverer angeht. Da spielen aber auch Unterhaltung und Entertainment eine große Rolle.

Was muss jemand mitbringen, um gut zu sein oder zu werden?

Wie in jedem Sport braucht es ein Stück weit Talent. Dinge wie eine sehr schnelle Auffassungsgabe und ein sehr gutes Reaktionsvermögen sind unabdingbar. Ich selbst war Bestandteil einer wissenschaftlichen Studie, in der hat sich gezeigt, dass ein guter E-Sportler viel schneller sein muss als ein durchschnittlicher Gamer.

Sie sind in der Volksbank morgen vor Ort und bieten jedermann an, gegen Sie zu spielen und sich Tipps abzuholen. Hat der Profi vorab für die Spieler unserer Vereine einen Tipp?

Schnelle und warme Finger sind schon mal gut. Wichtig ist auch, dass man sich einspielt und ein wenig eine Taktik zurechtlegt. Ansonsten empfehle ich, ausgeschlafen zu sein, Spaß und einen Plan zu haben. Sich vorher noch mal ein Video von einem Profi anzuschauen, schadet ebenfalls nicht.

Zum Abschluss noch die Frage: Sie haben in der Virtual Bundesliga für Stuttgart und Heidenheim gespielt. Dieses Duell gibt’s auch in der Fußball-Bundesliga. Wem drücken Sie die Daumen?

Ich bin ja als Content Creator für den VfB tätig. Bei dem bin ich seit fast 20 Jahren und damit seit meiner Kindheit Mitglied. Der Verein ist also eine Herzensangelegenheit und deshalb ist klar, zu wem ich halte. Ich muss aber auch sagen: Heidenheim war eine tolle Zeit. Deshalb wünsche ich Frank Schmidt und seiner Elf nur das Beste und vor allem den Verbleib in der Bundesliga.

Das Gespräch führte Uwe Flegel.

Begleitet von E-Sport-Star Niklas Luginsland kämpfen zehn Teams um den Sieg

Deutscher Meister Niklas Luginsland ist ein Star der E-Sport-Szene. Der 27-Jährige zählt zu den besten deutschen Spielern und war vor zweieinhalb Jahren mit dem 1. FC Heidenheim Deutscher Meister in der Virtual-Bundesliga. Beim fünften BKZ-E-Football-Cup ist Luginsland, der unter dem Nickname NikLugi in den sozialen Medien rund eine Million Follower hat, für die technische Betreuung zuständig. Er bietet jedermann an, sich zwischen 12 und 14 Uhr unter dem Motto Beat the Pro mit ihm zu messen und gibt Tipps, was E-Sportler beachten sollten.

Zehn Vereine dabei Der 5. BKZ-E-Football-Cup im Kundenraum der Hauptstelle der Backnanger Kreiszeitung beginnt am morgigen Samstag um 11 Uhr. Zuschauer sind herzlich willkommen. Am Start sind zehn Fußballklubs aus der Region Backnang und Murrhardt. Titelverteidiger ist die SG Sonnenhof Großaspach. Weitere Teilnehmer sind die TSG Backnang, die Schiedsrichtergruppe Backnang, der FC Viktoria Backnang, die SKG Erbstetten, der SV Allmersbach, die SG Oppenweiler-Strümpfelbach, der SV Spiegelberg, der FC Welzheim und der TSC Murrhardt.

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Erstellt:
12. Januar 2024, 06:00 Uhr

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