Funde des keltischen Heidengrabens belegen dichte Besiedlung

dpa/lsw Erkenbrechtsweiler. Der Heidengraben ist die größte befestigte Siedlung der vorrömischen Zeit in Europa. Ausgrabungen liefern nun neue Erkenntnisse über die Kelten, denn über ihre Kultur und ihr Alltagsleben ist wenig bekannt.

Jörg Bofinger steht in der Ausgrabungsstätte im Heidengraben. Foto: Tom Weller/dpa

Jörg Bofinger steht in der Ausgrabungsstätte im Heidengraben. Foto: Tom Weller/dpa

Die größte bekannte keltische Befestigungsanlage auf dem europäischen Kontinent - der Heidengraben im Kreis Esslingen - ist nach Auskunft der Landesdenkmalpflege vom Donnerstag sehr viel dichter bebaut und besiedelt gewesen als angenommen. Die Experten gingen bisher davon aus, dass nur das eigentliche Siedlungszentrum, die „Elsachstadt“, dicht bebaut war. Der Innenraum der Siedlung, in denen der landbesitzende spätkeltische Adel lebte, galt demgegenüber als eher dünn besiedelt.

Neue archäologische Funde zeichnen ein neues Bild. „Vor allem scheint das weitere Vorfeld der „Elsachstadt“ ähnlich intensiv besiedelt gewesen zu sein wie das eigentliche Siedlungszentrum“, sagte Landeskonservator Jörg Bofinger. Als Wirtschafts- und Handelszentrum sei der Heidengraben Wohn- und Aufenthaltsort von Tausenden bis Zehntausenden Menschen gewesen. Die Ausgrabungen der Landesdenkmalpflege und des Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie der Universität Tübingen verdeutlichen auch, dass die Region am Heidengraben nicht nur in keltischer Zeit, sondern auch in der vorhergehenden Bronzezeit eine wichtige Rolle spielte.

Der Heidegraben auf der Vorderen Alb auf den Gemarkungen Grabenstetten, Erkenbrechtsweiler und Hülben hat eine Fläche von rund 18 Quadratkilometern. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Oppidum - eine umgrenzte Siedlung aus dem 1. Jahrhundert vor Christus. In keltischer Zeit war der Graben durch eine sogenannte Pfostenschlitzmauer mit vorgelagertem Graben gesichert.

Die rund elf Kilometer langen Befestigungsanlagen des Oppidums sind auch heute noch erhalten und in der Landschaft sichtbar. Der Ort soll einstmals ein wichtiges Handels- und Verkehrszentrum zwischen Rhein und Donau gewesen sein.

Das Oppidum hatte einen inneren und einen äußeren Verteidigungsring. Innerhalb des ersten lag die Siedlung „Elsachstadt“. Sie war zusätzlich mit einem doppelten Graben und einer Mauer befestigt und symbolisierte den Kernbereich der mächtigen Siedlungsanlage.

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Erstellt:
17. September 2020, 13:00 Uhr

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