Fusionen wird es nicht mit jedem geben

Volksbank Backnang präsentiert im Bürgerhaus ein solides Ergebnis – Keine aktuellen Pläne für weitere Zusammenschlüsse

Bei der 49. Vertreterversammlung der Volksbank Backnang sind alle Beschlüsse einstimmig gefasst worden. Vorstand und Aufsichtsrat werten dies als Vertrauen in das Geldinstitut und sehen sich auf einem guten Weg in die Zukunft. Die vorgestellten Zahlen belegen ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2018 und ein gesundes Selbstvertrauen des genossenschaftlichen Geldinstitutes.

Die Versammlung der Vertreter folgte den Vorschlägen von Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig. Foto: Volksbank Backnang/A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Die Versammlung der Vertreter folgte den Vorschlägen von Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig. Foto: Volksbank Backnang/A. Becher

Von Andreas Ziegele

BACKNANG. „Wir müssen nicht bei einer größeren Bank unterschlüpfen“, war die Antwort von Jürgen Beerkircher auf die Frage nach eventuell geplanten Fusionen der Volksbank Backnang. „Ich werde das im Übrigen fast wöchentlich und von vielen Seiten immer wieder gefragt“, ergänzte der Vorstandsvorsitzende. Das sich die Bank aber generell nach Partnern umschaut, ließ er nicht unerwähnt. Die Möglichkeiten solcher Partnerschaften schränkte der Aufsichtsratsvorsitzende Rolf Barreuther dann aber gleich ein: „Egal mit wem, das machen wir nicht!“ Dass sich das Backnanger Bankhaus in einer stabilen Position befindet, zeigten die Zahlen, die den anwesenden 215 Vertretern und Oberbürgermeister Frank Nopper präsentiert wurden.

Die Mitgliederzahl stieg im vergangenen Jahr um über 1900 auf 45369 und damit um knapp zwei Prozent. Eine kräftige Steigerung verzeichnete das Kreditgeschäft. „Mit einem Plus von 10,3 sind unsere Ausleihungen im Jahr 2018 auf 1,42 Milliarden Euro angewachsen“, ließ der Volksbank-Chef wissen. Dabei haben die Firmenkunden traditionell einen leicht höheren Anteil als Privatkunden. Die Ausstattung mit Eigenmitteln in Höhe von 211,4 Millionen Euro sorgt dafür, dass die Kunden keine Kreditklemme spüren. Die Kundeneinlagen, also das Geld, das der Bank anvertraut wird, erhöhten sich im vergangenen Jahr um 6,7 Prozent oder 87 Millionen Euro auf 1,39 Milliarden Euro. Im Hinblick auf die niedrigen Zinsen wies Beerkircher darauf hin, „dass es gute Möglichkeiten gibt, die Chancen von Aktien zu nutzen.“

Eine wichtige Kennzahl, die nach seinen Worten die einzige Kennzahl ist „deren Sinken etwas Gutes bedeutet“: die Cost-Income-Ratio (CIR). Sie gibt an, wie viele Cent eine Bank aufwenden muss, um einen Euro Ertrag zu erzielen. Bei der Volksbank lag diese Zahl zum Jahresende bei rund 66 und war damit leicht besser als der Durchschnitt der Volks- und Raiffeisenbanken. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank benötigte 2017 fast 94 Cent. Ebenfalls leicht auf 5,1 Millionen Euro gesunken ist der Bilanzgewinn. Beerkircher begründete dies mit Sonderfaktoren und Steuernachzahlungen bedingt durch über mehrere Jahre zurückliegende Betriebsprüfungen. „An Steuern haben wir 6,7 Millionen Euro bezahlt, 1,7 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.“

Weniger Beschäftigte als noch in den Vorjahren

Aber noch eine Zahl ist gesunken und wird wohl auch in den kommenden Jahren weiter zurückgehen: Die Zahl der Mitarbeiter. 315 Mitarbeiter waren zum 31. Dezember 2018 bei der Volksbank Backnang beschäftigt – sieben weniger als im Vorjahr und 15 weniger als 2016. „Sorgen machen müssen sich unsere Mitarbeiter um ihren Arbeitsplatz nicht“, sagte der Vorstandsvorsitzende, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass in den kommenden zwei bis drei Jahren eine jährliche Produktivitätssteigerung von drei Prozent benötigt wird. Diese sollte nach seinen Worten durch natürliche Fluktuation zu erreichen sein.

Einstimmig wurde der Vorschlag zur Gewinnverwendung durch die Versammlung angenommen. Die Dividende, die im Vorjahr von fünf auf vier Prozent gekürzt wurde, bleibt in dieser Höhe auch für dieses Jahr konstant. Jeweils zwei Millionen Euro gehen in die gesetzlichen und die anderen Ergebnisrücklagen.

Rolf Barreuther fasste als Vorsitzender für das Gremium zusammen: „Sie sehen, ‚Die Bank, die verbindet‘ ist weiterhin auf der Erfolgsspur. Wir bewahren Bewährtes, versuchen Neues und machen uns fit für die Zukunft.“ Der Beifall im Saal zeigte, dass die Vertreter diese Einschätzung uneingeschränkt teilten.

Die Volksbank Backnang wird in den nächsten Jahren verstärkt in den Kundenkontakt investieren, sowohl auf dem digitalen als auch dem persönlichen Weg. Dafür wird das Telefonservice-Team vergrößert, digitale Kanäle ausgebaut und in den direkten Kontakt vor Ort investiert. Unter anderem wird es auch einen Umbau der Hautgeschäftsstelle in der Backnanger Innenstadt geben.

Heiter wurde es dann am Ende der ansonsten sehr sachlichen Veranstaltung. Dorothea Hütter wurde für 25 Jahre Aufsichtsratstätigkeit durch Jörg Hildbrand vom Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband geehrt. Die Jubilarin aus Oberstenfeld nutzte die Gelegenheit und erinnerte mit einigen Anekdoten und kleinen Geheimnissen, die mit Lachen des Publikums quittiert wurden, an die Fusion von 2016 mit der Volksbank Backnang. „Bei den Verhandlungen war es mehr als der Lichtenberg, der unsere Banken trennte“, sagte sie. „Damals hatte ich mir auch vorgenommen, nie wieder ein Wort mit Herrn Hildbrand zu reden“, sagte Hütter. Offensichtlich war dieser für ihren Geschmack etwas zu unerbittlich aufgetreten. „Aber heute sprechen wir wieder miteinander“ ergänzte sie.

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Erstellt:
9. Mai 2019, 06:00 Uhr

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