Gaby Hauptmann stößt zum Sender

Zum letzten Mal und mit Wehmut hat der SWR-Intendant Peter Boudgoust die Sender-Höhepunkte vorgestellt

SWR - Der SWR bekommt zwei frische Gesichter: Die Autorin Gaby Hauptmann wird den neuen „Talk am See“ moderieren und Georg Bruder die Nachrichten.

Stuttgart Nein, Peter Boudgoust wollte sich partout nicht dazu äußern, wer ihm als Nachfolger vorschwebt. Er wird nur noch bis Mitte des Jahres Intendant des SWR sein, er hat an diesem Freitag also seine letzte Jahrespressekonferenz geführt, wehmütig und beharrlich schweigend, wer seinen Job erben sollte. Oder gab es doch ein Signal?

Er saß zwischen den beiden Landessenderdirektorinnen, wollte aber die deshalb naheliegende Frage, ob eine der Frauen ihm nachfolgen sollte, nicht beantworten. „Das wäre Hybris“, wehrte Boudgoust ab. Er sagte aber auch: „Jetzt soll eine neue Generation übernehmen.“ Ob der 64-Jährige damit die beiden Direktorinnen Stefanie Schneider und Simone Schelberg gemeint hat? Die eine ist Ende fünfzig, die andere wird dieses Jahr fünfzig.

Bis zum Intendantenwechsel bleibt es Boudgousts Ziel, „die Menschen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg immer wieder mit Neuem zu überraschen“. So sehen die SWR-Höhepunkte in der Übersicht aus.

Die Schriftstellerin und Journalistin Gaby Hauptmann will im neuen „Talk am See“ ab Mai jeden Samstagabend Menschen aus dem Südwesten, die etwas Besonderes erlebt haben, am Bodensee zu Wort kommen lassen. Der Unterschied zum „Nachtcafé“? Die Sendung der 61-Jährigen soll aktueller und nicht monothematisch sein. Hauptmanns Beispiel liefert einen Vorgeschmack: Sie wolle Baden-Württembergs First Lady einladen, sagt sie. Wenn Ministerpräsident Winfried Kretschmann sein Amt aufgebe, werde sie Gerlinde Kretschmann fragen, „wie sie jetzt mit ihm umgehen will, wenn er immer zu Hause sitzt“.

Georg Bruder wird das neue Gesicht von „SWR Aktuell Baden-Württemberg“. Der 39-jährige Journalist tritt die Nachfolge von Dieter Fritz an, der in den Ruhestand geht. Bruder war zuvor unter anderem Chef vom Dienst bei „Zur Sache Baden-Württemberg“ und beim „Nachtcafé“. Ab Mai wird er im Wechsel mit Stephanie Haiber die Hauptnachrichten moderieren.

Es war eine Frau, welche die „Tatort“-Teams aus Stuttgart und dem Schwarzwald bei der Pressekonferenz in den Schatten gestellt hat: Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) feiert ihr 30-Jahr-Jubiläum mit einem Fall, der an ihren dritten Auftritt anknüpft, an „Tod im Häcksler“ von 1991, in dem sie mit einem Dorfpolizisten (Ben Becker) sehr eng getanzt hat. Ben Becker wird in der Jubiläumsfolge, die im nächsten Winter zu sehen sein wird, wieder dabei sein. Die dienstälteste „Tatort“-Kommissarin denkt nicht ans Aufhören. „Warum sollte ich diese schöne Position aufgeben?“, sagte Folkerts bei der Konferenz. „Solange ich rennen kann und schießen kann, werde ich diese Lena Odenthal gerne weiter spielen. Wenn die irgendwann in Rente geschickt wird, werde ich Privatdetektivin.“ Zu den Fällen aus Stuttgart und dem Schwarzwald bleibt nur zu sagen: Sie laufen schon im Frühjahr.

„Wir haben keine belehrende Funktion, sondern eine aufklärende Funktion“, betonte Peter Boudgoust. Trotz bevorstehender Europa- und Kommunalwahlen und populistischer Bewegungen werde man sich nicht in die „Rolle eines politischen Akteurs“ drängen lassen, so der Intendant.

Die ARD plant ein Fernsehduell zur Europawahl. Der CSU-Vizechef Manfred Weber, der für die Europäische Volkspartei ins Rennen geht, trifft dabei auf den Spitzenkandidaten der Sozialdemokraten, Frans Timmermans, bisher Vizepräsident der EU-Kommission. Nach der Wahl im Mai wollen beide EU-Kommissionspräsident werden.

Darüber hinaus sei im Ersten eine Gesprächssendung mit Spitzenkandidaten weiterer Parteien geplant, kündigte der SWR-Chefredakteur Fritz Frey an. Clemens Bratzler, Leiter der Hauptabteilung Multimediale Aktualität, ergänzte, es werde Videointerviews der Kandidaten im Netz geben, das sei bei der großen Anzahl nutzwertiger. Außerdem wird in „24 h – the next Generation“ in Echtzeit, also 24 Stunden lang, ein Tag in Europa aus Sicht junger Menschen aus 24 Nationen erzählt. Und der Dokumentarfilmer Stephan Lamby hat für „Die Notregierung. Ungeliebte Koalition“ die große Koalition seit der Regierungsbildung begleitet.

Zehn Jahre nach dem Amoklauf in Winnenden und Wendlingen zeigt der SWR in einer Fernsehdoku, die in Kooperation mit der Multimedia-Redaktion unserer Zeitung entstanden ist, wie einschneidend das Ereignis war und wie Angehörige der Opfer, die Schule und die Stadt immer noch um Normalität kämpfen.

Die Dokumentation „Amazon außer Kontrolle?“ deckt die fragwürdigen Handelspraktiken des Unternehmens auf. Mit einer Sondersendung im Ersten würdigt der SWR die Entstehung des Grundgesetzes vor 70 Jahren. In „Im Namen des Volkes – Deutschland fragt zum Grundgesetz“ können Bürger Fragen an den Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, stellen.

Thomas Pynchon, einer der einflussreichsten amerikanischen Autoren der Gegenwart, hat dem SWR als weltweit erstem Produzenten für Film oder Radio die Bearbeitung seines Werks „Die Enden der Parabel“ erlaubt. Die Aufnahmen für das 15-stündige Hörspiel werden über ein Jahr dauern, die Ausstrahlung ist für April 2020 geplant.

Multimediale Schwerpunkte werden rund um brisante Themen wie Insektensterben und Lärmschutz geplant. Man setzt dabei auf Interaktivität: Die Bürger können sich beteiligen und per App den Lärm vor der eigenen Haustür messen.

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Erstellt:
2. Februar 2019, 03:14 Uhr

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