Ganztagsbetreuung zieht um

Wegen des steigenden Bedarfs reichen die Räume in der Conrad-Weiser-Schule nicht mehr aus.

Die vor einigen Jahren geschlossene Schule in Rietenau öffnet wieder – die Ganztagsbetreuung zieht dort ein. Archivfoto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Die vor einigen Jahren geschlossene Schule in Rietenau öffnet wieder – die Ganztagsbetreuung zieht dort ein. Archivfoto: A. Becher

Von Renate Schweizer

ASPACH. In der jüngsten Sitzung des Aspacher Gemeinderats stand unter anderem die Weiterentwicklung der Ganztagesbetreuung der Schulkinder auf dem Programm der Sitzung. Es sind nämlich weit mehr Kinder dafür angemeldet, als die derzeitigen räumlichen und personellen Kapazitäten hergeben.

Die Schülerzahlen bleiben gleich oder sinken sogar ein wenig, trotzdem wächst der Bedarf an Betreuung über die reine Unterrichtszeit hinaus für die Schülerinnen und Schüler an den Grundschulen der Gemeinde. Allein an der Conrad-Weiser-Schule sind neun Kinder mehr zur Ganztagesbetreuung angemeldet, als laut aktueller Betriebserlaubnis zugelassen sind, und in Allmersbach am Weinberg sind es sechs Kinder mehr, wie Philip Sweeney, der zuständige Amtsleiter, in seiner Präsentation darlegte. Für das kommende Schuljahr sieht es sogar noch schlechter aus.

Es muss also etwas unternommen werden, soviel ist klar. Und was immer es ist, das da unternommen wird, es muss gut sein für Kinder und Eltern und sämtliche Auflagen und Standards erfüllen, die für Kinderbetreuung im Land gelten. Im Vorfeld der Beratung gab es verschiedene Vorschläge aus Gemeinderat und Verwaltung – aber nach einer Begehung der vorhandenen Räumlichkeiten mit einer Vertreterin des KVJS (Kommunaler Verband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg) verblieben lediglich zwei realistische Alternativen: Der Umbau der „alten“ Schulturnhalle der Conrad-Weiser-Schule zum Hort oder die Verlegung der Ganztagesbetreuung nach Rietenau in die frühere Grundschule dort.

Und natürlich und wie immer: Für und gegen jede Alternative gibt es gewichtige Argumente. Den Sprechern von SPD und FWA (Freie Wählervereinigung) gefiel der Gedanke, die Rietenauer Grundschule wieder mit Kinder-Leben zu füllen. Tatsächlich stehe die Schule da, so berichtete Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff, „als seien die Kinder gestern noch dort gewesen – mit Tischen und Stühlen und brauchbaren Klassenzimmern“. Natürlich brauche man eine Küche und neue Sanitärräume, aber sonst könne man direkt da einziehen.

Die Gemeinde muss die Kinder täglich von Großaspach nach Rietenau bringen.

Die Schulturnhalle der Conrad-Weiser-Schule hingegen müsse man erst umbauen und Raumteiler einziehen, um zwei Kindergruppen unterzubringen. Zudem wären das Ergebnis Räume, die höher als breit sind – schwer vorstellbar, da mit Kindern ganze Nachmittage zu verbringen. Und ohnehin würden die räumlichen Kapazitäten von vorneherein nicht ausreichen.

Gegen den Umzug des Horts nach Rietenau spricht hingegen vor allem, dass die Kinder dann täglich, möglicherweise sogar mehrfach, von Großaspach nach Rietenau gebracht werden müssen. Das ist bei Weitem nicht nur (aber auch) eine Kostenfrage: Verkehrs-, Ökologie- und Standortfaktoren spielen eine Rolle, die Kinder brauchen einen verlässlichen Anlaufpunkt an der Schule, Aufsicht und Betreuung dort und während der Fahrt müssen gewährleistet sein, die Teilnahme an AGs in der Schule wird komplizierter, wenn nicht sogar unmöglich – und nicht zuletzt entfällt aller Voraussicht nach die Landesförderung für Ganztagsbetreuung an Schulen, denn der neue Hort wäre ja eben nicht mehr direkt an der Schule verortet. Pro Gruppe sind das immerhin 12000 Euro pro Jahr und insgesamt in etwa die gleiche Summe, die für den Transfer der Kinder zusätzlich auf die Gemeinde zukommen wird. Da hatten es die Gemeinderätinnen und -räte nicht leicht mit ihrer Entscheidung.

Dass die Kinder dann von ihren Eltern individuell abgeholt werden müssen und damit zwangsläufig die Verkehrsbelastung steigt, machte die Sache nicht einfacher. Joachim Goller (FWA), der auch im Verkehrsbeirat der Gemeinde sitzt, schlug vor, die Kinder am Nachmittag auch per Schulbus wieder nach Großaspach zurückzubringen. Das ist nicht ganz einfach, weil sie bisher je nach Bedarf und Arbeitszeit der Eltern zu unterschiedlichen Zeiten abgeholt wurden und beim Warten auf die Eltern auch wieder beaufsichtigt sein müssen – nichtsdestotrotz versprach die Rathauscrew, diese Möglichkeit zu prüfen.

Die Abstimmung am Ende fiel trotz aller Fürs und Widers erstaunlich eindeutig aus: Bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen zugunsten eines Umzugs nach Rietenau – die Ganztagesbetreuung wird folglich von der Conrad-Weiser-Schule in Großaspach in das alte Schulgebäude in Rietenau verlegt.

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Erstellt:
8. Juli 2020, 06:00 Uhr

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