Gartenhaus im Rundsmühlhof: Ein Elfenwald an der Murr

Stephanie Hoffmann in einem der alten Gewächshäuser. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Stephanie Hoffmann in einem der alten Gewächshäuser. Fotos: Alexander Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Kirchberg an der Murr. Schon das Eingangstor verrät, dass dies der Zugang zu einem ganz besonderen Ort ist. Einer eigenen kleinen Welt voller Fantasie. Wobei – so klein ist diese Welt nun auch wieder nicht. Immerhin ist das Gelände einer ehemaligen Gärtnerei im Rundsmühlhof um die 1,5 Hektar groß. Viele wissen es sicher nicht, aber der Rundsmühlhof mit seiner überschaubaren Anzahl an Häusern und Einwohnern, der zudem unterhalb Erdmannhausens liegt, gehört zu Kirchberg an der Murr. Am Ende der Straße befindet sich die frühere Produktionsgärtnerei. Als sie das Grundstück übernommen habe, berichtet Stephanie Hoffmann, habe es hier, zumindest außerhalb der Gewächshäuser, kein bisschen Grün gegeben. Alles war zubetoniert. Man habe ihr seinerzeit, vor 21 Jahren, vom Kauf abgeraten, so die Mutter einer kleinen Tochter.

Die Floristin legt viel Wert auf liebevolle Dekorationen.

© Alexander Becher

Die Floristin legt viel Wert auf liebevolle Dekorationen.

Die Floristin hatte zu der Zeit noch ihren Blumenladen in Freiberg. Er sei sehr gut gelaufen, erinnert sie sich, doch habe er auch einiges an Kraft gekostet. Und so entschloss sich die junge Unternehmerin, etwas Neues, etwas anderes zu machen. Eine gewaltige Aufgabe lag vor ihr, dankbar ist sie für die Unterstützung ihrer Eltern, befreundeter Künstler und ihres Partners, die ihr dabei geholfen haben, einen Traum wahr werden zu lassen. Sechs der alten Gewächshäuser wurden abgerissen, Beton und Öltank entfernt, das Haus aus den 1930er-Jahren vor allem im Innenbereich saniert. Für die Fassade hatte sie sich etwas Besonderes überlegt. „Das Haus war früher komplett grau“, erzählt sie, es habe keine Bäume, keine Pflanzen gegeben, energetisch befand sich das Gelände gewissermaßen noch in der Steinzeit. Nun ist es zweifarbig gestrichen, umrahmt von Pflanzen. Die Fenster sind individuell gestaltet und umrahmt, jedes Motiv hat dabei eine persönliche Bedeutung und Verbindung zu Stephanie Hoffmann.

Die Deko verkauft sie an bestimmten Wochenenden auch.

© Alexander Becher

Die Deko verkauft sie an bestimmten Wochenenden auch.

Wege und Untergründe hat sie mit Splitt und Sand angelegt, vermutlich um die 30 000 Blumen, Sträucher, Stauden, Bäume, Kräuter gepflanzt. „Aus allem kann man das Beste machen“, findet sie. Und hat sich so ein Paradies geschaffen, das sie auch mit der Öffentlichkeit teilt. Manche der alten Gewächshäuser stehen noch, in eigene kleine Reiche verwandelt. Da gibt es das große Glashaus gleich neben dem Eingang, der aus langen unregelmäßigen Ästen gestaltet ist. Darin steht ein Tiny House mit Veranda, urgemütlich eingerichtet. Drum herum ist es, dank Verglasung, unglaublich hell, selbst an Regentagen. Innen es sorgfältig dekoriert, für so etwas hat die Floristin ein Auge und ein Händchen. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus.

Rund 30.000 Blumen, Sträucher, Stauden, Bäume, Kräuter hat Stephanie Hoffmann auf dem 1,5 Hektar großen Grundstück gepflanzt.

© Alexander Becher

Rund 30.000 Blumen, Sträucher, Stauden, Bäume, Kräuter hat Stephanie Hoffmann auf dem 1,5 Hektar großen Grundstück gepflanzt.

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Gegenüber ist ein alter Holzschuppen geöffnet, auch dieser wunderschön dekoriert, ein Kronleuchter hängt von der Decke. In jeder Jahreszeit wird an drei Verkaufswochenenden saisonal passend dekoriert und geschmückt. Überall auf dem ganzen Gelände finden sich dann fantasievoll gestaltete Stillleben aus großen und kleinen Elementen, regionalen Pflanzen, Stauden, Sträuchern, Hauswurz und Kräutern, üppige Kränze und Gestecke aus Naturmaterialien jeder Art, dazu unterschiedlichste Objekte wie Metalldekorationen, Klangspiele, Steinskulpturen, Antikes und noch viel mehr. Doch geht es Hoffmann, die mit Tochter und Partner hier wohnt, nicht nur darum, Pflanzen und Deko zu verkaufen wie ein üblicher Blumenladen. Sie bietet auch kreative Impulse, Ideen, Anregung für die Gestaltung des eigenen Wohnbereichs.

Das Gartenhaus

© Alexander Becher

Das Gartenhaus

Schon allein diese Arrangements verzaubern. Und dann kommt noch das vielseitig gestaltete Gelände hinzu. Da gibt es einen Bereich, der den Besucher an ein Labyrinth denken lässt. Eibenhecken, die jedoch gut zu überblicken sind, strukturieren verschiedene Wege und Bereiche. Etwa einen Kräutergarten oder versteckte Sitzplätze. Von einem ehemaligen Foliengewächshaus ist nur das Gestänge übrig geblieben, dazwischen erhebt sich ein verwunschener kleiner Wald, in dem der aufmerksame Besucher überall kleine Figuren entdecken kann – Elfen, Kobolde, Zwerge, Drachen. In einem anderen Bereich fühlt man sich in den asiatischen Raum versetzt, hier steht ein hoch aufragender Bambuswald, verziert mit Gebetsfahnen, die allerdings gern von einem Eichhörnchen zum Spielen genutzt werden, wie Stephanie Hoffmann schmunzelnd verrät. Unter hohen Trauerweiden sind Sitz- und Arbeitsplätze angebracht, hier lässt es sich gemütlich Kaffee trinken oder zu Mittag essen, mitten im Grünen, umgeben von grünen Blätterschleiern. Im Osten wird das Grundstück von der Murr begrenzt, die sich hier gemächlich vorbeischlängelt.

Die besondere Atmosphäre dieser kleinen verborgenen Welt lässt sich wunderbar bei verschiedenen Workshops, die Hoffmann das ganze Jahr über anbietet, erleben. „Die Leute sollen in eine andere Welt eintauchen“, wünscht sich die Floristin, die sich selbst durchaus als ein wenig skurril bezeichnet. „Die Naturspiritualität ist ein großer Teil meiner Arbeit.“ Auch wenn das alte Gärtnereigelände mit viel Arbeit verbunden ist, ist sie sehr glücklich darüber, dass sie damals den Schritt gewagt hat: „Ich lebe meinen Traum“, und das möchte sie auch weitergeben.

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Erstellt:
28. September 2025, 15:00 Uhr

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