Neue Daten der Bundesnetzagentur

So stark treibt das Heizen den Gasverbrauch

Infolge der kühlen Temperaturen verbrauchen Haushalte und Gewerbe deutlich mehr Gas. Liegt der Verbrauch zumindest unter dem der Vorjahre?

Temperatur und Gasverbrauch hängen wegen des Bedarfs fürs Heizen stark zusammen.

© imago//Christian Ohde

Temperatur und Gasverbrauch hängen wegen des Bedarfs fürs Heizen stark zusammen.

Von Jan Georg Plavec

Der Gasverbrauch von Haushalten und Gewerbe hat sich binnen zwei Wochen mehr als verdoppelt. Das geht aus vorläufigen Daten hervor, die die Bundesnetzagentur am Donnerstag erstmals auf ihrer Website veröffentlicht hat. Demnach haben die sogenannten Standard-Last-Profil-Kunden (SLP-Kunden) in der vergangenen Woche im Mittel täglich 483 Gigawattstunden (GWh) Gas entnommen. Anfang September waren es noch 196 GWh, also weniger als die Hälfte.

Der jüngste Wert liegt knapp unter dem Verbrauch vom Vorjahr, aber deutlich über dem Mittelwert der Jahre 2018 bis 2021 von 313 GWh. Ein wichtiger Grund dafür ist die kühle Witterung mit Temperaturen, die typischerweise erst im November auftreten. In einer Pressekonferenz am Mittwoch betonte eine Expertin der Bundesnetzagentur, der Gasverbrauch bei Haushalten und Gewerbe sei „extrem temperaturgetrieben“.

Binnen zwei Wochen mehr als verdoppelt

Viele Haushalte beheizen ihre Wohnungen und Häuser früher als üblich. Eigentlich steigt der Gasverbrauch der SLP-Kunden erst Ende September deutlich an, wenn typischerweise die Heizperiode beginnt.

Von den SLP-Kunden zu unterscheiden sind die Industriekunden, darunter fallen insgesamt rund 40 000 Großverbraucher. Sie verbrauchen seit Frühjahr durchweg weniger Gas als in den Jahren 2018 bis 2021. In die Auswertung fließt auch der Gasverbrauch durch Stromerzeugung ein, betont die Bundesnetzagentur.

Einsparziel derzeit verfehlt

Wenn man Großverbraucher sowie Haushalte und Gewerbe zusammennimmt, ist der Gasverbrauch zuletzt ebenfalls deutlich gestiegen – von 1323 GWh pro Tag in der vorletzten Woche auf 1653 GWh in der vergangenen Woche. Insgesamt liegt er aktuell aber noch unter den Werten der Vorjahre. Parallel nimmt der Füllstand der Gasspeicher weiter zu, aktuell beträgt er 91,5 Prozent. Die Explosionen an den Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 haben darauf laut Bundesnetzagentur keine Auswirkungen.

Im Sommer hatte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, ein Einsparziel beim Gasverbrauch von 20 Prozent angemahnt. Vergangene Woche lag er rund sieben Prozent unter dem mittleren Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021 und gut neun Prozent unter dem von 2021. Es erscheint fraglich, ob für den gesamten September minus 20 Prozent erreicht werden können. Im Mai, Juli und August hatte der Gasverbrauch 20 bis 23 Prozent unter dem Mittel der Vorjahre gelegen. Im laufenden Jahr war er nur im April etwas höher als in diesem Zeitraum.

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Erstellt:
29. September 2022, 12:02 Uhr
Aktualisiert:
29. September 2022, 16:49 Uhr

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