Gefahrenstrecke Geisterhöhle wird saniert

Bei den Kirchberger Gemeinderäten stoßen die Ausbaupläne für eine Teilstrecke des Stromberg-Murrtal-Radwegs auf positive Resonanz. Bei dem Projekt wird die Kommune von der beim Landratsamt Rems-Murr-Kreis angesiedelten Stabsstelle Radwege unterstützt.

Bei der Geisterhöhle in Kirchberg an der Murr haben es Radfahrer schwer. Der nicht ungefährliche Weg wird nun saniert. Diese Aufnahme stammt noch aus der Zeit, bevor wegen des Eschentriebsterbens stark in den Forst eingegriffen wurde. Foto. A. Becher

© Alexander Becher

Bei der Geisterhöhle in Kirchberg an der Murr haben es Radfahrer schwer. Der nicht ungefährliche Weg wird nun saniert. Diese Aufnahme stammt noch aus der Zeit, bevor wegen des Eschentriebsterbens stark in den Forst eingegriffen wurde. Foto. A. Becher

Von Ingrid Knack

Kirchberg an der Murr. Der Radweg im Bereich Geisterhöhle bis zur Gemarkungsgrenze von Burgstetten im Murrtal ist sanierungsbedürftig. Schon lange wird der Zustand des Stromberg-Murrtal-Radwegs auf diesem Streckenabschnitt bemängelt. Zum Teil müssen Radler sogar absteigen und ihren Drahtesel schieben. „Da gehen wir in dieser Zeit in Richtung Schlammschlacht“, sagte Bürgermeister Frank Hornek im Gemeinderat. Bis vor Kurzem sei man der Meinung gewesen, dass ein Eingriff aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht möglich sei. „Die Geisterhöhle zu umfahren war die Alternative.“ Deshalb hatte sich die beim Landratsamt Rems-Murr-Kreis angesiedelte Stabsstelle Radwege zunächst mit alternativen Trassenführungen befasst.

Eine Wende gab es indes, als im Frühjahr wegen des Eschentriebsterbens stark in den Forst eingegriffen wurde. Dabei zeigte sich, „wie breit der Weg eigentlich ist“, so Hornek. Torsten Sobotta, stellvertretender Leiter der Stabsstelle Radwege, erklärte: „Man sieht jetzt den alten Weg, wie er früher einmal war – mit einer Breite von 2,20 bis 2,80 Meter.“ Dadurch werde ein Ausbau im Sinne der Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) unter anderem mit einer Wegbreite von 2,50 Metern möglich.

Mithilfe des Landratsamts hat die Kommune nun beim Land einen Zuschussantrag für die Radwegsanierung gestellt. Vom Regierungspräsidium liege eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vor, sagte Hornek. Dies bedeutet: Mit dem Projekt kann begonnen werden, ohne dass die Förderung gefährdet wird. Überdies gebe es noch die Möglichkeit, über das „Sonderprogramm Stadt und Land“ vom Bund Geld abzuschöpfen. „Wir haben es angemeldet.“ Dies sei ein großer Topf, „es kommt darauf an, wer alles darauf zugreift und welches Volumen die anderen Maßnahmen haben“, so Sobotta.

Die Trasse wird ohne zu große Eingriffe in die Natur ausgebaut

Auch bei einer Vor-Ort-Besichtigung mit Vertretern der Kommune, der unteren Naturschutzbehörde, des Forsts und der Stabsstelle Radwege war man sich nach den Worten Sobottas einig, dass angesichts des freigelegten ursprünglichen, breiter als gedachten Radwegs auch auf den bisher als höchst kritisch angesehenen 300 Metern Länge eine qualitativ hochwertige Trasse naturnah ausgebaut werden könne, ohne weiter in die Umgebung einzugreifen. Im Bereich Geisterhöhle, auf der zunächst der Fokus der Planer liegt, ist auf einer Länge von 1,60 Metern ein Geländer geplant, „dass dort niemand in die Murr reinfallen muss“, sagte Sobotta, der überdies die Zertifizierung des Stromberg-Murrtal-Radwegs als Qualitätsroute nicht gefährdet sehen möchte. Mit einer Bauzeit von vier Wochen im Herbst wird gerechnet.

Stefan Hein, Dezernent für Bauen, Umwelt und Infrastruktur beim Landratsamt Rems-Murr-Kreis, machte deutlich: „Es ist so, dass wir hier nicht den klassischen Wegebau mit Asphalt haben. Wir haben ein Stück, das einmal vom Gefälle und von der Bauart her anders ist, als wir vom Straßenbauamt und als Radwege-Stabsstelle es kennen.“ Auch der Forst spreche ein Wörtchen dabei mit, wie der Weg auszusehen habe. Der Forst lege Wert darauf, dass der Weg sandwassergebunden sei. Das heißt, dass kein Bindemittel verwendet wird. Hein: „Das ist eine interessante Bauweise, die durchaus geeignet ist für Radwege.“ Die Befürchtung, dass sich Steine lösen und Rillen bilden könnten, die für Radler sogar gefährlich werden könnten, bestehe bei einem „vernünftigen“ Einbau nicht. „Wir haben über den Forst Unternehmer mit ins Boot genommen, die das auch leisten können. Wir werden bei jedem Einbautag persönlich zugegen sein und das auch überwachen.“ Bei der sandwassergebundenen Lösung habe man auch eine Verschleißschicht. Das heißt, die obersten vier Zentimeter mit der feinsten Körnung könnten separat erneuert werden. Und: „Ansonsten wird jeder Regen, der drauffällt, für eine weitere Verdichtung sorgen.“ Irgendwann glichen sich die Schichten in puncto Festigkeit an und würden hart wie Beton.

Hein empfahl dem Gremium im Rahmen der sogenannten freihändigen Vergabe einen Unternehmer, der zwar nicht der billigste Bieter war, dafür aber ein Angebot abgegeben hatte, das die dauerhafteste Lösung verspricht. Vertreter der Kommune, des Forsts und der Stabsstelle Radwege waren im Vorfeld mit jedem der drei angesprochenen Unternehmer vor Ort, um die kritischen Stellen zu begutachten. Diese betreffen vor allem die Ausführung zur Murr hin und das Geländer. Einer der Unternehmer zog sein Angebot daraufhin gleich wieder zurück, zwei gaben Angebote ab, die aber preislich relativ weit auseinanderliegen. Einstimmig votierte der Gemeinderat dafür, dass die Firma Schick aus Wüstenrot-Neulautern mit den Arbeiten beauftragt wird. Kostenpunkt: netto 29375 Euro und brutto 34956 Euro. Unter anderem hatte das Unternehmen vorgeschlagen, für das Geländer Stahlpfosten zu verwenden.

Gudrun Wilhelm von der Freien Liste Kirchberg sagte: „Ganz Kirchberg freut sich, dass dieses Stück Radweg bei der Geisterhöhle endlich gemacht wird.“ Sie bat darum, den Radweg aber auch in seiner gesamten Länge im Blick zu behalten – wer dort unterwegs sei, sehe, wie wunderschön das Murrtal sei, „gerade auf dieser Etappe“. Zudem regte sie an, auf die Geisterhöhle als Attraktion hinzuweisen und auf die entsprechende Sage Bezug zu nehmen.

Hein widersprach allerdings in Bezug auf den letzten Punkt. „Unser Amt für Umweltschutz sagt das Gegenteil.“ Die Geisterhöhle solle nicht die Neugier von Wanderern und Radfahrern wecken, die im schlimmsten Fall zur Höhle hochkletterten, um sich alles genau anzuschauen. „Das will man gerade nicht. Ich würde ungern ein Schild dort hinstellen. Wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist. Der Mensch ist manchmal sehr zerstörerisch unterwegs.“ Weitere Beiträge von Erich Drexler (Gesundes Gemeinwesen Kirchberg) und Martin Wolf (Freie Liste Kirchberg) betrafen die Randbefestigung des Wegs und eventuelle Hangabrutschungen, die aber nach den Worten der Planer kein Problem darstellten. Gerd Bärlin von der Bürgerunion Kirchberg erinnerte daran: „Vor zirka zehn bis zwölf Jahren sind wir schon mal so weit gewesen, dass wir die Vergabe beschlossen haben. Dann sind wir ausgebremst worden.“ Leider habe die Sanierung so lange auf sich warten lassen.

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Erstellt:
7. Oktober 2021, 06:00 Uhr

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