Gegen das „Dunkelfeld“: Meldestelle für Antisemitismus

dpa/lsw Stuttgart. Antisemitische Vorfälle in Baden-Württemberg können von Dienstag an auf einer Online-Plattform gemeldet werden. Betroffene könnten so unterstützt und die Vorfälle im Land dokumentiert und eingeordnet werden, sagte der Beauftragte der grün-schwarzen Landesregierung gegen Antisemitismus, Michael Blume, am Montag in Stuttgart.

Wer von Antisemitismus betroffen ist oder etwas mitbekommt, kann laut Blume online oder telefonisch die Meldestelle des Demokratiezentrums Baden-Württemberg kontaktieren. Erfahrungsgemäß seien Betroffene sehr zurückhaltend damit, zur Polizei zu gehen, sagte Blume. „Die Hürden, sich an die Meldestelle zu wenden, sind niedriger“, sagte er.

In Deutschland gibt es laut Landesregierung pro Tag mindestens fünf Übergriffe auf Bürger jüdischen Glaubens, der Angriff auf die Synagoge in Halle sei nur die Spitze des Eisbergs. Blume sagte, lange Zeit sei beim Thema Antisemitismus aber nur auf die Kriminalitätsstatistik geschaut worden. Es gebe noch sehr viel mehr Beleidigungen und Bedrohungen, vor allem im Internet. „Wir wollen an dieses Dunkelfeld ran“, sagte er. Das Demokratiezentrum könne Betroffene oder Zeugen beraten, aber auch an die Polizei vermitteln.

Außerdem könne man sich mit der neuen Meldestelle erstmals einen Überblick darüber verschaffen, wo es im Land schwerpunktmäßig Probleme und wie viele Vorfälle es tatsächlich gebe - auch unterhalb der Schwelle zur Straftat. Die gemeldeten Vorfälle könnten mit den Polizeizahlen verglichen werden, die Situation in Baden-Württemberg mit der in anderen Bundesländern abgeglichen werden.

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Erstellt:
18. November 2019, 13:46 Uhr

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