Gemälde von Kurfürstenpaar nach Jahrzehnten wieder vereint

dpa/lsw Mannheim. Vor mehr als 250 Jahren wurden Elisabeth Auguste und Carl Theodor verheiratet. Dem Kurfürstenpaar war keine glückliche Ehe vergönnt. Besonders ein traumatisches Erlebnis ließ die beiden auseinander driften. Nun sind sie als Kunstwerke wieder näher aneinander gerückt.

Die Porträts von Kurfürstin Elisabeth Auguste (r) und Kurfürst Carl Theodor von Heinrich Carl Brandt. Foto: Uwe Anspach/dpa

Die Porträts von Kurfürstin Elisabeth Auguste (r) und Kurfürst Carl Theodor von Heinrich Carl Brandt. Foto: Uwe Anspach/dpa

Nach Jahrzehnten hat das zu Lebzeiten entfremdete Kurfürstenpaar Elisabeth Auguste und Carl Theodor wieder zusammengefunden: In gebührendem Abstand werden ihre beiden großformatigen Porträts in den Reiss-Engelhorn-Musseen gemeinsam gezeigt. Anlässlich des Geburtstags der Kurfürstin am 17. Januar vor 300 Jahren gesellt sich der bislang im Kurpfälzischen Museum Heidelberg beheimatete Gatte zu ihr. Nach dem Krieg waren die zuvor im Mannheimer Schlossmuseum präsentierten Gemälde auseinander gerissen worden, wie die Reiss-Engelhorn-Museen mitteilten.

Die mehr als drei Meter hohen Bilder im spätbarocken Stil stammen von Heinrich Carl Brandt (1724-1787), dem Kabinettporträtmaler am Mannheimer Hofe. Im Prunksaal des Museums werden künftig unter den Augen des Herrscherpaars Veranstaltungen wie Konzerte und Vorträge stattfinden - sofern der Lockdown aufgehoben ist. Auch Carl Theodor war ein Musik- und Kunstliebhaber. Mit der Regentschaft des Kurfürstenpaares begann eine Blütezeit für Mannheim und die Kurpfalz. Ihr Hof wurde zu einem der führenden kulturellen Zentren Europas. Die beiden Porträts wurden anlässlich der Gründung einer Kunstakademie geschaffen.

Die Herrscher sind mit den Insignien der Macht dargestellt: Carl Theodor (1724-1799) im Purpurmantel mit Hermelin trägt die Kette des Hubertusordens, des kurfürstlich-pfälzischen Hausordens; auf einem Tisch befindet sich ein Kissen mit Kurhut und zu seinen Füßen der pfälzische Löwe, stellvertretend für seine Kurwürde, deren Träger den Kaiser wählen durften. Auch Elisabeth Auguste (1721-1794) ist mit den Symbolen der Macht abgebildet. Ein Füllhorn mit Münzen deutet auf ihr Engagement für Arme und Kranke hin. Die im Unterschied zu ihrem Mann volkstümliche Herrscherin gilt als politische Strippenzieherin im Hintergrund.

Elisabeth Auguste von Pfalz-Sulzbach war die älteste Tochter des Pfalzgrafen Joseph Carl Emanuel von Pfalz-Sulzbach (1694-1729) und der Prinzessin Elisabeth Auguste Sophie von Pfalz-Neuburg (1693-1728). 1742 wurde die Enkelin des Kurfürsten Karl Philipp von der Pfalz in Mannheim mit ihrem Vetter Carl Theodor von Pfalz-Sulzbach (1724-1799) vermählt. Noch im selben Jahr übernahmen ihr Mann und sie die Regentschaft. Die Ehe blieb nach dem Tod des lange ersehnten Stammhalters kurz nach dessen Geburt kinderlos. Das Kurfürstenpaar lebte sich auseinander und hatte andere Beziehungen. „Beide waren keine Kostverächter - Carl Theodor machte kein Geheimnis um seine Mätressen“, sagt Andreas Krock, Sammlungsleiter Malerei, Grafik, Skulpturen der Reiss-Engelhorn-Museen.

Ab 1768 zog sich Elisabeth Auguste immer öfter in ihre Sommerresidenz im Schloss Oggersheim zurück. Hier wohnte sie auch nach Carl Theodors Regierungsantritt in München 1778 als Kurfürst von Pfalz-Bayern. Im Jahr 1793 floh sie vor den französischen Revolutionstruppen nach Mannheim und von dort nach Weinheim, wo sie bis zu ihrem Tod im dortigen Schloss lebte.

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Erstellt:
15. Januar 2021, 08:20 Uhr

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