Erzieherinnen und Erzieher werden in Backnang und der Umgebung dringend gesucht

In der Sportkita in der Plaisir in Backnang ist die Ganztagsbetreuung wegen Personalmangels eingeschränkt, aber auch viele andere Träger haben Probleme, Betreuungspersonal zu finden. So ist die Lage in den Gemeinden der Region.

Dass die Kinder fachkundig und liebevoll betreut und gefördert werden, ist Eltern und Kommunen gleichermaßen wichtig. Doch wenn das Personal fehlt, wird es schwierig, diesen Anspruch zu erfüllen. Symbolfoto: stock.adobe.com/lordn

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Dass die Kinder fachkundig und liebevoll betreut und gefördert werden, ist Eltern und Kommunen gleichermaßen wichtig. Doch wenn das Personal fehlt, wird es schwierig, diesen Anspruch zu erfüllen. Symbolfoto: stock.adobe.com/lordn

Von unserer Redaktion

Backnang So massiv wie in der Sportkita Plaisir sind die Personalprobleme zum Glück in keiner anderen Backnanger Tagesstätte, doch Engpässe gibt es auch anderswo. So musste zuletzt etwa die Kita im Schladminger Weg in Maubach krankheitsbedingt zeitweise ihre Öffnungszeiten reduzieren. In den 23 kommunalen Tagesstätten sind nach Angaben von Mario Wolf, der als Sachgebietsleiter im Amt für Familie, Jugend und Bildung arbeitet, insgesamt etwa 15 Stellen zurzeit nicht besetzt. Um auch in Zukunft genügend Erzieherinnen und Erzieher zu finden und langfristig zu halten, will die Stadt die Arbeitsbedingungen in den Tagesstätten attraktiver machen. Eine Arbeitsgruppe soll dafür Vorschläge erarbeiten. Einiges wurde auch schon umgesetzt: So beschäftigt die Stadt seit November eine neue Fachberaterin, die die Kitaleitungen bei der pädagogischen Arbeit unterstützt. In Tagesstätten ab drei Gruppen gibt es nun außerdem eine stellvertretende Leitung, die eine höhere Vergütung erhält.

Murrhardt Auch die Walterichstadt hat Mühe, den Mindestpersonalschlüssel an Betreuungskräften stets sicherzustellen, berichtet Bürgermeister Armin Mößner. Zurzeit ist eine 80-Prozent-Stelle einer schwangeren Mitarbeiterin unbesetzt, für die es erst im September Ersatz gibt. Bisher mussten in einer Einrichtung die Öffnungszeiten reduziert werden, weil es mehrere Krankheitsfälle gleichzeitig gab. Um den Bedarf auch künftig decken zu können, schafft die Stadt weitere Kitaplätze. „Allerdings scheint es momentan tatsächlich einfacher zu sein, Kitas zu bauen und zu finanzieren, als das erforderliche Personal hierfür zu gewinnen“, so Mößner. In puncto Mitarbeiterbindung und -gewinnung versucht die Stadt, selbst Fachkräfte auszubilden, mitarbeiterfreundliche Arbeitszeiten anzubieten sowie die Einrichtungen möglichst selten zu schließen, weil dies den Beschäftigten mehr Freiraum bei der Urlaubsplanung lässt. Neben in der Regel unbefristeten Arbeitsverträgen, Übernahme nach Ausbildung oder Praktikum und gutem Arbeitsklima setzt Murrhardt auch auf gute Weiterbildungsmöglichkeiten sowie eine hauseigene Fachberatung. Außerdem gibt es einen Zuschuss zum „Jobrad“.

Aspach „Wir schätzen uns wirklich glücklich, dass bei uns aktuell alle Kitastellen besetzt sind und wir auch sonst keinen Mangel an pädagogischen Fachkräften haben“, sagt Madelaine Fischer, Hauptamtsleiterin der Gemeinde Aspach. „Es ist eine Momentaufnahme, aber derzeit sieht es wirklich gut aus.“ Der Betrieb sei in den vergangenen Monaten daher auch zu keinem Zeitpunkt nennenswert beeinträchtigt gewesen. „Alles in allem waren es höchstens ein bis zwei Tage und das auch nur in zwei Einrichtungen“, fährt Fischer fort. Das Klima scheint unter den Kitabeschäftigten in Aspach also sehr positiv zu sein. Das liege nicht zuletzt an der Urlaubsgestaltung, die von den Angestellten neben der geringen Fluktuation immer wieder lobend erwähnt werde, erklärt die Hauptamtsleiterin. „Wir haben nur fünf bis zehn feste Schließtage im Jahr, ansonsten ist die Urlaubsgestaltung flexibel. Das ist natürlich gut für das Privatleben und wird von unseren Beschäftigten geschätzt.“

Neues Personal zu bekommen ist schwierig

Weissach im Tal „Die Problemsituation des Fachkräftemangels im Kitabereich ist uns leider gut vertraut“, sagt Weissachs Bürgermeister Daniel Bogner. Neues Personal zu bekommen sei schwierig. „Wir haben die Stellenanzeige für pädagogisches Fachpersonal quasi dauerhaft ausgeschrieben, bekommen allerdings immer nur vereinzelt geeignete Bewerbungen.“ Derzeit seien die Personalschlüssel für die Betreuungsangebote zwar knapp erfüllt, allerdings mangele es an Vertretungen. Daher sei es im vergangenen Jahr vereinzelt auch zu Einschränkungen gekommen. Das Kinderhaus Oberweissach etwa musste einmal komplett schließen, weil acht von elf Fachkräften zeitgleich krank waren. Um Weissach im Tal für Kitapersonal attraktiver zu machen, setzt die Gemeinde auf die Summe vieler kleiner Maßnahmen wie kostenlosen Sprudel und Kaffeevollautomaten in den Kitas oder auch die Möglichkeit, Job-Bikes zu leasen. Mit dem neuen Kinderhaus an der Weissach und den beiden kirchlichen Kindergärten sei der Bedarf an Betreuungsangeboten gedeckt, so Bogner. Aktuell sei kein weiterer Ausbau geplant. „Wenn dem so wäre, wäre der Fachkräftemangel sicherlich die größte Hürde.“

Auenwald Selbstverständlich sei der Fachkräftemangel auch in Auenwald spürbar, bestätigt Bürgermeister Kai-Uwe Ernst. „Dennoch sind wir in der glücklichen Lage, dass wir – zumindest aktuell im Kindergartenbereich – sämtliche Stellen besetzt haben.“ Das sei aber keineswegs selbstverständlich, so der Rathauschef, und nur möglich, weil die Gemeinde die Betreuungszeiten im engen Austausch mit den Eltern und den Einrichtungen dem tatsächlichen Bedarf angepasst habe. Dennoch mussten die Öffnungszeiten in den vergangenen zwölf Monaten aufgrund von Personalausfällen auch in Auenwald teils vorübergehend eingeschränkt werden. Um sicherzustellen, dass weiterhin sämtliche Stellen besetzt bleiben, bietet die Gemeinde ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vielfältige Fortbildungsmöglichkeiten und versucht, die Arbeitsbedingungen möglichst attraktiv zu gestalten, etwa mit der Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten, oder der flexiblen Gestaltung der Verfügungszeit für Vor- und Nachbereitung.

Sulzbach an der Murr In der Gemeinde ist lediglich ein Kindergarten mit einer Gruppe und eine betreute Spielgruppe in kommunaler Trägerschaft. Hier gibt es keinen Fachkräftemangel, weshalb bislang auch keine Einschränkungen vorgenommen werden mussten, meldet die Sulzbacher Verwaltung. Anders sieht es beim zweigruppigen Kindergarten der katholischen Kirchengemeinde aus. Dort fehlen derzeit fast zwei Vollzeitstellen (180 Prozent), weshalb die Öffnungszeiten verkürzt werden mussten. Obwohl der Kindergarten eigentlich Ganztagesbetreuung anbietet, können die Kinder aktuell nur von 7.30 bis 13 Uhr kommen. Allerdings ist Sabine Rupp, die Kindergartenbeauftragte/Verwaltung des Dekanats Rems-Murr, zuversichtlich, dass die Stellen bald wieder besetzt werden können. Die evangelische Kirche ist Träger von zwei Kindergärten. Christhild Schenk, die dort für die Fachberatung zuständig ist, bestätigt zwar die angespannte Situation bei der Personalfindung, erklärt aber auch: „In Sulzbach ist es uns dank großem Einsatz und persönlichem Engagement gelungen, alle Stellen zu besetzen.“

Eine 100-Prozent-Stelle bleibt vorübergehend unbesetzt

Allmersbach im Tal Ab dem 1. Juli bis zum Beginn des neuen Kindergartenjahrs am 1. September bleibt in Allmersbach im Tal eine 100-Prozent-Stelle unbesetzt. „Allerdings kann dies durch das vorhandene Personal abgefedert werden“, sagt Bürgermeisterin Patrizia Rall. Die Stelle einer Vertretungskraft auf 520-Euro-Basis konnte die Gemeinde zudem trotz wiederholter Ausschreibung nicht besetzen. Zu einzelnen Schließtagen sei es im vergangenen Winter aufgrund einer Erkrankungswelle in einer Einrichtung gekommen. Der generelle Personalmangel verzögert aus Sicht der Bürgermeisterin durchaus den Ausbau der Betreuungsangebote. Beim derzeit geplanten Bau des dritten Kindergartens sei die Verwaltung besorgt, ob entsprechendes Betreuungspersonal gefunden werden kann. Das Fachpersonal versucht die Verwaltung mit Wertschätzung an die Gemeinde zu binden, etwa durch einen Blumenstrauß am Ende eines Kindergartenjahrs. Darüber hinaus plant die Verwaltung laut Rall ein betriebliches Gesundheits- und Fortbildungsmanagement. Die Weiterbildung einer Mitarbeiterin zur Gruppenleitung wurde bereits finanziell unterstützt.

Oppenweiler Bislang konnten in Oppenweiler alle Kindergartengruppen erhalten werden, nur vereinzelt habe man schließen oder verkürzt öffnen müssen. „Aber nicht weil Stellen unbesetzt waren, sondern aufgrund von Erkrankungen von Mitarbeitenden“, erklärt Amtsleiterin Cornelia Köhnlein-Bass. Den Fachkräftemangel spüre man aber auch in der Sturmfedergemeinde, „es fällt uns zunehmend schwer, Personal zu finden“. Dass man sich einiges einfallen lassen muss, um Fachkräfte zu binden, bestätigt Cornelia Köhnlein-Bass. Die Gemeinde Oppenweiler bietet ihren Mitarbeitern etwa einen vergünstigten Eintritt in das Mineralfreibad, einen Zuschuss zum Jobfahrrad sowie Mitarbeiterausflüge und -feste. Die Amtsleiterin hebt auch die familiäre Atmosphäre hervor: „Da wir eine kleine Gemeinde sind, kann ich es mir als Personalverantwortliche leisten, meine Mitarbeitenden persönlich zu kennen. Mir liegt jede und jeder als Person sehr am Herzen.“

Althütte In den vier Tagesstätten in Althütte sind laut Bürgermeister Reinhold Sczuka zurzeit zwar alle Stellen besetzt, doch die Personalsuche, wenn Mitarbeiterinnen in Rente gehen oder wegziehen, werde zunehmend schwieriger. „Da muss man Glück und Geduld haben“, sagt der Bürgermeister. Auch wenn Erzieherinnen krankheitsbedingt ausfallen, kann es zu Engpässen kommen. Deshalb mussten etwa im Kindergarten Kunterbunt in den vergangenen beiden Wochen die Betreuungszeiten am Nachmittag reduziert werden. Ab Montag soll dort laut Sczuka aber wieder Normalbetrieb herrschen. Mit übertariflichen Zuschlägen Personal zu locken ist für den Bürgermeister kein Thema: „Es bringt nichts, sich gegenseitig zu überbieten.“ Wichtiger ist es in seinen Augen, gute Arbeitsbedingungen und funktionierende Teams zu haben. Als zusätzlichen Anreiz plant die Gemeinde außerdem, den Beschäftigten einen Zuschuss zum 49-Euro-Ticket zu gewähren.

Die Fluktuation des Personals ist in Burgstetten und Spiegelberg gering

Kirchberg an der Murr Bürgermeister Frank Hornek bestätigt auch für Kirchberg den Fachkräftemangel: „Er ist für die Gemeinde spürbar und es ist regelmäßig eine Herausforderung, qualitativ gutes Personal für unsere Kitas zu bekommen. Derzeit sind sämtliche Stellen besetzt.“ Aufgrund dieser erfreulichen Situation gab es bisher weder Schließtage noch verkürzte Öffnungszeiten. Ebenso erfreulich ist, dass nach der aktuellen Bedarfsplanung die Betreuungsangebote der Gemeinde Kirchberg voll ausgebaut sind. Laut Hornek ist ein Mix aus verschiedenen Maßnahmen wichtig, um gute Fachkräfte für die Kitas zu gewinnen beziehungsweise die vorhanden Mitarbeiterinnen zu binden. Dazu gehören diverse mitarbeiterfreundliche Regelungen, eine gute Führung der Kitas, eine qualitativ sehr gute Arbeit in den Kitas und vor allem auch ein „sich Wohlfühlen in den Teams“.

Burgstetten Aktuell sind alle Stellen in den Kitas besetzt, „mit sehr gutem Personal“, wie die Burgstettener Hauptamtsleiterin Steffi Lämmle betont. Von Einschränkungen war in den vergangenen zwölf Monaten nur eine zweigruppige Einrichtung betroffen. Als mehrere Erzieherinnen gleichzeitig krank waren, mussten dort die Öffnungszeiten an einem Tag verkürzt werden. Doch sonst war der Betrieb uneingeschränkt möglich, auch dem Ausbau der Betreuungsangebote steht nichts im Weg. So hat erst im März der neue Naturkindergarten in Erbstetten seine Pforten wie geplant öffnen können. Die Fluktuation des Personals ist in Burgstetten gering, dazu tragen sicher die arbeitnehmerfreundlichen Rahmenbedingen bei, etwa die Möglichkeit für Fortbildungen, Gleitzeit und ein regelmäßiger Austausch mit den Leitungskräften. Des Weiteren bemüht man sich, auf die Wünsche des Personals bezüglich der Arbeitszeiten einzugehen. Einmal im Jahr findet eine Beurteilungsgespräch mit leistungsorientierter Bezahlung statt.

Großerlach Aktuell seien alle Stellen besetzt und man spüre den Fachkräftemangel nur dann, wenn eine Stelle wiederbesetzt werden müsse, sagt Hauptamtsleiter Steffen Barth. Davon sei vor allem der Bereich der Ganztagsbetreuung betroffen. Vertretungs- und Springerkräfte sind ebenfalls schwer zu finden, doch nur an einem einzigen Tag war in den vergangenen Monaten wegen krankheitsbedingten Ausfällen nur eine Notbetreuung möglich. Um ihrem Personal entgegenzukommen, bietet die Gemeinde Großerlach die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit an sowie eine flexible Arbeitszeitgestaltung, sofern das möglich ist. Die Verfügungszeiten, also das Vor- und Nachbereiten der Arbeit in der Kinderbetreuung, kann auch im Homeoffice geleistet werden.

Spiegelberg Da die Gemeinde im kommunalen Kindergarten keine hohe Fluktuation hat, spürt man den Fachkräftemangel in Spiegelberg noch nicht so sehr. Teilweise kam es aber dennoch zu Gruppenschließungen, wobei die Betreuung für Berufstätige immer gewährleistet wurde. Ursache sei die Erkrankung mehrerer Erzieherinnen gewesen, während gleichzeitig andere Urlaub hatten, erklärt Bürgermeister Uwe Bossert: „Derartig ungünstige Verkettungen sind einfach höhere Gewalt.“ Die wesentliche Präferenz zur Auswahl des Arbeitsplatzes sei für Erzieherinnen die Nähe zum Wohnort, beobachtet Bossert. „Unser Erfolg bei der Personalgewinnung hängt also eher davon ab, ob hier in der Umgebung eine entsprechend qualifizierte Arbeitskraft gerade Bedarf an einer Arbeitsstelle hat.“ Die geringe Fluktuation schreibt er dem guten Betriebsklima zu. Die Wege zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer seien kurz und die Bürokratie sei gering.

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Erstellt:
16. Juni 2023, 06:00 Uhr

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Damit alle Kinder auch weiterhin bestens betreut werden können, müssen die Fachkräfte optimal eingesetzt werden. In der Sportkita Plaisir macht zum Beispiel Susanne Kraus von der TSG Backnang mit den Kinder sportliche Übungen. Foto: Alexander Becher
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