Genossenschaft treibt Pläne für Fischzucht im Bodensee voran

dpa/lsw Konstanz. Die Berufsfischer am Bodensee leiden seit Jahren unter geringen Erträgen. Könnte eine Aquakultur in Netzgehegen die Lösung sein? Aus der Politik kommen warnende und ablehnende Stimmen.

Der baden-württembergische Landtagsabgeordnete Reinhold Pix (Bündnis 90/Die Grünen)spricht bei der Nominierungsveranstaltung für die baden-württemberische Landtagswahl 2016. Foto: Patrick Seeger/dpa

Der baden-württembergische Landtagsabgeordnete Reinhold Pix (Bündnis 90/Die Grünen)spricht bei der Nominierungsveranstaltung für die baden-württemberische Landtagswahl 2016. Foto: Patrick Seeger/dpa

Die Genossenschaft „Regio Bodensee Fisch“ will ihre Pläne für eine Fischzucht im Bodensee vorantreiben. Ein Antrag für eine Aquakultur liege in der Entwurfsfassung vor, sagte ein Sprecher des Landratsamtes in Konstanz. Dieser diene zunächst als Besprechungsgrundlage, um mit Vertretern der Gruppe zu klären, welche Unterlagen für den Antrag noch erforderlich seien.

„Mein Bauchgefühl sagt "Wir schaffen das"“, sagte der Vorsitzende der Genossenschaft, Martin Meichle. Einen konkreten Zeitplan gebe es bislang aber noch nicht. Die Genossenschaft will als Pilotprojekt bis zu vier Netzgehege mit einer Größe von 12 mal 12 Metern in einer Tiefe von 30 Metern im Bodensee installieren. Derzeit sei man in Gesprächen mit einer Firma aus der Türkei, die den Bau der geplanten Netzgehege umsetzen solle.

Der Agrarexperte der Landtags-Grünen, Reinhold Pix, äußerte sich sehr kritisch. „Wir werden keinen offenen Netzgehegen zustimmen, bei denen Futtermittel und Kot unkontrolliert in den See eingetragen werden“, teilte er mit. „Es ist völlig ungeklärt, welche Auswirkungen dies auf die Gewässerökologie, das Trinkwasser und den Tourismus haben kann.“ Zudem schließe die Richtlinie der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee Netzgehege im See aus.

„Die Genossenschaft hat selbstverständlich das Recht, einen Genehmigungsantrag zu stellen“, sagte Pix. „Ebenso selbstverständlich gehen wir aber von einem ablehnenden Bescheid des Landratsamts aus.“

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Landtags-SPD, Reinhold Gall, sieht das ähnlich. „Es wird Zeit, dieses Thema ein für alle Mal zu beerdigen“, sagte er. Das Projekt sei nicht genehmigungsfähig. „Die Ökologie des Sees und unsere Trinkwasserversorgung aus dem See vertragen keine Aquakultur, und sämtliche anderen Anrainerstaaten lehnen das ebenfalls ab.“

Hintergrund der Pläne sind die seit Jahren sinkenden Erträge der Berufsfischer am Bodensee. 2018 sei vor allem beim Felchen das schlechteste Fangjahr seit Aufzeichnung gewesen - in diesem Jahr seien die Zahlen noch einmal massiv zurückgegangen, sagte Meichle. Die Mehrheit der Berufsfischer am Bodensee lehnt eine Aquakultur ab, ebenso wie mehrere Umwelt- und Naturschutzverbände.

Nach Angaben der FDP ist es nicht geklärt, ob das Verbot von Netzgehege-Anlagen in den internationalen Bodensee-Richtlinien für das deutsche Recht bindend ist. „Die Gewissheit der Grünen in diesem Zusammenhang verwundert mich“, erklärte der FDP-Abgeordnete Klaus Hoher. „Ich fordere Grün-Schwarz daher nochmals auf, nun endlich eine rechtsverbindliche Regelung vorzulegen, die Aquakulturen innerhalb dieses wichtigen europäischen Trinkwasserspeichers klar ausschließt.“

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Erstellt:
21. Oktober 2019, 16:59 Uhr

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