Getreideernte ist durchschnittlich

Winterraps bereitet wieder Sorgen – Die letzten Junitage waren zu heiß und haben etwas Ertrag gekostet

So stark ausgeprägte Hitzewellen wie im vergangenen Jahr gab es 2019 nicht. Aber auch die kurzen Hitzeperioden können dem Getreide schon ganz schön zu schaffen machen –ebenso der Wassermangel. Auch wenn mancherorts die Ernte wegen der Sommergewitter unterbrochen werden musste, fallen die Erträge durchschnittlich aus.

Die Getreideernte rund um Backnang ist abgeschlossen. Archivfoto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Die Getreideernte rund um Backnang ist abgeschlossen. Archivfoto: A. Becher

Von Sarah Schwellinger

und Silke Latzel

BACKNANG. Die Ernte von Getreide ist in den meisten Teilen des Landes bereits abgeschlossen, in den späteren Lagen jedoch witterungsbedingt unterbrochen.

In Backnang und Umgebung ist die Getreideernte unauffällig verlaufen, wie Hermann Gerstenlauer vom Landwirtschaftsamt bestätigt: „Dieses Jahr sind wir in einem üblichen Rahmen.“ Jürgen Maurer, Vorsitzender des Bauernverbands Schwäbisch Hall/Hohenlohe/Rems spricht sogar von „leichten überdurchschnittlichen Erträgen“.

Haben sich die Hitze und die damit verbundene Dürre und der Wassermangel aus dem Vorjahr also doch nicht auf die aktuelle Ernte auswirkt? „Das Wasserdefizit ist nicht das alleinige Hauptproblem bei Getreide“, so Gerstenlauer. Schlimmer seien zu hohe Temperaturen. Getreide wächst am besten in gemäßigtem Klima, wie beispielsweise im Norden Deutschlands. Hitzewellen sind Gift für die Pflanzen. „Schon drei bis vier Tage mit Temperaturen über 30 Grad können bewirken, dass die Pflanzen in die Abreifphase umschalten“, erklärt Gerstenlauer. Und Maurer ergänzt: „Eine solche Hitzeperiode wie 2018 wird in Zukunft keine Ausnahme bleiben, aber auch nicht zur Regel werden. Dieses Jahr waren nur die letzten Junitage zu heiß, die haben uns schon etwas Ertrag gekostet.“ Zuckerrüben und Mais könnten solche Hitzeperioden allerdings etwas länger aushalten.

„Winterraps ist pflanzenbaulich gesehen eine Mimose“

„Die meisten Landwirte, mit denen wir bislang gesprochen haben, sind mit den Erträgen zufrieden“, so Gerstenlauer. Bei der Ernte der Wintergerste und beim Hafer gab es durchschnittliche Erträge. Auch die Erträge des Winterweizens seien gut: „Der Ertrag war durchschnittlich, vielleicht fünf bis zehn Prozent geringer als erwartet.“ Ähnlich wie in den konventionellen Betrieben sehe die Situation bei den Bio- und Ökobetrieben aus, weiß Maurer. „Aber dort gibt es meistens auch noch Restbestände aus 2018, die jetzt noch abverkauft werden können.“ Für den Raps allerdings ist das Jahr 2019 kein gutes. Doch das kommt nicht überraschend. Schon seit mehreren Jahren gehen die Erträge zurück: „Der Winterraps ist pflanzenbaulich gesehen eine Mimose, was Witterungsextreme angeht“, so Gerstenlauer.

Nach den bislang im Statistischen Landesamt vorliegenden Ergebnissen zeigt sich ein je nach Getreideart unterschiedliches Bild, wobei sich in der Gesamtschau eine Durchschnittsernte abzeichnet. Die gesamte Erntemenge an Getreide (ohne Körnermais) wird derzeit auf 2,95 Millionen Tonnen geschätzt, das sind nur 1,5 Prozent unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Die wechselhaften Witterungsverhältnisse haben die einzelnen Getreidearten offenkundig unterschiedlich gut verkraftet. Am besten abgeschnitten hat die Gerste, sowohl bei Wintergerste wie bei Sommergerste sind gute Druschergebnisse zu verzeichnen. Sommergerste liefert mit einem durchschnittlichen Ertrag von 6,2 Tonnen pro Hektar eines der besten Ergebnisse der letzten Jahre. In Verbindung mit der im Vergleich zum Vorjahr deutlich ausgeweiteten Anbaufläche dürfte 2019 spürbar mehr Sommergerste aus heimischem Anbau zur Verfügung stehen. Bei Wintergerste wurden im Schnitt 7,4 Tonnen pro Hektar Anbaufläche gedroschen, ebenfalls deutlich mehr als im langjährigen Mittel von 7,0 Tonnen.

Für die wichtigste Getreideart im Land, den Winterweizen, zeichnet sich derzeit ein Durchschnittsertrag von rund 7,5 Tonnen pro Hektar ab. Das entspricht etwa dem Niveau des Vorjahres wie auch dem Durchschnittsertrag der Jahre 2013 bis 2018. Die Erntemenge wird mit 1,59 Millionen Tonnen erwartet. Ein ähnliches Ertragsbild zeigt sich bei den beiden anderen Wintergetreidearten Roggen und Triticale. Die Erträge von 5,7 Tonnen pro Hektar bei Roggen und 6,9 Tonnen pro Hektar bei Triticale liegen nur wenig über den langjährigen Durchschnittserträgen.

Niederschlag kam „gleichmäßiger verteilt“

Weniger erfreulich hingegen sieht die vorläufige Erntebilanz bei Hafer aus, der mit den Witterungsbedingungen offensichtlich am schlechtesten zurechtgekommen ist. Mit 4,5 Tonnen pro Hektar bleibt er deutlich hinter dem sehr guten Vorjahr (5,6 Tonnen), aber auch hinter dem langjährigen Durchschnitt (4,8 Tonnen) zurück. Auch der Winterraps bleibt nach einem anbautechnisch schwierigen Jahr mit 3,8 Tonnen pro Hektar hinter den Erträgen der Vorjahre zurück. Da die Anbaufläche zur Ernte 2018 deutlich eingeschränkt wurde, fällt die Gesamterntemenge mit 147000 Tonnen gegenüber dem Vorjahr um rund ein Viertel zurück.

Beim Thema Niederschlag sieht es in diesem Jahr übrigens etwas besser aus als noch 2018. Zwar regnete es nicht wesentlich mehr, allerdings kam der Regen „gleichmäßiger verteilt, das hat dem Getreide gut getan“, so Maurer. Zum Glück, möchte man da sagen, denn bereits im April antwortete Friedrich Müller, Geschäftsführer des Maschinenrings Rems-Murr/Neckar/Enz, auf Nachfrage unserer Zeitung nach eventueller künstlicher Bewässerung Folgendes: „Dafür sind wir hier nicht eingerichtet, das geht maximal im Obst- oder Weinbau, nicht aber bei Getreide. Beim Sommergetreide und beim Raps, aber auch beim Grünland macht sich bemerkbar, dass das Wasser fehlt, das hat schon im vergangenen Jahr sehr gelitten.“

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Erstellt:
30. August 2019, 06:00 Uhr

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