Gewerkschaft: Online-Trinkgeld muss bei allen ankommen

dpa Berlin. Ein Zettel im gelieferten Pizzakarton mit der Aussage, Online-Trinkgeld komme bei den Fahrern nicht an, sorgt in sozialen Medien für Aufsehen. Kann das sein und wenn ja, wie? Eine Gewerkschaft fordert die zuverlässige Zustellung.

Der Fahrer eines Lieferdienstes wartet vor einem Restaurant im Zentrum der Stadt. Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa

Der Fahrer eines Lieferdienstes wartet vor einem Restaurant im Zentrum der Stadt. Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) fordert, dass auch online gesendetes Trinkgeld bei Fahrern von Essen-Lieferdiensten zuverlässig ankommt.

„Lieferando muss Druck machen und dafür sorgen, dass das Trinkgeld dahin kommt, wo es hingehört“, sagte Christoph Schink, Referatsleiter für das Gastgewerbe bei der NGG, der Deutschen Presse-Agentur.

Seit Ende Mai können Kunden des Essen-Lieferdienstes Lieferando den Fahrerinnen und Fahrern auch per App oder Website Trinkgeld geben, statt wie zuvor nur in bar. Zuletzt waren vor allem in sozialen Medien Vorwürfe von Fahrern publik geworden, Trinkgeld, das online zuerst an Lieferando überweisen werde, komme am Ende nicht bei ihnen an.

„Wir leiten die Trinkgelder zu hundert Prozent ohne jegliche Abzüge direkt an unsere Fahrer weiter“, sagte Lieferando-Manager Jörg Gerbig und wies die Vorwürfe damit zurück. Die Fahrer würden in der entsprechenden App unmittelbar darüber informiert. Bei Restaurants mit eigenen Fahrern werde das Geld an das Restaurant weitergeleitet, das dazu angehalten ist, es an die Fahrer weiterzugeben - oder je nach interner Regelung unter den Mitarbeitern aufzuteilen. „Wie das Trinkgeld verteilt wird, obliegt dem jeweiligen Restaurant. Wir sagen: Es muss weitergegeben werden und gehen auch davon aus, dass das passiert.“

Lieferando beschäftigt eigenen Angaben zufolge deutschlandweit rund 4500 Fahrerinnen und Fahrer, die ordnungsgemäß angestellt und versichert seien. Diese liefern allerdings nur weniger als 10 Prozent aller Bestellungen aus. Die restlichen Essensbestellungen werden von Fahrern der jeweiligen Restaurants an die Haustüren gebracht, über die Lieferando keine Informationen hat. „Lieferando muss klar formulieren, welche Erwartungen an Partnerunternehmen gestellt werden“, forderte NGG-Referatsleiter Schink. Wenn Gaststätten das Trinkgeld nicht weitergeben, sei dies widerrechtlich.

Eingeführt wurde das Online-Trinkgeld, um in der Corona-Pandemie das kontaktlose Liefern von Essen zu vervollständigen, sagte Gerbig. „Deswegen ist es eigentlich eine Funktion zugunsten der Fahrer.“ Lieferando geht davon aus, dass seit der Online-Neuerung mehr und häufiger Trinkgeld gegeben wird. Im Schnitt gäben Kunden 10 Prozent, was beim durchschnittlichen Wert einer Bestellung 2 Euro entspreche, sagte Gerbig.

© dpa-infocom, dpa:200717-99-824427/2

Zum Artikel

Erstellt:
17. Juli 2020, 07:45 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen