GfK: Verbraucher lassen sich Konsumlaune nicht verdrießen

dpa Nürnberg. Nach der Entscheidung der Europäischen Zentralbank, die Geldpolitik weiter zu lockern, haben die Bundesbürger immer weniger Lust aufs Sparen. Dafür steigt ihre Neigung zu größeren Anschaffungen. Mit ihrer Kauflaune stabilisieren sie die Konjunktur.

Einkaufsbummel in einem Berliner Einkaufszentrum. Foto: Elisabeth Rahe

Einkaufsbummel in einem Berliner Einkaufszentrum. Foto: Elisabeth Rahe

Trotz einer schwächeren Konjunktur sind die Verbraucher in Deutschland weiter in Kauflaune. Der vom Nürnberger Marktforschungsinstitut GfK monatlich erstellte Konsumklimaindex legte im September erstmals seit mehr als einem halben Jahr sogar wieder zu.

Grund sei eine deutlich gestiegene Anschaffungsneigung der Verbraucher in Folge der weiteren Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB), sagte GfK-Experte Rolf Bürkl. Für Oktober prognostizieren die Marktforscher daher einen zum Vormonat um 0,2 Punkte steigenden Wert auf 9,9 Zähler.

Im vergangenen Monat war der Index konstant geblieben, nachdem er zuvor drei Mal in Folge gesunken war. Einerseits hätten sich die Konjunkturerwartungen wieder etwas erholen können, auf der anderen Seite zeigten sich die Befragten bei der Einschätzung ihrer eigenen Einkommensentwicklung wieder pessimistischer, erklärte Bürkl.

Der Beschluss der EZB, den Zins für Einlagen von Banken von minus 0,4 auf minus 0,5 Prozent zu verschärfen und das Anleihekaufprogramm wieder aufzunehmen, habe zwar die Anschaffungsneigung klettern lassen. Auf der anderen Seite aber sei die Sparneigung auf den niedrigsten Stand seit April 2016 gesunken. Offenbar befürchteten Konsumenten, dass die Banken auch von Privatanlegern einen Strafzins erheben könnten, sagte der Experte.

Der Studie zufolge gewinnt die Konjunkturerwartung drei Punkte hinzu und weist jetzt einen Wert von minus 9,0 Zählern auf. Zuletzt hatte der Index für Februar zugelegt. Trotz des aktuellen Plus sehen die Konsumenten aber die deutsche Wirtschaft laut Bürkl weiter klar im Abschwung.

Die Erwartung der eigenen Einkommensentwicklung verliert 3,3 Zähler auf nun 46,8 Punkte, weist damit nach Angaben der GfK aber nach wie vor ein überaus gutes Niveau aus. Dagegen nahm die Anschaffungsneigung um 6,3 Zähler auf 55,1 Punkte zu.

Zugleich dämpfte der Experte zu große Erwartungen, dass das gestiegene Konsumklima auf eine konjunkturelle Trendwende hinweise. „Es bleibt abzuwarten, ob das ein nachhaltiger Effekt ist“, sagte er. Denn nach wie vor sei das Risiko einer Rezession nicht gebannt.

Der Handelskonflikt mit den USA und die ungeklärte Frage, ob Großbritannien mit oder ohne Abkommen aus der Europäischen Union austreten wird, belasteten zwar vor allem die exportorientierten Unternehmen und deren Zulieferer.

Dies werde aber auch auf die übrige Wirtschaft ausstrahlen. Um das dennoch gute Niveau der Verbraucherstimmung zu halten, dürfe sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt nicht spürbar verschlechtern, mahnte Bürkl.

Der wichtige Ifo-Geschäftsklimaindex hatte sich im September wieder leicht erholt und stieg um 0,3 Punkte auf 94,6 Zähler. Nach Einschätzung führender Ökonomen dürfte die deutsche Wirtschaft aber auch im dritten Quartal schrumpfen. Schon im zweiten Quartal war die deutsche Wirtschaft um 0,1 Prozent zum Vorquartal gesunken.

Sinkt die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge, sprechen Ökonomen von einer „technischen Rezession“. Es handelt sich in diesem Fall aber nur um eine sehr milde Rezession. Anders sähe es aus, wenn die Wirtschaftsleistung im Gesamtjahr im Vergleich zum Vorjahr schrumpft. Damit wird jedoch derzeit nicht gerechnet. Zuletzt war dies 2009 infolge der globalen Finanzkrise der Fall; seitdem hatte die deutsche Wirtschaft ununterbrochen mit teils kräftigen Wachstumsraten zugelegt.

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Erstellt:
26. September 2019, 09:21 Uhr

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