Global Mamas fördern starke Frauen

Mitglieder der Global Mamas aus Ghana erzählen im Weltladen in Backnang von ihrer Nichtregierungsorganisation, die 350 Frauen an zehn Standorten beschäftigt und Produkte in zahlreiche Länder verkauft.

Benedicta Arthur von den Global Mamas erzählt über ihre Arbeit in Ghana. Mit Gabi Ludwig (hinten) hatte sie eine Konferenz besucht, bei der es um fairen Handel geht. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Benedicta Arthur von den Global Mamas erzählt über ihre Arbeit in Ghana. Mit Gabi Ludwig (hinten) hatte sie eine Konferenz besucht, bei der es um fairen Handel geht. Foto: Alexander Becher

Von Carmen Warstat

Backnang. Zwei Vertreterinnen der ghanaischen Global Mamas haben ihre nachhaltigen Projekte im Weltladen präsentiert. Eingeladen hatte das Forum Eine Welt Backnang Benedicta Arthur und Dorcas Baiden, nachdem sie zusammen mit ihrer deutschen Freundin Gabi Ludwig eine Konferenz der WFTO (World Fair Trade Organization – Internationale Föderation für fairen Handel) in Berlin besucht hatten. Die Global Mamas sind Vollmitglied der Konferenz und ihre beiden Vertreterinnen berichteten von ihrer Nominierung für den begehrten Mida-Award. Auch wenn sie den letztendlich nicht erhielten sind sie dennoch stolz, weil sie in die engste Wahl unter die letzten fünf Nominierten kamen.

Sie bezeichnen es als Herzensarbeit

Die Global Mamas – das sind Mütter, Ehefrauen, Großmütter, Schwestern, talentierte Unternehmerinnen und Leiterinnen ihrer Gemeinschaften. Es handelt sich um eine Nichtregierungsorganisation (NGO), die an mehreren Standorten in Ghana 350 Frauen beschäftigt und ihre Produkte in zahlreiche Länder verkauft. Nach der Begrüßung durch Steffen Blessing, den zweiten Vorsitzenden des Backnanger Forums Eine Welt, sowie einer Einführung von Gabi Ludwig, die den Europavertrieb der Global Mamas leitet und dies als ihre Herzensarbeit bezeichnet, kamen die Afrikanerinnen selbst zu Wort. Benedicta Arthur ist Managerin und koordiniert unter anderem die Produktionsabläufe bei den Global Mamas, Dorcas Baiden führt einen eigenen Laden in der Hauptstadt Accra, der beispielsweise von Lonely Planet (einem angesagten Reiseführer für Individualreisende) beworben wird und sehr populär ist. Das Motto der Global Mamas: Liebe dein Produkt, kenne seine Herstellerin, ändere ihr Leben. Entsprechend wird jedes Kleidungsstück mit einem Label mit den Namen seiner jeweiligen Herstellerin versehen.

Nachhaltige Produktion und Mitarbeiterführung im Blickpunkt

In fast 20 Jahren ihres Bestehens haben die Global Mamas – nicht zuletzt mit deutscher Hilfe – einiges erreicht. Sie verfügen in Cape Coast über die erste Fair Trade Zone in Afrika. Nachhaltige Produktion und Mitarbeiterführung kennzeichnen das Projekt in einem Land, das unter 30-prozentiger Inflation stöhnt und eine der schwächsten Währungen der Welt hat. Die alte Kunst des Batikens wurde hier wiederbelebt, weitergegeben und perfektioniert. Es ist eine harte Arbeit, die die Frauen erfüllt, weil das Batiken, wie Emma Myers, eine der Gründerinnen der Global Mamas, es formulierte „in einem ist“. Die Veranstaltung informierte über die Aufbauarbeit seit der Gründung und über den aktuellen Stand der Dinge, über soziale Aspekte ebenso wie über die Produktionsabläufe und die umweltbewusste Gestaltung des gesamten Projekts. Benedicta Arthur bezeichnete letzteres als wichtigen Teil der Mission der Global Mamas. Der Fokus liege auf hoher Qualität und einer soliden Ausbildung der Frauen, die in Sachen Buchhaltung, Finanzplanung und persönlicher Lebenszielsetzung geschult werden, und selbstverständlich auch auf ökologischer Nachhaltigkeit, Müllvermeidung und Upcycling.

Mit Solartechnik wollen sie bis Ende des Jahres autark sein

Die Verwendung von biologisch zertifizierten Stoffen (die leider aus Indien importiert werden müssen), eine sinnvolle Resteverwertung, nachhaltige Verpackungsmaterialien (beispielsweise aus dem Schilf der Wasserhyazinthe geschöpftes Papier oder aus Kokosnüssen gefertigte Kosmetiktiegel) und die umweltbewusst gestaltete Fair Trade Zone, die im Februar als Büro und Produktionsstätte eröffnet wurde, sind Aspekte der ambitionierten Mission.

Eine Biogasanlage existiert dort bereits und muss jetzt gefüllt werden und in Sachen Solartechnik will man bis Ende 2022 autark sein. Ein anderer Beitrag zu umweltbewusstem Arbeiten ist der weitgehende Verzicht auf Warentransporte per Flugzeug. Diese sollen minimiert und durch langwierigere Schiffstransporte ersetzt werden – in diesem Zusammenhang erläuterte Gabi Ludwig auch das Problem der Lagerung. Träume haben die Global Mamas weiterhin: Unter der Fragestellung „What’s next?“ (Wie geht es weiter?) berichteten sie von der Idee eines nachhaltigen Abwassersystems, für das die Ingenieure ohne Grenzen bereits einen Plan erstellten, der, „sobald es finanzierbar ist“, umgesetzt werden soll. Unterstützt wird die Organisation durch Spenden, vor allem aber natürlich durch den Kauf ihrer Produkte. Hierzu merkte der Vorsitzende des Backnanger Forums Eine Welt Erwin Ziegenheim an, dass der Weltladen dringend ehrenamtliche Helfer sucht, die im Geschäft oder auch hinter den Kulissen tätig werden.

Keine rassistischen Anfeindungen erlebt

Die beiden Vertreterinnen der Global Mamas berichteten, dass ihr mehrtägiger Aufenthalt in Deutschland ihnen ausgesprochen gut gefallen habe. Alle Menschen seien sehr freundlich zu ihnen und rassistische Anfeindungen hätten sie nicht erlebt. Besonders beeindruckt zeigten sie sich vom Holocaust-Mahnmal und einem alternativen Kulturzentrum in Berlin.

Gabi Ludwig bezeichnete ihre Arbeit für die Global Mamas unter „erbärmlichen Lebensumständen in Ghana“ als sehr aufwendig. Die Aufenthalte dort seien ihr aber zugleich auch „Urlaub für die Seele“.

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Erstellt:
3. September 2022, 06:00 Uhr

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