Globaler Terrorismus-Index: Zahl der Todesopfer sinkt weiter

dpa London. Im Vergleich zu 2014 ist die Zahl der Menschen, die weltweit durch die Hand von Terroristen gestorben sind, um mehr als die Hälfte gesunken. Erheblich schlimmer geworden ist die Lage in Afghanistan.

Frankreichs Präsident Macron gedenkt der Opfer des islamistisch motivierten Anschlags in Straßburg im Dezember 2018. Foto: Marijan Murat/dpa

Frankreichs Präsident Macron gedenkt der Opfer des islamistisch motivierten Anschlags in Straßburg im Dezember 2018. Foto: Marijan Murat/dpa

Die Zahl der weltweiten Terroropfer ist im vergangenen Jahr das vierte Mal in Folge gesunken. Das geht aus dem Globalen Terrorismus-Index der Denkfabrik IEP (Institute for Economics and Peace) hervor, der am Mittwoch in London veröffentlicht wurde.

Demnach starben 2018 durch Terrorismus weltweit 15.952 Menschen. Verglichen mit 2014, dem bislang schlimmsten Jahr, ist das ein Rückgang um mehr als 50 Prozent. 2017 seien 25.673 Menschen durch Terrorismus ums Leben gekommen.

Auch in Europa - inklusive der Türkei - waren nach dem Bericht 2018 erheblich weniger Terrortote zu beklagen als noch im Vorjahr: Starben 2017 noch mehr als 200 Menschen durch die Hand von Terroristen, waren es 2018 noch 62. Gefahr droht Europa dem Bericht zufolge unter anderem durch ehemalige IS-Kämpfer, die nach dem Einmarsch türkischer Truppen in Nordsyrien aus von Kurden kontrollierten Gefängnissen fliehen konnten.

Deutschland findet in dem Bericht kaum gesonderte Beachtung. Trotz mutmaßlich vereitelter Anschlagspläne mit dem hochgiftigen Rizin im vergangenen Jahr rückte Deutschland in der Rangliste der von Terror am meisten betroffenen Länder um fünf Plätze nach unten. Von 163 Ländern steht Deutschland nun auf Platz 44. In die Berechnung fließen terroristische Vorfälle, Tote, Verletzte und materielle Schäden nach einem bestimmten Schlüssel ein.

In Deutschland gab es 2018 den IEP-Experten zufolge 19 terroristische Vorfälle, keiner davon endete tödlich. Wie viele andere Länder im westlichen Europa sei Deutschland einer doppelten Bedrohung ausgesetzt: Einerseits durch den vom IS inspirierten Terrorismus, der im vergangenen Jahr allerdings zurückging, und anderseits durch die wachsende Gefahr rechtsextremen Terrors.

Erstmals seit 2003 war der Irak im vergangenen Jahr nicht mehr das am meisten betroffene Land. Dort sank die Zahl der Terroropfer um 75 Prozent auf 1054. Den traurigen Rekord hält nun Afghanistan. Dort starben im vergangenen Jahr 7379 Menschen durch Terrorismus, knapp 60 Prozent mehr als 2017. Entsprechend lösten die Taliban die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als tödlichste Gruppe ab.

Auch in Nigeria, Mali und Mosambik verschlechterte sich die Situation deutlich. Nigeria verzeichnete im vergangenen Jahr 2040 Terror-Opfer. In Sub-Sahara-Afrika wurden damit erstmals mehr Terroropfer registriert als in der Region Naher Osten und Nordafrika.

Die Bedrohung durch rechtsextremistischen Terrorismus ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Die Zahl der terroristischen Angriffe durch rechtsextreme Täter in Europa, Nordamerika und Ozeanien (Australien und Neuseeland) verdreifachte sich in den vergangenen fünf Jahren. Im Jahr 2018 starben 26 Menschen weltweit durch rechtsextremen Terrorismus. Im laufenden Jahr bis Ende September waren es bereits 77 Tote. Trotzdem ist der Anteil rechtsextremer Terroropfer an der Zahl der weltweiten Terror-Toten noch immer gering. Für die meisten Opfer waren islamistische Gruppen verantwortlich.

Der wirtschaftliche Schaden, der 2018 durch Terrorismus entstanden ist, wird von dem Institut auf 33 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 29,7 Milliarden Euro) geschätzt.

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Erstellt:
20. November 2019, 17:50 Uhr

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