Glyphosat-Verbot scheitert

Weinstadter Gemeinderat: Unkrautvernichtungsmittel im Stadtweinberg weiter erlaubt

Um das Glyphosat-Verbot gab es in Weinstadt heftige Diskussionen Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Um das Glyphosat-Verbot gab es in Weinstadt heftige Diskussionen Foto: A. Becher

WEINSTADT (bkl). Schon jetzt versucht die Stadt, Glyphosat weitgehend zu vermeiden. Der Bauhof samt der Stadtgärtnerei verwendet es nicht mehr, stattdessen wird nun auf das Heißdampfverfahren gesetzt oder mit dem Freischneider gearbeitet, um Unkraut zu bekämpfen. In städtischen Pachtverträgen für Kleingärten und Freizeitgrundstücke wird die Verwendung von Herbiziden ebenfalls seit einiger Zeit untersagt. Zudem hat die Stadt vor, bei Grünpflegearbeiten beauftragten Firmen den Einsatz von Glyphosat zu verbieten. Die Grüne Offene Liste (GOL) wollte nun noch einen Schritt weiter gehen – und den Einsatz von Glyphosat auch im Stadtwengert sowie auf verpachteten landwirtschaftlichen Grundstücken der Stadt unterbinden.

Die Stadtverwaltung sprach sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung dafür aus. Sie schlug zudem vor, nach zwei Jahren die Auswirkungen des Verzichts zu untersuchen. Im Stadtweinberg schätzt sie den zusätzlichen Aufwand an Sach- und Personalkosten auf jährlich 500 Euro. Bei den landwirtschaftlichen Grundstücken rechnet sie mit Schwierigkeiten bei der künftigen Verpachtung, Diskussionen über die Pachthöhe und Kündigungen. Und dennoch empfahl sie auch hier, dem GOL-Antrag zu folgen – zumal es nur um wenige Hektar geht.

Diskussion: Wie giftig ist Glyphosat wirklich?

Im Gemeinderat gab es indes eine lange Diskussion, in der bei Befürwortern und Gegnern des Unkrautvernichtungsmittels Roundup die Emotionen hochkochten. GOL-Fraktionschef Manfred Siglinger verwies auf die jüngste Niederlage des Pharmakonzerns Bayer und seiner Tochterfirma Monsanto in den USA. Eine Jury hatte geurteilt, dass das Mittel Roundup erheblich dazu beigetragen habe, dass der 70-jährige Kläger Edwin Hardeman an Krebs erkrankt sei.

CDU-Stadtrat Ernst Häcker, selbst Obstbauer und Wengerter, hielt dagegen und zitierte aus einem Artikel in der Zeitung „Die Welt“ von 2015 mit der Überschrift „Ein harmloses Herbizid soll geopfert werden“. Er betonte, dass Glyphosat weit weniger giftig sei als Kochsalz und Koffein. Nach seiner Darstellung müsste man täglich 1500 Liter Moselwein trinken, um nach zwei Jahren durch das darin enthaltene Glyphosat einen Schaden davonzutragen. Roundup sei zudem für Bienen absolut nicht gefährlich. Häckers Fazit: „Am Beispiel von Glyphosat wollen verschiedene Gruppen ihre Macht demonstrieren.“ Den Antrag der GOL sieht er als Wahlkampfmanöver. Schützenhilfe leistete sein Fraktionskollege Markus Dobler, ebenfalls Wengerter, der alternative Methoden wie thermische Verfahren kritisierte: „Da ist einfach alles tot. Da überlebt nicht mal eine Bakterie.“ Wengerter Armin Zimmerle (Freie Wähler) warnte zudem vor Mehrkosten für die Weinbauern. Annette Rebmann (GOL) hielt dagegen, dass aktuelle Studien aus den USA zeigten, dass Glyphosat für die Bienen gefährlich sei. Sie erinnerte an die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ einstuft.

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Erstellt:
10. April 2019, 06:00 Uhr

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