Finanzmärkte im Krisenmodus
Goldpreis erstmals kurz vor 4.000 US-Dollar – Anleger setzen auf Sicherheit
Gold steht erstmals kurz vor der Marke von 4000 US-Dollar, angetrieben von politischem Chaos, Zinssenkungshoffnungen und einem dramatischen Vertrauensverlust in die US-Wirtschaft. Warum das erst der Anfang sein könnte.

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Der Goldpreis steht erstmals kurz vor 4000 US-Dollar pro Unze. Was hinter dem historischen Anstieg steckt und warum die Rallye noch nicht vorbei sein muss.
Von Matthias Kemter
Der Goldpreis steht erstmals kurz vor der historischen Marke von 4000 US-Dollar pro Unze. In der Nacht zum Dienstag erreichte die Unze bereits ihr neues Allzeithoch bei rund 3976 US-Dollar. Getrieben wird die historische Rallye von einer explosiven Mischung aus politischer Unsicherheit, schwachen Wirtschaftsdaten, Zinssenkungsfantasie und einem wachsenden Vertrauensverlust in die fiskalische Stabilität der USA.
Politisches Chaos in den USA als Haupttreiber
Der aktuelle Haushaltsstreit in Washington hat zum längsten Regierungsstillstand seit Jahren geführt. Bereits seit dem 1. Oktober sind zahlreiche Behörden teilweise oder vollständig geschlossen. Demokraten und Republikaner blockieren sich gegenseitig. Eine Lösung ist aktuell auch nach einer Woche noch nicht in Sicht. In der Folge bleiben essenzielle Konjunkturdaten wie der US-Arbeitsmarktbericht aus, was die Unsicherheit weiter verschärft. Anleger ziehen sich zunehmend in sogenannte „sichere Häfen“ zurück, allen voran Gold.
Zinssenkungen fest eingepreist
Hinzu kommt, dass die Märkte inzwischen fast sicher von einer weiteren Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed ausgehen. Laut dem FedWatch-Tool wird mit einer Reduktion um 25 Basispunkte Ende Oktober (Wahrscheinlichkeit: rund 94 %) und einer weiteren Senkung im Dezember gerechnet. Diese geldpolitische Lockerung macht Gold als zinslose Anlageform deutlich attraktiver, da die Opportunitätskosten sinken.
Technische Übertreibung? - Erste Warnsignale sichtbar
Mit einem Kursplus von mehr als 50 % seit Jahresbeginn und einem Anstieg von über 11 % allein im September befindet sich Gold in einem historischen Höhenflug. Momentum-Indikatoren wie der RSI (Relative-Stärke-Index) bewegen sich jedoch längst in überkauften Zonen. Analysten wie Ahmad Assiri von der Pepperstone Group warnen bereits vor einem möglichen taktischen Rücksetzer ohne jedoch das langfristige bullishe Szenario infrage zu stellen.
Nachfrage hoch - über Terminmärkte und ETFs
Nicht nur Spekulanten treiben den Preis: Auch ETF-Anleger zeigen massives Interesse. Nach Zuflüssen von über 100 Tonnen allein im August und September meldet der World Gold Council ein weiter wachsendes Interesse institutioneller Investoren. Gleichzeitig steigen die offenen Kontrakte an den US-Terminmärkten, ein Zeichen für ein nachhaltiges Momentum im Markt.
Gold doppelt so teuer wie vor zwei Jahren
Mit der Marke von fast 4000-Dollar-Marke hat sich der Goldpreis innerhalb von zwei Jahren mehr als verdoppelt. Noch im Herbst 2023 lag der Preis unter 2000 Dollar pro Unze. Damals dominierten hohe Zinsen und ein starker Dollar. Heute haben geopolitische und wirtschaftliche Verwerfungen die Lage komplett gedreht.