70 Jahre Bundeswehr

Griegerischer Werbespot

Die Bundeswehr ist 70 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass hat sie einen Werbespot in Auftrag gegeben – musikalisch untermalt von Grieg. Doch ob das eine gute Idee war?

Zum 70. Geburtstag hat die Bundeswehr einen Werbeclip gedreht.

© Bundeswehr (Screenshot)

Zum 70. Geburtstag hat die Bundeswehr einen Werbeclip gedreht.

Von Hans Jörg Wangner

Dieser Peer Gynt war ein schlimmer Finger. Ein Herumtreiber und Schwadronierer, ein Frauenentführer und Sklavenhändler. Einer, der am Ende seines langen Lebens alles sagen konnte, bloß nicht, dass es ereignisarm war. Wahrscheinlich deshalb haben sich erst der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen und dann sein Landsmann, der Komponist Edvard Grieg, künstlerisch mit dem Kerl auseinandergesetzt. Wobei Grieg die ungleich populäreren Spuren hinterlassen hat. Seine ohrwurmige Peer-Gynt-Suite wird noch in 1000 Jahren die Werbespots dieser Welt musikalisch untermalen. Wahlweise verträumt („Morgenstimmung“) oder forsch („In der Halle des Bergkönigs“).

Atmosphäre statt Inhalt

Entdeckt haben dieses Potenzial auch Werber im Auftrag der Bundeswehr, die das polternde „Ratatatatatá – tatatá, tatatá“ Griegs nutzen, um zu zeigen, was die gerade 70 Jahre alt gewordene Truppe drauf hat. „Die Botschaft ist eindeutig“, sagt eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums über den kurzen Film: „Wir sichern den Frieden. Und noch vieles mehr.“ Dabei sei es im Clip um die musikalische Atmosphäre gegangen. Keineswegs um die „wortgetreue oder gar sinnbildliche Interpretation“ der Geschichte.

Sieden und am Spieß braten

Das ist womöglich auch besser so. Denn im Text zur Halle des Bergkönigs geht es zur Sache. Da ist nach der dreimaligen Aufforderung „Tötet ihn!“ die Rede von Haare ausreißen, in den Finger schneiden, einen zu Sud und Brühe kochen oder am Spieß braten. Und ein Troll-Mädchen singt: „Hu, hei, lass mich ihm in den Arsch beißen!“ (Wir können auch nichts dafür, das steht da wirklich.) Allerdings: Wenn der Clip „die Aufmerksamkeit und das Interesse der Zuschauenden weckt“, wie die Ministeriumssprecherin sagt, dann ist dieser Zweck ja erfüllt. Wegtreten!

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Erstellt:
14. Dezember 2025, 11:04 Uhr

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