Gronbachmühle will Neubau in Sulzbach erstellen

Der Gemeinderat stimmt den Plänen für den Bau des neuen Senioren- und Pflegeheims in Sulzbach an der Murr zu. Der Neubau soll zwischen der stark befahrenen Straße nach Murrhardt (L1066)und dem bestehenden Gebäude gebaut werden. Das Bestandsgebäude soll umgebaut werden.

Die Ansichten Süden (oben) und Osten im Vorentwurf der geplanten Seniorenresidenz Gronbachmühle in Sulzbach an der Murr. Animation: Petra Becker-Donath

Die Ansichten Süden (oben) und Osten im Vorentwurf der geplanten Seniorenresidenz Gronbachmühle in Sulzbach an der Murr. Animation: Petra Becker-Donath

Von Ute Gruber

Sulzbach an der Murr. Es tut sich was in der Gronbachmühle. Das in die Jahre gekommene Altersheim war zehn Jahre lang von einer Firma aus Pforzheim betrieben worden, die zwar Pläne für den dringend nötigen Ersatzneubau vorlegte, diese aber nie umsetzte. Man trennte sich deshalb vor einem Jahr und die Eigentümer – die Geschwister Horst und Brigitte Burkhard – konnten das Heim an die Betreiberfamilie Maier-Betkher aus Bayern verpachten, die bereits einen ambulanten Pflegedienst und eine Tagespflegeeinrichtung in Neu-Ulm beziehungsweise in Augsburg (Avizena) betreiben. Offensichtlich ist die Familie mittlerweile dabei, die Pflegeeinrichtung Gronbachmühle auch zu erwerben. In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde der Vorentwurf des Bebauungsplans für einen Ersatzneubau auf dem Grundstück der Gronbachmühle zur Billigung vorgelegt.

„Aktuell finden die notwendigen Genehmigungsschritte zum Baurecht statt – also das Bebauungsplanverfahren, da der Ersatzneubau außerhalb der bislang vorhandenen Bauflächen liegt“, erläutert Joachim Vetter von der CPB Projekt- und Baumanagement GmbH & Co. KG, der als erfahrener Projektsteuerer seit April 2022 zwischen den Beteiligten moderiert und regelmäßig vor Ort ist. „Nachdem der Gemeinderat der Planung zugestimmt hat, wird das Verfahren nun mit allen Trägern öffentlicher Belange abgestimmt. Auch die Bürgerschaft kann sich ab Mitte März zu den Plänen äußern.

Gartenterrasse und Erlebnisgarten soll Menschen zusammen bringen

Geplant ist ein u-förmiges, dreistöckiges Gebäude auf der freien Fläche zwischen Landstraße und dem derzeitigen Heim, mit den nach neuer Landesheimbauverordnung vorschriftsgemäßen Einzelzimmern inklusive barrierefreiem Bad, für knapp 80 Bewohner. Diese sind untergebracht in sechs Wohngruppen mit maximal 15 Wohnpflegeplätzen je Gruppe. Jede Wohngruppe besitzt als zentrale Mitte einen Wohnküchen- und Aufenthaltsbereich mit der Möglichkeit, Balkone und Terrassen zu nutzen. Der begrünte Innenhof öffnet sich nach Süden.

Im derzeitigen Seniorenheim sollen 30 altersgerechten Wohnungen entstehen. Foto: Uter Gruber

Im derzeitigen Seniorenheim sollen 30 altersgerechten Wohnungen entstehen. Foto: Uter Gruber

Nach Westen zu soll in einem einstöckigen Anbau eine leistungsfähige Produktionsküche entstehen, die nicht nur Heimbewohner und Mitarbeiter versorgen kann, sondern auf Wunsch auch künftige Bewohner des umzubauenden Altbaus und Besucher der großzügigen, öffentlichen Cafeteria, die – besonders mit Gartenterrasse und Erlebnisgarten – Begegnungen zwischen Bewohnern und Bevölkerung ermöglichen soll. Beste Voraussetzung dafür ist die Lage direkt an der L1066 und dem Radweg zwischen Sulzbach und Murrhardt.

Manche Zimmer haben dank Verbindungstüren das Potenzial zum Partnerzimmer

Die neue Bauherrenfamilie, die mit dem Einstieg in die Vollzeitpflege Neuland betritt, lege „allergrößten Wert auf Ausstattungsdetails, die das Wohnen und die Begegnung der Menschen fördern und betonen möchte“, versichert Projektmanager Vetter. So sollen manche Einzelzimmer durch Verbindungstüren auch als potenzielle Partnerzimmer angelegt werden. Ein mobiler Schrank verstellt die Verbindung, solange sie nicht gebraucht wird. Parkplätze sollen unter anderem nördlich des neuen Heims neben der Landstraße entstehen. Nach Süden hin soll dagegen nach Wunsch der Planer „traffic-freie Zone“ sein, also keine Fahrzeuge – außer Rollstühle und Rollatoren. Für die neue Küche muss eine bestehende Remise weichen, zahlreiche Büsche und Bäume wurden bereits gefällt. Gerettet werden sollen dagegen die jungen Bäume, die der bisherige Eigentümer Horst Burkhardt vor wenigen Jahren erst gepflanzt hat. Derweil entwickelt das Planungsbüro Roosplan aus Backnang den Bebauungsplan unter Beachtung des Hochwasserschutzes.

Da gleichzeitig mit der Architektin Petra Becker-Donath das Baugenehmigungsverfahren vorbereitet und die Baumaßnahme ausgeschrieben wurde, soll bereits im kommenden Herbst der Spatenstich erfolgen. Dann könnte etwa im Herbst 2024 fristgerecht der Umzug der Bewohner aus der „alten Gronbachmühle“ vorbereitet werden.

Viel Engagement nach zehn Jahren Stillstand

Joachim Vetter ist als spezialisierter Projektmanager seit 30 Jahren bundesweit unterwegs und hat in dieser Zeit über 80 Pflegeheime mitentwickelt. Über die bisher recht konstruktive Zusammenarbeit mit allen Beteiligten im vorliegenden Fall ist er sehr angenehm überrascht: „Ob Gemeinde, Landratsamt, Heimaufsicht, Planungsbüro oder Architektin – alle sind äußerst engagiert.“ Kein Wunder – rennt er doch nach zehn Jahren Stillstand quasi offene Türen ein. „Endlich ist da Zug dahinter!“, freut sich zum Beispiel der Sulzbacher Hauptamtsleiter Michael Heinrich und kündigt an: „Ab 9. März wird das Bauvorhaben ‚Seniorenresidenz Gronbachmühle‘ öffentlich gemacht und ab 17. März liegt es dann für vier Wochen aus zur Stellungnahme.“

Vom Betrieb zweier Mühlen und einem Sägewerk über eine Kurklinik zum Senioren- und Pflegeheim

Mahl- und Sägemühle Mit dem Verkauf der Anlage geht gewissermaßen eine Familienära zu Ende: Der Großvater von Horst und Brigitte Burkhardt hatte – aus dem Schwarzwald kommend – die alte Mühle von 1740 im Jahre 1896 gekauft. Über ein Stauwehr in der Murr wurden eine Mahlmühle und eine Sägemühle betrieben, dazu gab es eine Mosterei und einen landwirtschaftlichen Betrieb.

Kurklinikbetrieb Der Sohn musste 1966 aus gesundheitlichen Gründen den Mühlenbetrieb aufgeben, man baute dafür den Kurklinikbetrieb aus, den seine Frau seit 1961 für frisch operierte Städter anbot. Den Reha-Gästen gefiel das abwechslungsreiche Landleben – damals noch mit praktischer Mithilfe im Betrieb – so gut, dass manche gern ihren ganzen Lebensabend dort verbringen wollten und „so gab es einen nahtlosen Übergang zu einem Altersheim“, wie Enkel Horst Burkhardt erzählt.

Pflegeplätze Das Sägewerk wurde abgerissen und sukzessive wurden in mehreren Bauphasen Heimplätze geschaffen, aktuell sind es 53. Ab 1990 leitete Horst Burkhardt in einer GbR mit seiner Schwester Brigitte die Geschicke des Pflegeheims, das immer auch ein Platz für Menschen mit einem schmaleren Geldbeutel war. Ab dem Jahr 2000 wurden zur Vollzeitpflege auch Kurzzeit- sowie Tagespflege und auch betreutes Wohnen angeboten.

Umbau und Neubau Da das bestehende Gebäude in gutem Zustand ist, auch wenn es den neuesten Anforderungen an ein Pflegeheim nicht mehr genügt, sollen die Räumlichkeiten umgestaltet werden zu 30 altersgerechten Wohnungen und vier kleineren Wohnungen für Mitarbeiter – sicherlich ein Pluspunkt bei der Suche nach Fachkräften. Die Betriebszulassung geht dann nahtlos vom Altbau auf den Neubau über und die rüstigen Rentnerinnen und Rentner im Bestandsgebäude können jederzeit Leistungen der neuen Anlage vis-à-vis zubuchen.

Höhere Pflegesätze Apropos „buchen“: Günstiger wird das Wohnen in der Gronbachmühle 2.0 sicherlich nicht. Bereits vergangenen November mussten die Pflegesätze wegen der Tariferhöhung für Pflegekräfte angehoben werden und der verbesserte Komfort muss schließlich auch finanziert werden.

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Erstellt:
9. März 2023, 06:00 Uhr

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