Großerlach: Steile Piste bei der Bobby-Car-Meisterschaft

Statt skilaufenden Winterfans oder schlittenfahrenden Kindern bretterten am Wochenende zum zweiten Mal Bobbycars die Pistenstrecke in Großerlach hinunter. Bei sommerlichem Wetter fanden sich große und kleine Rennfahrer zur Big-Bobby-Car-Meisterschaft ein.

Immer in Zweierteams geht es die Piste hinunter. Gebremst wird nur mit den Füßen. Fotos: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Immer in Zweierteams geht es die Piste hinunter. Gebremst wird nur mit den Füßen. Fotos: Tobias Sellmaier

Von Katharina Averhage

Großerlach. „Der Sport ist vor ungefähr 30 Jahren aus einer Bierlaune heraus entstanden“, sagt Steffen Lindemann mit einem Schmunzeln. Er ist der erste Vorsitzende des Bobby-Car-Sport-Verbands. Längst ist aus einer ehemaligen Schnapsidee ein ausgewachsener Vereinssport geworden. Am Wochenende kamen rund 100 Rennfahrerinnen und –fahrer aller Altersklassen nach Großerlach, um sich den deutschen Meistertitel zu holen und Punkte für die Weltrangliste zu sammeln. Während am Samstag die Jugend- und die Amateurklasse an den Start gingen, folgten am Sonntag die Kinder- und Jugendklassen sowie die Profis.

Mittels einer Startrampe werden beide Piloten exakt gleichzeitig auf die Piste geschickt.

© Tobias Sellmaier

Mittels einer Startrampe werden beide Piloten exakt gleichzeitig auf die Piste geschickt.

Der Sport ist zwar immer noch eine Männerdomäne, aber es gibt immer mehr weibliche Fahrerinnen. Eine, die sich schon seit 2013 regelmäßig bei Wettkämpfen misst, ist Ronja Schwarz. Die 24-Jährige vom Bobby-Car-Club-Michelbach ist über ihren Vater zum Sport gekommen und wurde kürzlich auf den baden-württembergischen Meisterschaften Fünfte. Sie startet in der Amateurklasse, in der alle ab einem Alter von 16 Jahren antreten können. Wer jetzt denkt, dass Amateur bedeutet, die rennbegeisterten Fahrer setzen sich einfach auf ein handelsübliches Bobbycar, der täuscht sich. Bis zu 30 Kilogramm wiegen die Gefährte in der Amateurklasse. In der Profiklasse sind sogar noch mal zehn Kilogramm mehr erlaubt. Alle Autos sind eigenhändig getunte Bobbycars und damit Unikate. Ronja Schwarz’ schicker Flitzer hat sogar noch eine Besonderheit: „Das Chassis war eine Sonderedition“, erklärt sie mit Blick auf das Fahrgestell im Leo-Look. Nachdem sie in der Jugendklasse „relativ erfolgreich“ war, bewegt sie sich bei den Amateuren im Mittelfeld.

Die Strecke in Großerlach ist mit ihren vielen Kurven nicht ganz einfach zu bewältigen, wie Schwarz schildert: „Im Vergleich zu anderen Strecken ist diese ziemlich kurvig und steil. Man baut viel Tempo auf, hat aber auf den geraden Teilen nur kurz Zeit, um zu bremsen.“

Die schweren Renncars werden samt Fahrer mit einem Shuttle zum Start hinaufbefördert.

© Tobias Sellmaier

Die schweren Renncars werden samt Fahrer mit einem Shuttle zum Start hinaufbefördert.

Nach zwei Probeläufen wird es ernst. Im Doppel-K.-o.-System stellt Schwarz sich den acht weiteren Startern ihrer Klasse am Samstagnachmittag. Gefahren wird jeweils mit einem zugelosten Partner. Am Ende landet Schwarz auf Platz sieben. Max Kühnel holt sich den Amateur-Meistertitel. Vizemeister in der Amateurklasse wird Stefan Kittel. Als ehemaliger Weltmeister von 2016 muss der 36-Jährige in den vergangenen Jahren bei den Profis starten. Nach der Geburt seiner Tochter schaltet er nun aber einen Gang zurück und fährt bei den Amateuren mit. Der Ehrgeiz aber bleibt: „Man muss die Kolleginnen und Kollegen ja auch ein bisschen ärgern“, lacht Kittel. An seinem Bobbycar besonders sind der abgeflexte Kartlenker und die Alufelgen, die eine Sonderanfertigung sind. Er und vier andere Mitglieder des Bobbycar-Racing-Teams Münster bei Würzburg kamen nach Großerlach. „Es ist eine super Strecke hier. Es kommt aufs fahrerische Können an und nicht nur darum, wer schneller ist“, bewertet er die Rennstrecke.

Hauptorganisator Steffen Lindemann freut sich, dass sie die deutsche Meisterschaft zum zweiten Mal in Großerlach stemmen konnten. Denn wie viele und vor allem welche Meisterschaften stattfinden, hängt davon ab, wie engagiert die jeweiligen Vereine und Verbände sind. So gab es in diesem Jahr bisher außer der deutschen Meisterschaft nur die bereits stattgefundenen baden-württembergischen Meisterschaften und die Europameisterschaften.

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Erstellt:
12. Juni 2023, 06:00 Uhr

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