Großkontrolle soll Sicherheitsgefühl stärken

Polizei nimmt Autofahrer auf dem B-14-Parkplatz Korber Kopf unter die Lupe – Verkehr staut sich über etliche Kilometer

Mit einer Großkontrolle am B-14-Parkplatz Korber Kopf hat die Polizei gestern ein deutliches Zeichen gesetzt. Etwa 80 Beamte des Polizeipräsidiums Aalen haben von 17 bis 24 Uhr Personen und Fahrzeuge unter die Lupe genommen. Schwerpunkte waren Drogen- und Alkoholkontrollen. Aber auch die Ausweise und Fahrzeugpapiere wurden durchleuchtet. Die deutliche Präsenz der Polizei soll auch das Sicherheitsgefühl der Bürger stärken. Die Kehrseite: Am Abend staute sich der Verkehr in Fahrtrichtung Backnang acht Kilometer lang.

Ein Schwerpunkt der Kontrolle waren Fahrer unter Drogeneinfluss. Wer die einfachen Tests nicht besteht, muss eine Urinprobe abgeben. Foto: B. Büttner

© Benjamin Büttner

Ein Schwerpunkt der Kontrolle waren Fahrer unter Drogeneinfluss. Wer die einfachen Tests nicht besteht, muss eine Urinprobe abgeben. Foto: B. Büttner

Von Matthias Nothstein

WAIBLINGEN/BACKNANG. Das Aufgebot ist riesig. Etwa 80 Polizeibeamte sorgen für ein wahres Uniformgewusel auf dem Parkplatz. Vervollständigt noch durch drei Polizeihunde samt ihren Führern, fünf Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft und Helfer des THW. Auf dem Parkplatz sind 16 Parkbuchten mit rot-weißen Flatterbändern abgeteilt. Mindestens zwei Beamte sind jeweils für einen Haltepunkt verantwortlich. Flutlichtmasten erhellen die Dämmerung. Am Straßenrand hat das THW Zelte aufgebaut, darunter eines für die Dokumentenprüfstelle. Dort sitzen Experten des Landeskriminalamtes und nehmen jeden Ausweis, der ihnen gebracht wird, im wahrsten Sinne des Wortes unter die Lupe. Mit UV-Licht und einer Art Mikroskop kann eine LKA-Spezialistin jede Manipulation erkennen. Wenige Minuten nach dem Start der Kontrolle um 17 Uhr bildet sich eine Schlange vor dem Zelt, so groß ist der Andrang. Alle Papiere werden untersucht. An einem anderen Tisch werden die Fingerabdrücke eines Mannes eingescannt. Sein Problem: Er hat keinen Personalausweis dabei. Würde im Polizeicomputer etwas gegen ihn vorliegen, so würde es nun festgestellt werden. Nach wenigen Minuten kann der Mann wieder einsteigen. Er ist nur Beifahrer und daher nicht verpflichtet, einen Ausweis dabei zu haben.

Weniger Glück hat ein Gipser. Der Handwerker hatte sich seinen Feierabend vermutlich auch etwas anders vorgestellt. Weil aber der Polizist, der ihn checkt, typische Anzeichen von Drogenkonsum ausmacht, muss er eine Urinprobe abgeben. Während der Schnelltest auf Heroin, Crystal Meth und andere Rauschgiftsorten nicht anschlägt, zeigt sich im Bereich Cannabis sehr wohl ein Strich – also nachweisbarer Konsum von Marihuana. Jetzt hat der Fahrer zwei Möglichkeiten: Entweder er stimmt einer Blutentnahme zu oder eine solche wird angeordnet. Der etwa 30-Jährige lenkt ein und geht freiwillig mit. Der Polizist fährt ihn ins Krankenhaus nach Winnenden und sagt ihm zu, ihn auch wieder hierher zurück zu fahren. Der Haken an der Geschichte: Er darf dann trotzdem seinen Transporter nicht fahren. Und von den Arbeitskollegen, die ebenfalls in den Feierabend wollen, hat keiner einen Führerschein. „Haben den alle schon wegen Drogen am Steuer verloren“, möchte der Polizist halb ernst, halb scherzhaft wissen. Doch der Delinquent winkt genervt ab, von denen habe noch keiner je einen besessen.

Mitten in dem Getümmel: Staatssekretär Wilfried Klenk und Polizeipräsident Reiner Möller. Klenk geht auf die Hintergründe der Kontrolle ein, sie ist Teil der länderübergreifenden Fahndungs- und Sicherheitstage (siehe Info). Für das Land Baden-Württemberg sind die Polizeipräsidien Ulm und Aalen mit insgesamt 800 Beamten an den verschiedensten Stellen im Einsatz. Die Kontrollstelle ist also nur ein kleiner Teil des Aktionstages. Klenk betont die große Bedeutung der sichtbaren, polizeilichen Präsenz. Die Sicherheit nimmt zu. So spricht Klenk von einem drastischen Rückgang bei den Straftaten und gleichzeitig von einer gestiegenen Aufklärungsquote. „Das spricht eindeutig für unsere Aktion.“

Polizei, Feuerwehr und DRK werben für Respekt gegenüber den Einsatzkräften

Polizeipräsident Möller verweist darauf, dass seine Beamten schon seit 6 Uhr mit verschiedenen Aktionen im Einsatz sind. Beispielhaft nennt er eine Infoveranstaltung auf dem Aalener Marktplatz, wo Polizisten zusammen mit Vertretern der Feuerwehr und der Rettungsdienste die Bürger über die zunehmende Gewalt gegenüber den Einsatzkräften informieren. Der Grund liegt auf der Hand: Der Respekt den Helfern gegenüber sinkt ständig. Möller befürchtet beim Blick auf die aktuellen Zahlen auch dieses Jahr einen Anstieg bei diesen Delikten in der Größenordnung von zehn Prozent.

Der Polizeiführer vor Ort, Andreas Tellbach, betont die umfassende Vorbereitung des Kontrollmarathons. „Vier Kollegen haben sechs Monate lang den Tag intensivst vorbereitet.“ Alleine 500 Beamte des Präsidiums Aalen seien im Einsatz, „wir haben alle Kollegen, die können, auf der Straße“. Dass die Verkehrskontrolle auf der B14 nicht bei jedem betroffenen Verkehrsteilnehmer gut ankommt, war ihm klar. Mit Hinblick auf den Stau sagte er: „Wir mussten die Fahrbahnen auf eine reduzieren und einen Geschwindigkeitstrichter aufbauen. Das sind wir den Kollegen auf der Straße schuldig, es geht um deren Sicherheit.“ Während am Korber Kopf nur Autos und kleinere Transporter kontrolliert wurden, verweist Tellbach auf die Kontrolle, die wenig später auf der A6 vorgenommen wird. Dann werden von 20 bis 2 Uhr auch Schwerlastwagen und deren Fahrer auf dem Parkplatz Reußenberg gründlich durchgecheckt.

In den ersten Stunden der gestrigen Kontrolle gehen den Beamten nur kleine Fische ins Netz. Polizeipräsident Möller hat eine positive Sichtweise dazu: „Wenn am Ende des Tages bei manch einem Delikt eine Null steht, bin ich auch nicht traurig.“ Wilfried Klenk will die Prävention deshalb sogar noch ausweiten. Er erklärt, dass mehrere Ministerien eine Projektgruppe „Sicherer öffentlicher Raum“ eingerichtet haben. Ideen gibt es genug. So sollen laut Klenk künftig auch Kripobeamte öffentliche Verkehrsmittel kostenfrei nützen können. Damit sie für Kontrolleure und Passagieren als Polizisten erkennbar sind, müssen die Kripobeamte jedoch deutlich sichtbar eine Art Ausweis an der Brusttasche tragen. Diese Präsenz in S-Bahnen und Zügen soll Klenk zufolge die Sicherheit und gleichermaßen das Sicherheitsgefühl erhöhen.

Info
Landesübergreifende Kooperation

Bei der Innenministerkonferenz in Kiel am 13. Juni diesen Jahres haben die Innenminister von Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland eine Kooperation zur Bekämpfung von Straftaten im öffentlichen Raum vereinbart.

Diese Vereinbarung sieht unter anderem die Durchführung von länderübergreifenden Fahndungs- und Sicherheitstagen vor. Dabei sind den ganzen Tag über Polizeibeamte in den fünf Bundesländern im Einsatz, um mit zielgerichteten Kontrollaktionen gegen Straftaten im öffentlichen Raum vorzugehen. Die Polizei zeigt deutliche Präsenz, um so das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu stärken.

Die gestrigen Kontrollen deckten verschiedene Schwerpunkte ab. So ging es auch um die Bekämpfung der Eigentumskriminalität mit Priorität Wohnungseinbrüche. Ebenso waren gezielte Präventionsmaßnahmen Teil der Aktion. Schwerpunkte waren etwa die Sensibilisierung in Bezug auf die sexuelle Selbstbestimmung. Hierzu wurden an Schulen Informationsstände betrieben und Vorträge gehalten.

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Erstellt:
16. Oktober 2019, 06:00 Uhr

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