An Kultur und Medien gerichtet
Grünen-Politiker Özdemir fordert anderen Umgang mit der AfD
Cem Özdemir ruft beim Dokumentarfilm-Kongress Dokville zum neuen Umgang mit der AfD auf. Entlarvung reiche nicht. Was er stattdessen fordert.

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Özdemir fordert Kultur und Medien auf, mutiger gegen rechte Angriffe und für die Demokratie zu erzählen (Archivbild).
Von red/KNA
Der Grünen-Politiker Cem Özdemir hat Medien und Kultur zu einem anderen Umgang mit der AfD aufgefordert. „Der Versuch, die AfD zu entlarven, wird nichts bringen. Sie erfüllt einen Zweck: Die Partei ist die Systemalternative zu uns“, sagte der frühere Bundeslandwirtschaftsminister und Spitzenkandidat seiner Partei bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg beim Eröffnungs-Panel der Dokumentarfilm-Konferenz Dokville 2025.
„Wenn man das nicht versteht, wird man die AfD nie klein kriegen. Ich habe aber leider nicht den Eindruck, dass das in seiner ganzen Klarheit angekommen ist“, so Özdemir.
AfD-Erfolg trotz umstrittener Agrarpolitik
AfD-Politiker würden nicht gewählt, weil sie „tolle Inhalte haben oder so gute parlamentarische Arbeit machen“, so Özdemir weiter. Bei den Bauernprotesten Anfang 2024 sei es um geplante Kürzungen bei Agrarsubventionen gegangen, die größtenteils von der damaligen Bundesregierung wieder rückgängig gemacht worden seien.
„Die AfD wollte laut ihrem Parteiprogramm sämtliche Subventionen für die Landwirtschaft streichen“, so Özdemir; und trotzdem hätte die Hälfte der Bauern in Sachsen bei den Landtagswahlen im Herbst AfD gewählt. Der Grünen-Politiker: „Die könnten klauen, die könnten alles machen, ihre Anhänger würden trotzdem AfD wählen.“
Angriff auf die Kultur
Zuvor hatte der im schwäbischen Bad Urach geborene Sohn türkischer Gastarbeiter in einer Keynote die Rolle der Kultur und besonders des Films für sein eigenes Lebens gewürdigt. „Ohne unser regionales Theater und das kommunale Kino meiner Heimatstadt würde ich nicht hier stehen“, so Özdemir.
Die Kultur werde aktuell aber immer mehr zu einer Zielscheibe rechtsextremer und rechtspopulistischer Demokratieverächter. Dies sei in Ungarn, der Slowakei und Italien schon lange zu sehen. „Doch es reicht der Blick ins eigene Land; wir müssen uns nur die Anfragen der AfD anschauen, um zu sehen, mit welchem Angriff auf die Kultur wir es auch bei uns zu tun haben“, so Özdemir.
Er ermunterte Dokumentarfilmer und Sender, ihre Arbeit „noch mutiger“ fortzusetzen. „Zwingen Sie uns, noch genauer hinzuschauen; fordern Sie uns heraus, verwandeln Sie die Macht der Bilder in eine Waffe der Kunst“, so Özdemir: „Vertrauen Sie darauf, dass ihre Filme und Bilder wirkmächtiger sind als jeder Deepfake.“
Beim Branchentreff Dokville 2025 diskutieren Medienschaffende, Senderverantwortliche und Journalisten noch bis Freitag unter der Überschrift „Rechtsruck Deutschland“. Die vom Stuttgarter Haus des Dokumentarfilms organisierte Veranstaltung wird vom SWR, Arte und der Filmförderung Baden-Württemberg unterstützt.