Gute Ideen für ein prima Klima

Der Weissacher Gemeinderat stimmt neun Investitionsvorhaben zu, lehnt aber das vom Projektteam gewünschte E-Mobil ab.

Auftakt von „Prima Klima“: Mit symbolischen Aktionen ist das Projekt zum Klimaschutz im Herbst 2018 gestartet.Archivfoto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Auftakt von „Prima Klima“: Mit symbolischen Aktionen ist das Projekt zum Klimaschutz im Herbst 2018 gestartet.Archivfoto: A. Becher

Von Armin Fechter

WEISSACH IM TAL. Prima Klima: Unter diesem Schlagwort ist das Verbundprojekt „Klima wandeln – Prima handeln“ im Herbst 2018 in der Gemeinde an den Start gegangen. Als Verbundpartner hatten sich dazu der Verein Weissach Klimaschutz konkret, der Kreisjugendring und die Gemeinde selbst zusammengetan. Gefördert wird das Projekt vom Bundesumweltministerium. Ziel ist es, gemeinsam mit den Bürgern dem Klima Gutes zu tun. Ganz konkret sollen pro Einwohner und Jahr zwei Tonnen CO2 eingespart und überhaupt eine Bewusstseinsänderung hin zu einem ökologischen und sozialen Miteinander erreicht werden.

In einer ersten Etappe haben die Projektbeteiligten einen Aktionsplan Klimaschutz im Alltag mit vielen Einzelpunkten aufgestellt. Diese wurden dann in fünf sich überschneidende Handlungsfelder komprimiert: Konsum, Mobilität, Wohnen/Energie, Ökosystem/Landwirtschaft und Infrastruktur/Stadtplanung – vergleichbar den olympischen Ringen, ein Bild, das auch mit der vierjährigen Projektdauer und dem Zeitabstand zwischen Olympischen Spielen korrespondiert. Nach dem ersten Projektjahr ist dann der Kreisjugendring ausgestiegen, dafür wurde dann der Verein Kubus als Projektpartner gewonnen. Kubus steht für „Kultur und Begegnung für Menschen in unterschiedlichen Situationen“, etliche Mitstreiter des Vereins leben im Weissacher Tal und in der Umgebung.

Nach dieser Umstrukturierung haben die Verantwortlichen ein Konzept für eine Reihe investiver Vorhaben ausgearbeitet, mit deren Hilfe der Aktionsplan umgesetzt werden soll. Das zehn Punkte umfassende Programm wurde als Antrag dem Projektträger vorgelegt. Präsentiert wurde es kürzlich auch dem Weissacher Gemeinderat. Denn die Gemeinde wird einen Eigenanteil zu den Vorhaben leisten müssen. Im Antrag wurde dieser mit zehn Prozent kalkuliert, die endgültige Höhe hängt aber davon ab, wie stark jeder einzelne Punkt gefördert wird.

Im Gremium bestehen Zweifel am klimamäßigen Nutzen des Wagens.

Also diskutierte das Ortsparlament die Vorschläge – und genehmigte nicht alle angedachten Investitionen. Eine Absage gab es nämlich für das E-Fahrzeug, das sich das Projektteam gewünscht hatte, um Materialien zu transportieren, um Vernetzung zu ermöglichen und konstante Präsenz zu zeigen, um eine kleine mobile Näh- und Reparaturwerkstatt vor Ort zu schaffen oder mit einer kleinen mobilen Küche regionale und klimafreundliche Alternativen zur Kost bei Veranstaltungen anzubieten. Carl Höfer (CDU/FWV) äußerte sich skeptisch, ob der E-Wagen bei den angedachten Nutzungen klimamäßig wirklich etwas bringt. Jedenfalls solle nicht der Aufkleber am Ende das Einzige sein, was fürs Klima getan wird, mahnte er. In der Abstimmung gab es dann acht Gegenstimmen und zwei Enthaltungen und damit keine Mehrheit für das Klimamobil.

Kontrovers diskutiert wurden auch die Einkaufsautomaten, die in den Teilorten aufgestellt werden sollen. Das sei Wettbewerbsverzerrung, wenn die Gemeinde solche Initiativen ergreift, wandte Höfer ein. Er bezweifelte, ob die Stationen gut genug genutzt werden, um immer frische Produkte anzubieten. Alte Lebensmittel würden dann weggeworfen, und der Automat werde zur Hypothek fürs Klima. Gleichzeitig stellte Höfer die Frage in den Raum, warum niemand bereit ist, einen Einkaufsautomaten auf eigenes Risiko aufzustellen – und ließ damit anklingen, dass dies nicht rentabel wäre. Bürgermeister Ian Schölzel hingegen verteidigte das Vorgehen: Es sei oft so, dass die Gemeinde in Vorleistung geht – das sei lokale Wirtschaftsförderung. „Wenn sich die Gemeinde nicht vehement eingesetzt hätte, gäbe es heute in Weissach keine Brauerei“, machte er deutlich.

Auch Luciano Longobucco (Weissacher Bürger) verteidigte das Vorhaben: „Ich muss mich schon wundern, wie man eine gute Idee im Vorfeld totredet. Es fällt mir schwer, so eine Argumentation nachzuvollziehen. Wir beschweren uns seit Jahren, dass wir keine Einkaufsmöglichkeit in den Teilorten haben.“ Das unterstrich auch Irmgard Hestler (SPD): Die Leute müssten wegen allem nach Unterweissach fahren. Das werde sich mit den Automaten nicht groß ändern, vermutete Timo Kleeh (CDU/FWV): Auch künftig werde aus denn Teilorten zum Vollsortimenter im Ort gefahren werden. Das Vorhaben wurde dann bei fünf Gegenstimmen doch befürwortet.

Im Nachgang zur Sitzung konnte Bürgermeister Schölzel schon wenig später eine gute Nachricht vermelden: „Für unsere Verkaufsautomaten für die Ortsteile haben sich schon Interessenten gemeldet.“ Dabei handele es sich unter anderem um einen Marktbeschicker, der zusammen mit einem örtlichen Metzger, der Mühle und einem Imker die Automaten gerne bestücken würde.

Darüber hinaus wurden vom Gemeinderat einige weitere Ideen gutgeheißen: ein Smart-Place für Klimaschutz im Ortskern mit Mobilitätspunkt und einer „Klimahütte“, in der Infos verbreitet werden; pädagogische Energie-Themenkoffer; Geschirrmobile, um Kunststoffmüll zu vermeiden; ein solidarischer Markt, an dem Ehrenamtler Produkte regionaler Bauern anbieten; Milchtankstellen; Beschilderung der Radwege; Lastenrad; ein Carsharing-System.

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Erstellt:
18. Juli 2020, 06:00 Uhr

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