Kardinäle haben neues Pontifex gewählt
Habemus papam: Robert Francis Prevost ist der neue Papst Leo XIV.
Nach nur vier Wahlgängen haben die 133 Kardinäle beim Konklave im Vatikan den US-Kardinal Robert Francis Prevost als Nachfolger von Franziskus und als 267. Papst der katholischen Kirche gewählt. Leo XIV. tritt in große Fußstapfen und steht vor noch größeren kirchenpolitischen Herausforderungen.

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Der neu gewählte Papst Leo XIV., der US-Amerikaner Robert Prevost, erscheint auf der Mittelloggia des Petersdoms im Vatikan.
Von Markus Brauer/AFP/dpa/KNA
Die katholische Kirche hat einen neuen Papst. Aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle im Vatikan stieg am Donnerstag (8. Mai) um 18.08 Uhr nach nur vier Wahlgängen in einem 24-stündigen Konklave weißer Rauch auf. Das bedeutet, dass sich die im Vatikan versammelten 133 Kardinäle aus aller Welt auf einen Nachfolger für den verstorbenen Franziskus geeinigt haben.
Robert Francis Prevost: Ein Mann der Weltkirche
Die Kardinäle haben den 69-jährigen Robert Francis Prevost zum neuen Papst gewählt. Er wurde am 30. September 2023 von Papst Franziskus zum Kardinal erhoben.
Der amerikanische Kardinal ist ein Mann der Weltkirche. Der Ordensmann arbeitete viele Jahre in Peru – zunächst als Missionar, später als Bischof. Er ist ein zugänglicher wie bescheidener Seelsorger mit großer internationaler Führungserfahrung.
Lange leitete er den weltweit tätigen Augustinerorden. Viele Mitglieder des Kardinalskollegiums kennen Prevost als Chef der vatikanischen Bischofsbehörde, quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche. Als diplomatisch wie pragmatischer Mann der Mitte gilt er als geschätzt bei progressiven wie konservativen Kirchenmännern.
13 Päpste trugen bisher den Namen Leo. Unter ihnen war Leo der Große (440-461), der als einer von nur zwei Päpsten diesen besonderen Beinamen trägt. Der bislang letzte war Leo XIII. (1878-1903), der das Papsttum in das 20. Jahrhundert führte. Wegen seiner Anteilnahme an sozialen Fragen wurde er mit dem Attribut „Arbeiterpapst“ und dem Beinamen „der Soziale“ bekannt.
„Habemus papam“
Auf dem Petersplatz, wo zu diesem Zeitpunkt mehr als 15.000 Menschen warteten, brach beim Aufsteigen der weißen Rauchschwaden lauter Jubel aus. Vom Petersdom läuteten sämtliche Glocken.
Nach dem Ritus der katholischen Kirche wird der neue Pontifex jetzt in die weiße Soutane eingekleidet. Alle Kardinäle schwören ihm Gehorsam.
Nach einem gemeinsamen Gebet geht es zur Mittelloggia des Petersdoms. Dort wird das „Habemus papam“ (Wir haben einen Papst) verkündet – und auch der Name.
Schnelle Wahl des 267. Papstes
Erst dann tritt der 267. Pontifex in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte selbst hinaus und präsentiert sich der Welt. Der Petersplatz wird derzeit immer voller. In Rom machen sich viele Einwohner und auch Touristen in größter Eile auf den Weg zum zentralen Platz des kleinen Kirchenstaats im Herzen der italienischen Hauptstadt.
Der Nachfolger des mit 88 Jahren verstorbenen Papstes Franziskus ist damit verhältnismäßig schnell mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit auserkoren worden. Die Kardinäle waren erst am Mittwoch (7. Mai) gegen 17.45 Uhr in die Sixtinische Kapelle eingezogen, wo sie dann strikt abgeschottet von der Außenwelt berieten.
Auch sie selbst durften keinerlei Kontakt nach draußen haben, auch in den Pausen und in der Nacht nicht. Damit dauerte seit den 1960er Jahren kein Konklave länger als drei Tage, auch dieses Mal nicht.
Dabei war das Wahlgremium mit 133 Kardinälen so groß wie noch nie. Am ersten Abend hatte es mehr als drei Stunden gedauert, bis erstmals schwarzer Rauch in den Abendhimmel über dem Vatikan stieg. Auch am zweiten Tag gab es zur Mittagsstunde, nach zwei weiteren Wahlgängen, noch einmal das Signal: keine Einigung. Doch schon am Abend war es dann so weit.
Setzt der neue Pontifex den Kurs von Franziskus fort?
Damit hat die katholische Kirche mit ihren rund 1,4 Milliarden Mitgliedern nach zwölf Jahren unter Franziskus und zweieinhalb Wochen Sedisvakanz – also der Zeit des unbesetzten Stuhls Petri – einen neuen Pontifex.
Mit Spannung wird erwartet, ob das neue Oberhaupt der größten christlichen Glaubensgemeinschaft der Welt den Reformkurs des Argentiniers Jorge Mario Bergoglio fortsetzen wird. Von konservativen Kardinälen hatte es zuvor Forderungen gegeben, zu einem traditionelleren Kurs zurückzukehren.
Papst ist laut Glaubenslehre Nachfolger des Apostels Petrus
In Europa hat die katholische Kirche in den vergangenen Jahren erheblich an Mitgliedern verloren, auch befördert durch zahlreiche Missbrauchsskandale. Auf anderen Kontinenten dagegen nimmt die Zahl der Katholiken stetig zu. Im Vorfeld wurde deshalb viel spekuliert, dass der neue Papst wieder nicht aus Italien kommen könnte. Seit 1978 waren der Pole Johannes Paul II., der deutsche Benedikt XVI. und der Argentinier Franziskus im Amt.
Der katholischen Glaubenslehre zufolge ist der Papst Nachfolger des Apostels Petrus und Stellvertreter Jesu Christi auf Erden. Zudem ist er Bischof von Rom, Primas von Italien und Staatsoberhaupt des Vatikanstaates. Große weltliche Macht hat er nicht. Er ist aber für viele Menschen eine geistliche und moralische Autorität.
Warum die Wahl des Papstnamens so wichtig ist
Pius XII., Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul I. sowie Johannes Paul II., Benedikt XVI., Franziskus: Die Namenswahl der Päpste ist weder zufällig noch beliebig oder gar nebensächlich. Nomen est omen: Die Wahl des Papstnamens ist Programm – und nicht seit 1939, als Eugenio Pacelli den Papstnamen Pius XII. annahm.
Die Namenswahl gibt eine erste Andeutung, in welche Richtung der neue Pontifex die Kirche steuern will, für was der Gewählte steht, was er in seinem Pontifikat erreichen will und welche theologischen, pastoralen und kirchenpolitischen Schwerpunkte er zu setzen gedenkt.
Erstes Angelus-Gebet am Sonntag
Franziskus hatte mehr als zwölf Jahre an der Spitze der katholischen Kirche gestanden. Er starb am Ostermontag (21. April) an den Folgen eines Schlaganfalls im Vatikan, nachdem er am Tag zuvor noch mit seinem Papamobil über den Petersplatz gefahren worden war. Nun liegt er in der Kirche Santa Maria Maggiore begraben, seiner Lieblingskirche in Rom.
Erwartet wird, dass der neue Papst dort bald seinem Vorgänger noch einmal die Reverenz erweisen wird. Ansonsten steht am Sonntag (11. Mai) mit dem traditionellen Angelus-Gebet vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz ein öffentlicher Auftritt auf dem Programm. Zur Amtseinführung wird es dann vermutlich nächste Woche eine große Messe geben, zu der auch zahlreiche Staatsgäste erwartet werden.