Happy Hour in Hanoi

Trump und Kim treffen sich in Vietnam – Nach dem symbolischen Auftakt vor acht Monaten müssen sie dieses Mal mehr liefern – Gemeinsame Erklärung geplant

Hanoi (dpa). Das Metropole ist in Hanoi eine der besten Adressen, seit einem Jahrhundert schon. Wenn sich in Vietnams Hauptstadt der Nachmittag dem Ende zuneigt, kommen auch Leute in das Fünfsternehotel, die sich die Zimmerpreise nicht leisten können. Zur Happy Hour gibt es die Cocktails billiger. Am Mittwoch jedoch blieben Hanois Society und gewöhnliches Volk außen vor. Pünktlich zur Happy Hour traf sich im Metropole das schillerndste Paar der gegenwärtigen Weltpolitik: US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. Acht Monate nach dem ersten Gipfel in Singapur zelebrierten die beiden in Hanoi ihr großes Wiedersehen.

Anfangs wirkten die zwei ziemlich angespannt. Dann setzte Trump – 72 inzwischen – sein Haifischlächeln auf. Aus der Hoffnung, ein Erfolg bei den Koreagesprächen könnte ihm den Friedensnobelpreis einbringen, macht er kein Hehl mehr.

Kim – etwa halb so alt wie sein Gegenüber, genau weiß das niemand – trug seinen zugeknöpften Funktionärsanzug. Dann lächelte er sein Gegenüber an. Es muss Ewigkeiten her sein, dass er Trump einen „kranken, dementen Greis“ nannte. „Es ist großartig, wieder mit Ihnen zusammen zu sein. Unser größter Fortschritt bislang ist, dass wir eine echt gute Beziehung haben“, sagte der US-Präsident. Kim entgegnete, indem er Trump für dessen „mutige Entscheidung“ pries, einen Dialog zu beginnen.

Dann zogen sich die beiden im Hotel für eine „1:1-Conversation“ zurück. Nur die Dolmetscher sind dann noch dabei. Für manche sind das Momente der Sorge. Auch in der US-Regierung gibt es Leute, die befürchten,Trump könnte sich im Einzelgespräch über den Tisch ziehen lassen.

Tatsächlich sind die Dinge sehr kompliziert. Wenn es stimmt, was der Fernsehsender CNN in Erfahrung brachte, verhandelten beide Seiten in Hanoi bis zuletzt auch noch über die Menüfolge fürs Abendessen. Schließlich wurde es eine Mischung von Speisen aus West und Ost.

Aber letztlich sind das nun wirklich nicht die Dinge, auf die es ankommt. Tatsächlich steht viel auf dem Spiel. Trump behauptet sogar, dass sich sein Land und Nordkorea inzwischen im Krieg befinden würden, „mit potenziell Millionen getöteten Menschen“, wäre er nicht Präsident geworden. So weit muss man gewiss nicht gehen. Aber die Gefahr eines Krieges ist gesunken. Und immerhin hat Nordkorea seit als 15 Monaten keine Atomwaffen oder Raketen mehr getestet.

In Singapur hatte sich Kim grundsätzlich zu atomarer Abrüstung bereit erklärt. Im Gegenzug bekam er nicht näher definierte Sicherheitsgarantien versprochen. Zudem stellte Trump eine Lockerung der massiven Sanktionen in Aussicht, unter denen der immer noch ziemlich isolierte kommunistische Staat leidet. Über die wichtigsten Dinge ist man sich aber noch längst nicht einig – auch nicht darüber, was genau der Begriff Denuklearisierung bedeutet.

Das Weiße Haus kündigte am Mittwoch an, es werde eine gemeinsame Erklärung geben. Beiden Seiten ist klar, dass nach dem eher symbolischen Auftakt vor acht Monaten nun mehr erwartet wird. Denkbar wäre, dass Trump und Kim den Koreakrieg (1950–1953) formell für beendet erklären. Tatsächlich befinden sich beide Länder völkerrechtlich immer noch im Krieg miteinander. Dies wäre eine vertrauensbildende Maßnahme von historischer Dimension – die wenig kostet. Auch über die Zulassung internationaler Atominspekteure wird spekuliert.

Für die vielen Leute, die am Mittwoch draußen vor dem Metropole warten, ist das aber ferne Politik. Sie wollen einen Blick auf die beiden Hauptdarsteller erhaschen. Denn all das ist auch eine große Show.

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Erstellt:
28. Februar 2019, 05:06 Uhr

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