Hass und Hetze? Totale Liebe!

VfB-Angreifer Deniz Undav war nach dem Spiel in Istanbul Rassismus im Netz ausgesetzt. Am Sonntag in Stuttgart ist alles anders.

Von Marco Seliger

Stuttgart - Schon der Beginn des Fußballabends geriet herzlich für Deniz Undav. Als die VfB-Profis am Sonntag zum Aufwärmen auf den Platz kamen vor der Bundesliga-Partie gegen den FSV Mainz, gab es aus der Cannstatter Kurve Sprechhöre und ein Spruchband: „Deniz, wir stehen hinter dir.“

Später dann stand Undav wieder vor der Kurve – nachdem er in der 79. Minute das Siegtor geschossen hatte. Der Jubel geriet ekstatisch. Und knapp 60 000 Fans, die Mainzer Anhänger mal ausgenommen, brüllten seinen Namen.

Undav war der Matchwinner, nachdem er in den Tagen zuvor ebenso gewisse Schlagzeilen dominiert hatte. Es waren keine schönen. Angesichts seiner kurdisch-jesidischen Wurzeln sah sich der Offensivmann Hass und Hetze im Internet ausgesetzt nach dem 0:1 am Donnerstag bei Fenerbahce Istanbul in der Europa League. Die Informationsstelle Antikurdischer Rassismus (IAKR) und der Zentrale Menschenrechtsrat der Kurden in Deutschland (ZMRK) teilten mit , dass die Anfeindungen nach Spiel in Istanbul „einen neuen Höhepunkt“ erreicht hätten. Undav sehe sich „seit Monaten gezielten rassistischen und ethnisch motivierten Anfeindungen ausgesetzt – insbesondere aus Teilen der türkischen Community und Fangemeinschaft“, schrieben die Organisationen.

Der VfB stellte sich klar hinter seinen Profi, unter anderem in den sozialen Medien, und übers Wochenende bekundete unter anderem auch der Grünen-Politiker Cem Özdemir seine Unterstützung, Özdemir hat bekanntlich türkische Wurzeln. „Deniz Undav hat meine volle Solidarität“, schrieb der Spitzenkandidat der Grünen für die Landtagswahl im nächsten Jahr auf der Plattform „X“: „Er stammt aus Friesland, hat kurdisch-jesidische Wurzeln, spielt für den VfB Stuttgart und gehört zur deutschen Elf. Nationalisten sind von solchen Lebensläufen überfordert. Das gilt für deutsche wie für türkische Faschisten.“

Undav hatte sich einst für die DFB-Auswahl und gegen Länderspiele für die Türkei entschieden. „Ich wusste, dass ich bei zwei, drei schlechten Spielen für die Türkei komplett durchbeleidigt worden wäre“, sagte er dazu.

Am Sonntagabend bekam Undav nun in Stuttgart wieder die volle Zuneigung des VfB-Anhangs. „Ich habe mich total über das Transparent beim Aufwärmen gefreut“, sagte er: „Und dass ich dann das Tor vor der Kurve gemacht habe, zeigt, wie stark wir als Team sind – da gehören die Fans auch dazu.“ Das alles zeige die Liebe, „die in diesem Verein steckt – wenn ich könnte, würde ich mich bei jedem Einzelnen bedanken“.

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Erstellt:
26. Oktober 2025, 22:32 Uhr
Aktualisiert:
26. Oktober 2025, 23:56 Uhr

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