Hat die NFL eine Chance in Stuttgart?

Unklar ist, wie der Gemeinderat der Landeshauptstadt zu großen Sportveranstaltungen steht. Die Grünen wollen dies klären.

Von Frank Rothfuß

Stuttgart - Wie man richtig Geld verdient, darin macht den US-Amerikanern von der Football-Liga NFL keiner etwas vor. Die NFL setzt Milliarden um. Und geht mittlerweile rund um die Welt auf Tour, um zu expandieren. Mehrere Spiele waren in Frankfurt und München, 2025, 2027 und 2029 ist sie in Berlin zu Gast. Auch 2026 und 2028 kommt sie nach Deutschland.

Wie man hört, fände man es auch in Stuttgart ganz hübsch, die NFL-Teams begrüßen zu dürfen. Immerhin ist die MHP-Arena mit ihrer Sitzplatzkapazität das viertgrößte Stadion Deutschlands, größer als das Deutsche Bank Stadion in Frankfurt. Doch das würde Geld kosten. Während Frankfurt noch 1,5 Millionen Euro bezahlt hat, verlangt die NFL nach dpa-Informationen von Berlin schon 12,5 Millionen Euro für die drei Partien.

Geld für Sportveranstaltungen? Der Gemeinderat wollte nicht zehn Millionen Euro als Garantiesumme bereitstellen, dass Stuttgart sich als Standort für die Fußball-EM der Frauen bewirbt. Sollte Deutschland also den Zuschlag erhalten, ist Stuttgart nicht dabei. Nicht nur beim Deutschen Fußball-Bund war man darüber verwundert. Auch bei anderen Sportverbänden sei das genau registriert worden, so ein Kenner der Szene.

Die Bedenken sind groß, dass man sich mit dieser Entscheidung selbst Fesseln angelegt hat. Sich für den Machosport American Football schlechthin bewerben, dafür Geld ausgeben, oder für ein Finale der Männer in der Europa League, wo man zuvor für den Frauenfußball kein Geld bereitstellte? OB Frank Nopper hatte mit dem Land nochmals versucht, zumindest seine eigene Partei, die CDU, umzustimmen. Das Land hätte sich sogar mit einer erklecklichen Summe beteiligt. Doch die CDU-Fraktion blieb bei ihrer Ansicht, das Geld sei nicht gut angelegt, weil man nicht genug Tickets für Frauenfußball verkaufen könne. Die SPD wollte sparen, und die Parteien aus dem linken Spektrum wollen mit den Fußballverbänden ohnehin keine Geschäfte machen.

Doch wie geht es nun weiter? Das würden die Grünen gerne wissen. Sie fordern, dass man über „die städtische Strategie für Sportveranstaltungen“ diskutieren müsse. Und zwar mit den Mitgliedern des Sportausschusses und der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart sowie den Touristikern von Stuttgart Marketing. Man müsse eine fundierte und wirtschaftlich tragfähige Strategie für Sportveranstaltungen erarbeiten, die sowohl den finanziellen Rahmenbedingungen als auch den sportpolitischen Zielen der Stadt Rechnung trage.

Für Grünen-Stadtrat Florian Pischel bleibt „die Entscheidung gegen die Frauen-EM eine verpasste Chance“. Die Sportstrategie müsse dringend wieder auf den Ratstisch. „Wir brauchen einen Schulterschluss von Sport, Tourismus, Handel, Gastronomie und der Stadtgesellschaft darüber, wie wir uns als Sportstadt aufstellen wollen.“

In Frankfurt gab es eine Studie, ob sich der monetäre Einsatz gelohnt hat. Fazit: Es gab eine Wertschöpfung von 110 Millionen Euro für die Region. Die Stadt habe zusätzlich etwa acht Millionen Euro Steuern eingenommen. Jeder Gast habe im Schnitt 254 Euro ausgegeben: 135 Euro für Übernachtungen, 49 Euro für Essen und Trinken, 29 Euro entfielen auf den Transport und 41 Euro auf Merchandising, Unterhaltung und Sonstiges. OB Mike Josef sagte dazu: „Die Wirtschaftlichkeitsstudie zu den beiden NFL-Spielen in Frankfurt belegt, das Großevents in aller Regel einen hohen wirtschaftlichen Nutzen haben und zu einem enormen Imagegewinn führen.“ Frankfurt will auch Teil der Frauen-Fußball-EM 2029 sein.

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Erstellt:
2. März 2025, 22:12 Uhr
Aktualisiert:
3. März 2025, 21:58 Uhr

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