Haus Elim eröffnet neunte Einrichtung

„Das Haus im Murrtal“ in Burgstall ist nach einer Bauzeit von nur knapp 13 Monaten fertiggestellt. Die Tagespflegeeinrichtung mit sechs betreuten Wohnungen ist gestern Nachmittag im geschützten Rahmen und kleinen Kreis feierlich eingeweiht worden.

Große Freude bei den Verantwortlichen: Mit Abstand stoßen sie auf das „herausragend gut gelungenes“ Haus im Murrtal an. Fotos: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Große Freude bei den Verantwortlichen: Mit Abstand stoßen sie auf das „herausragend gut gelungenes“ Haus im Murrtal an. Fotos: J. Fiedler

Von Florian Muhl

BURGSTETTEN. Trotz, oder auch wegen der Coronakrise kam gestern ein nur kleiner Kreis von Verantwortlichen zusammen, um auf das gelungene Bauwerk und dessen pünktliche Einweihung mit Abstand anzustoßen. Damit hat Haus Elim, ein Sozialwerk der Volksmission mit christlichen Wurzeln, bereits seinen neunten Standort im Rems-Murr-Kreis und die vierte Tagespflegeeinrichtung eröffnet. Und die Gemeinde Burgstetten hat nach der Pflegeeinrichtung in Erbstetten nun in Burgstall ein zweites Haus-Elim-Haus.

In Burgstall werden im Erdgeschoss in Zukunft täglich 30 Tagespflegegäste versorgt. Jetzt schon sind 20 Gäste angemeldet, die über die Woche verteilt ins Haus kommen. „Das ist für uns ein sehr guter Start“, sagte Lisa Ros, die Hausleiterin der vier Tagespflegeeinrichtungen. In der Mitte der Tagespflege befinden sich die Gemeinschaftsküche und das Dienstzimmer inklusive Pausenbereich für die Mitarbeitenden. Links und rechts davon liegen die beiden Tagespflegegruppen, die räumlich identisch aufgeteilt sind. So gibt es in jeder Gruppe einen großen Aufenthaltsbereich für gemeinsame Mahlzeiten und Aktivitäten wie Basteln und Singen. Zudem gibt es zwei Ruheräume und zwei Pflegebäder mit WC sowie zwei separate WCs.

„Bei mir hat’s natürlich schon gearbeitet.“

Von einem Glücksfall für die Gemeinde sprach Irmtraud Wiedersatz. In kurzen, launigen Worten erzählte die Bürgermeisterin, wie es überhaupt dazu kam. „Begonnen hat das ja eigentlich bei der kommunalen Beiratssitzung, wo ich als einzige kommunale Vertreterin anwesend war.“ Das war im November 2017. Thomas Gengenbach, hauptamtlicher Vorsitzender des Vereins Haus Elim, habe damals gesagt, dass er ein Grundstück für eine Tagespflege sucht. „Bei mir hat’s natürlich schon gearbeitet“, gestand Wiedersatz. Bereits zwei Tage später habe sie bei Gengenbach angerufen, mit den Worten: „Ich habe ein Grundstück.“ Dann sei alles sehr flott gegangen. Der Vorsitzende kam mit Architekt Karlheinz Lämmle, sah, und Wiedersatz siegte. Der Planer legte einen Entwurf vor und drei Monate später gab der Gemeinderat grünes Licht. Weitere elf Monate später lag bereits die Baugenehmigung vor, im Mai 2019 war Baubeginn. „Wie immer, wenn wir mit Haus Elim zu tun haben: es geht immer rasend schnell“, lobte Wiedersatz. Die Rathauschefin wies auch auf die Wichtigkeit einer solchen Einrichtung hin. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass sie im privaten Bereich auch zwei Pflegefälle habe. Es sei eine wunderbare Entlastung für die Angehörigen und die Pflegebedürftigen seien sehr gut aufgehoben.

Auch Gengenbach erfreute den kleinen Kreis der Feiernden mit einer kleinen Geschichte, die recht traurig begann: „Wir hatten sämtliche Bauaufträge vergeben, alle Handwerker unter Vertrag, aber wir hatten keinen Rohbau; kein Angebot für einen Rohbau war zu bekommen“, erinnerte sich der Vorsitzende, der sich in der Volksmission in Winnenden engagiert und dort im operativen Team seine Not geteilt hat. „Meine zukünftige Schwiegertochter hat dann ein einfaches Gebet gesprochen: Heiland, gib’ uns doch einen Rohbauer für das Haus Elim , dass diese Maßnahme beginnen kann. Und ich übertreibe nicht, ich bin in mein Auto gesessen, die Bundesstraße runter gefahren und mein Telefon klingelt und der Herr Lämmle ruft an und sagt: Im Moment sitzt der Herr Schief bei mir, der hat Interesse, Ihren Rohbau zu machen.“

Aber der Chef der Winnender Baufirma habe hinzugefügt, dass es schnell gehen müsse. „Von dem Tag an ist das Gebäude aus der Erde geschossen“, sagte Gengenbach, „wir haben vom ersten Gespräch bis zur Unterzeichnung des Bauvertrags keine Woche gebraucht.“

„Mit Burgstall werden wir die 500er-Schallmauer durchbrechen.“

Vor Beginn der Coronakrise hatten die drei seitherigen Tagespflegeeinrichtungen von Haus Elim in Schwaikheim, Winnenden und Bittenfeld zusammen über 300 Belegtage pro Woche , das heißt 300 Gäste pro Woche. „Mit Burgstall werden wir die 500er-Schallmauer durchbrechen“, prophezeite Gengenbach, der auf die kundengerechten Öffnungszeiten hinwies: „Montag bis Sonntag. Keine Tagespflege im Kreis bietet Montag bis Sonntag an. Das ist herausragend. Und wir haben verlängerte Öffnungszeiten, von 7.30 bis 18 Uhr.“

Der Einweihungstermin zeige ihr, „dass das Haus Elim auch in schwierigen Zeiten ein verlässlicher Partner ist“, bekannte Stefanie Böhm. Die Sozialdezernentin lobte, dass trotz der Krise an der Zukunft und Weiterentwicklung der Pflege im Rems-Murr-Kreis gearbeitet wurde. Die innovativen Ansätze für „Das Haus im Murrtal“ seien gut durchdacht und seien von Anfang an in enger Zusammenarbeit mit dem Landkreis abgestimmt worden. „Das Haus ist in dieser Form einmalig im Landkreis und ein erkennbarer Gewinn für die Pflegelandschaft“, so Böhm wörtlich.

Die Sozialdezernentin lobte, dass die Tagespflege baulich geschickt in zwei Abteilungen gegliedert ist, verbunden mit einem gemeinsamen Garten. Die eine Gruppe sei ausgerichtet für Gäste mit eher kognitiven Einschränkungen, die andere für Gäste mit eher somatischen Einschränkungen. „Die Einheit ist jedoch in sich durchlässig“, so Böhm.

Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz überreicht ein Geschenk mit Spielen an Hausleiterin Lisa Ros, Pflegedienstleiterin Katrin Everding und Hauswirtschaftsmeisterin Christine Keil (von links).

© Jörg Fiedler

Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz überreicht ein Geschenk mit Spielen an Hausleiterin Lisa Ros, Pflegedienstleiterin Katrin Everding und Hauswirtschaftsmeisterin Christine Keil (von links).

Eine Dachbegrünung hält im Sommer die Hitze ab.

Architekt Karlheinz Lämmle aus Leutenbach hat das Gebäude für eine zweizügige Tagespflege sowie sechs betreute Wohnungen entworfen und geplant.

„Das Haus im Murrtal“ zeichnet sich durch moderne Architektur und Farbgestaltung sowie viel Licht aus.

Der Diplomingenieur hat den Gebäudekomplex, der sich auf vier Ebenen verteilt, leicht abgewinkelt.

Das Erdgeschoss bietet Platz für die zukünftige Tagespflege mit großer Terrasse zum Garten. In den zwei Geschossen darüber befinden sich sechs mit viel Licht durchflutete betreute Wohnungen mit großzügigen Dachterrassen. Im Untergeschoss sind die Sozial- und Abstellräume, die Technik sowie die Tiefgarage untergebracht.

Umweltfreundlich und nachhaltig zu bauen war für Lämmle wichtig. So hält im Sommer eine Dachbegrünung die Hitze ab, beheizt wird das Gebäude mit einer Pelletsheizung sowie zusätzlich einem Blockheizkraftwerk.

Das neue Gebäude für Senioren wurde zügig errichtet, und trotz der Corona-Krise gingen die Bauarbeiten gut voran. Der aufgestellte Bauzeitenplan konnte eingehalten werden.

Haus-Elim-Vorsitzender Thomas Gengenbach zeigte sich gestern voll des Lobes: „Was ich immer sehr schätze an den Planungen des Büros Lämmle ist, dass Herr Lämmle nicht im ersten Ziel seine Architektur an uns verkauft, sondern dass er in der Lage ist, die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und von da aus ein Gebäude zu entwickeln und auch in diesem Kontext noch eine gute und spannende Architektur schafft.“

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Erstellt:
9. Juli 2020, 06:00 Uhr

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