Haushaltshilfen sind oft schwer zu finden

dpa Bochum. Haushaltshilfen sind gefragt. Denn nicht nur Rentner wünschen sich Unterstützung in Haushalt und Garten. Auch Mit-Dreißiger in der „Rushhour des Lebens“ wollen Unterstützung, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Doch die Suche ist mühsam.

Der Umfrage zufolge greifen sowohl in der Stadt als auch auf dem Land die Menschen bei der Unterstützung eher auf Haushaltshilfen zurück als auf Familienangehörige, Freunde oder Nachbarn. Foto: Ralf Hirschberger/dpa/Symbolbild

Der Umfrage zufolge greifen sowohl in der Stadt als auch auf dem Land die Menschen bei der Unterstützung eher auf Haushaltshilfen zurück als auf Familienangehörige, Freunde oder Nachbarn. Foto: Ralf Hirschberger/dpa/Symbolbild

Sie erleichtern Rentnern das Leben und helfen gestressten Eltern, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen: Putzfrauen und Haushaltshilfen.

Rund jeder fünfte Bundesbürger nimmt inzwischen die Unterstützung einer bezahlten Haushaltshilfe in Anspruch, wie eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der Minijob-Zentrale ergab. Und noch viel mehr würden sie gerne in Anspruch nehmen. Doch einfach zu finden sind sie nicht.

„Sowohl in der Stadt als auch auf dem Land greifen die Menschen bei der Unterstützung eher auf Haushaltshilfen zurück als auf Familienangehörige, Freunde oder Nachbarn“, fasste der Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See, Heinz-Günter Held, das Ergebnis der repräsentativen Umfrage zusammen, für die mehr als 1500 Personen ab 18 Jahren befragt wurden. Die Minijob-Zentrale ist die zentrale Einzugs- und Meldestelle für alle geringfügigen Beschäftigungen in Deutschland und gehört dem Verbund der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See an.

Wichtig sind die Haushaltshilfen der Umfrage zufolge vor allem für Senioren. Bei den über 60-Jährigen greife jeder Vierte regelmäßig auf bezahlte Hilfe im Haushalt zurück, ergab die Umfrage. Die Familie, Freunde und Bekannte spielten hier häufig nur eine untergeordnete Rolle.

Bei den Jüngeren sind bezahlte Haushaltshilfen deutlich seltener im Einsatz, wie die Umfrage zeigt. Was nicht heißt, dass Hilfe nicht hier und da dringend erwünscht wäre. Im Gegenteil: Gerade bei den 30- bis 44-Jährigen ist der Wunsch nach Unterstützung sehr ausgeprägt.

„Besonders diese Generation steckt in der Rushhour des Lebens“, erklärte die Soziologin Claudia Neu das Ergebnis der Umfrage. „Hier müssen nicht nur die eigenen Kinder betreut werden, sondern unter Umständen auch bereits die Eltern oder Schwiegereltern. Neben Haushalt und Familie kommen die persönlichen Beufs- und Karrierewünsche hinzu - und das häufig von beiden Partnern. (...) Da ist es klar, dass man sich hier Hilfe wünscht.“

Doch selbst, wenn genug Geld für eine Putzfrau da ist, ist es offenbar nicht so leicht, jemanden zu finden. Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) stellte schon vor einiger Zeit fest: „Immer mehr Haushalte suchen vergeblich nach einer Haushaltshilfe.“ Und daran hat sich wohl nicht viel geändert. Auch bei der aktuellen Umfrage der Minijob-Zentrale bewerteten drei Viertel der Betroffenen die Suche der Umfrage als schwierig.

Der Bedarf ist so groß, dass inzwischen etliche Internet-Start-ups hier eine vielversprechende Marktnische sehen. Das 2014 gegründete Internet-Start-up Helpling etwa hat nach eigenen Angaben bereits Putzkräfte an mehr als 100.000 Kunden vermittelt.

Auch Katzensitter, Möbelaufbauer oder Gartenhelfer können über das Portal, das sich selbst als „Europas führenden Online-Marktplatz zur Vermittlung haushaltsnaher Dienstleistungen“ bezeichnet, gebucht werden. Zu den Investoren bei Helpling gehören bekannte Namen wie Rocket Internet und Unilever Ventures.

Allein ist Helpling auf dem Markt allerdings nicht. Vermittlungsportale gibt es inzwischen viele. Sogar Ikea hat mit dem Start-up TaskRabbit einen Anbieter am Start, der nicht nur Helfer zum Möbel montieren vermittelt, sondern auch Kräfte zur Wohnungsreinigung und fürs Blumenpflanzen.

Der Haken bei all den hippen Online-Plattformen: Die meisten Verbraucher haben noch ein Problem damit, auf diesem Weg eine Putzfrau zu finden, wie die Umfrage der Minijob-Zentrale ergab. Die meisten hören sich lieber in der Nachbarschaft oder im Bekanntenkreis um, statt Stellenanzeigen zu lesen oder in Jobbörsen im Internet nach geeigneten Kandidaten zu suchen.

„Die persönlichen Grenzen und Hürden sind groß, unbekannten Menschen Eintritt ins Private zu gewähren“, erklärte Soziologin Neu die Zurückhaltung. Deshalb vertrauten viele vor allem den Empfehlungen von Freunden und Bekannten, die bereits gute Erfahrungen mit einer Haushaltshilfe gemacht hätten.

So oder so: Am Ende machen am Ende die meisten Betroffenen offenbar gute Erfahrungen mit ihren hilfreichen Geistern. Fast 90 Prozent der Betroffenen gaben an, mit ihrer Haushaltshilfe zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Lediglich 8 Prozent waren mit deren Arbeit eher nicht oder überhaupt nicht zufrieden.

© dpa-infocom, dpa:200720-99-858405/2

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Erstellt:
20. Juli 2020, 13:58 Uhr

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