Heinz Franke erhält Verdienstorden des Landes

Der Stadtrat wird für sein vielseitiges ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Den Orden und die dazugehörige Urkunde überreicht Sozialminister Manfred Lucha ihm im Foyer des Rathauses. Zu den Ehrengästen zählen unter anderem Landrat Richard Sigel, der ehemalige SPD-Abgeordnete Robert Antretter und Dekan Wilfried Braun.

Sozialminister Manfred Lucha überreicht Heinz Franke die Auszeichnung stellvertretend für Landesvater Winfried Kretschmann. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Sozialminister Manfred Lucha überreicht Heinz Franke die Auszeichnung stellvertretend für Landesvater Winfried Kretschmann. Foto: A. Becher

Von Melanie Maier

Backnang. Es war nie ein Antrieb für ihn, für etwas ausgezeichnet zu werden, sagt der frisch mit dem Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg geehrte Heinz Franke am Rednerpult auf der Empore im Foyer des Backnanger Rathauses: „Wenn ich etwas für wichtig erachtet habe, dann habe ich es auch gemacht.“ Trotzdem genieße er die Ehrung, räumt der 72-jährige Stadtrat ein, „das geb ich ehrlich zu“.

Die Anwesenden freuen sich mit Heinz Franke über seinen Moment im Rampenlicht. Es ist bei Weitem nicht sein einziger: Für sein vielseitiges ehrenamtliches Engagement ist das SPD-Urgestein unter anderem bereits mit dem Bundesverdienstkreuz, der Backnanger Kanne, dem Backnanger Ehrenteller und dem silbernen Städtetag-Abzeichen ausgezeichnet worden.

„Der Popeye unter den Ehrenamtlichen engagiert sich seit Jahrzehnten“

Ungefähr 20 Gäste plus Familienmitglieder sitzen am Dienstagabend im Foyer des Backnanger Rathauses. Der offizielle Teil der Veranstaltung beginnt mit einer kurzen Verspätung; Sozialminister Manne Lucha saß in Stuttgart noch bei in einer Gesundheitsministerkonferenz fest.

Als Erster tritt jedoch nicht er, sondern Oberbürgermeister Maximilian Friedrich ans Rednerpult. Er begrüßt die Anwesenden – auch Landrat Richard Sigel, der ehemalige SPD-Abgeordnete Robert Antretter, der SPD-Landtagsabgeordnete Gernot Gruber, SPD-Altstadträtin Christa Elser, CDU-Stadträtin Ute Ulfert und Dekan Wilfried Braun sind unter anderem gekommen – und stellt Heinz Franke noch einmal vor, den „Popeye unter den Ehrenamtlichen, der sich seit Jahrzehnten in den verschiedenen Bereichen des Ehrenamts engagiert“ und Projekte nicht nur initiiere, sondern auch über Jahre hinweg betreue. „Wir können uns wahrhaft glücklich schätzen, dass Sie sich in Backnang mit Herzblut engagieren“, richtet sich Friedrich an Franke und dankt auch dessen Ehefrau Erika und seinen beiden Töchtern: „Ohne Ihre Unterstützung wäre das alles nicht möglich gewesen.“

Heinz Franke engagiert sich seit den 1970er-Jahren in allen Dimensionen des Ehrenamts, wie Manfred Lucha bei seiner Rede hervorhebt: politisch, gesellschaftlich und kirchlich. Es sei schade, dass der Abend im kleinen Kreis stattfinden müsse, sagt der Sozialminister und fügt hinzu: „Ich weiß gar nicht, wie oft wir’s pandemiebedingt verschieben mussten.“ Der Verdienstorden zeichne die außerordentlichen Leistungen Frankes aus, eines „klassischen Nachkriegsdemokraten“, sagt Lucha und richtet ihm die Grüße und Glückwünsche des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann aus, in dessen Auftrag er ihm den Orden sowie die dazugehörige Urkunde überreicht.

„Es würde die Veranstaltung sprengen, alle seine Engagements aufzuzählen“, betont Lucha, bevor er an einige ausgewählte Stationen in Frankes Leben erinnert. So hebt er den Aufbau der Schwäbischen Tafel hervor, an dem der diplomierte Verwaltungswirt, Diakon und Sozialarbeiter – da sieht Lucha die Parallele zu seinem Leben – beteiligt war. „1995 entstand unter seiner Mitwirkung bereits die Backnanger Tafel – eine der ersten in Baden-Württemberg.“ Auch in der kirchlichen Jugendarbeit, beim Roten Kreuz und bei der Arbeiterwohlfahrt – „wie es sich für einen Sozialdemokraten gehört“ – sei der Geehrte schon früh aktiv gewesen. Der Verein Kinder- und Jugendhilfe Backnang, dem Heinz Franke seit 1988 vorsitzt, beschäftige rund 100 Mitarbeiter. „Die Gesellschaft braucht mehr Menschen wie Sie und Ihre Familie“, sagt Lucha.

Robert Antretter, der nach ihm spricht, weiß um die Anfänge von Heinz Frankes Einsatz für seine Mitmenschen. „In deiner Zivi-Zeit hast du das Sterben im Altenheim erlebt. Du wärst nicht Heinz Franke, wenn in dir nicht der Gedanke aufgekommen wäre: ‚Wenn ich einmal etwas zu sagen habe, ändere ich etwas daran‘“, so der langjährige Vorstandsvorsitzende der Hospizstiftung Rems-Murr-Kreis, der Frankes Beteiligung am Aufbau der Hospizarbeit in Backnang sowie deren Meilensteine herausstellt.

Der Ortsvorsteher von Heiningen, Leonhard Groß, weist anschließend auf Heinz Frankes 17 Jahre als Ortsvorsteher desselben Stadtteils hin: „Dass Heiningen heute der schönste Backnanger Stadtteil ist, daran war auch er beteiligt – der ‚Elder Staatsman von Heiningen‘, wie er immer wieder angesprochen wird“, führt Groß aus.

Zum Schluss spricht Heinz Franke selbst über den Zivildienst, der in ihm den Wunsch ausgelöst hat, sich ehrenamtlich zu betätigen, und die Wurzeln, die er dafür sieht: neben seiner familiären Sozialisation Artikel eins des Grundgesetzes („Die Würde des Menschen ist unantastbar“) und seine christliche Prägung. „Das Gleichnis vom Weltgericht war für mich immer etwas, das ich nicht nur als theoretische Forderung verstanden habe, sondern als Verpflichtung“, sagt er. Seinen Dank richtet Franke an seine Frau, seine Familie, aber auch an alle weiteren Gäste und an einige, die an diesem Abend nicht dabei sein können. Sein Leben, sagt Heinz Franke, sei wie ein Zug, in den die Anwesenden an verschiedenen Lebensstationen zugestiegen seien. „Ich hab manchmal das Abteil gewechselt. Aber ich bin immer im Zug geblieben.“

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Erstellt:
16. Dezember 2021, 06:00 Uhr

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