Heppseen sind nun attraktiver für Amphibien

Der Anglerverein Backnang verbindet Instandsetzungsmaßnahmen an seinen Gewässern in Strümpfelbach mit einer ökologischen Aufwertung. Flachwasserzonen und heimische Pflanzen locken nun vermehrt Frösche und Kröten an.

Cersten Pfisterer, Alexander Schaal, Markus Weber, Tobias Hägele und Nick Schüßler (von links) begutachten die Wasserpflanzen, die nun an den aufgewerteten Seen blühen.

© Alexander Becher

Cersten Pfisterer, Alexander Schaal, Markus Weber, Tobias Hägele und Nick Schüßler (von links) begutachten die Wasserpflanzen, die nun an den aufgewerteten Seen blühen.

Von Lorena Greppo

Backnang. Angeln ist über die meiste Zeit eine eher ruhige Angelegenheit. Für die Mitglieder des Anglervereins Backnang dürfte es eine Freude sein, wenn sie sich wieder in ihre Stühle zurücklehnen und auf das Anbeißen der Fische warten können. Denn hinter ihnen liegen kräftezehrende Monate. In etwa 1000 Arbeitsstunden haben sie seit dem Oktober des vergangenen Jahres den See vier der Heppseen in Backnang-Strümpfelbach abgelassen, instandgesetzt und zugleich ökologisch aufgewertet. Es war der zweite derartige Einsatz – 2020 wurden diese Arbeiten auch am See drei vorgenommen. Etwa 100 Leute haben dabei mitgeholfen. Beim ersten See sei dies insofern schwierig gewesen, weil die Instandsetzung inmitten der Coronapandemie vorgenommen wurde und es nicht möglich war, dass Personen aus mehreren verschiedenen Haushalten sich treffen. Folglich wurde an gut 20 Terminen jeweils in Schichten gearbeitet.

Dämme wurden unterspült

Notwendig geworden war die Sanierung, weil die Dämme, welche die Seen in ihren Becken halten, unterspült worden waren, erklärt der Vorsitzende Alexander Schaal. Das sei vor allem durch die immer trockener werdenden Sommer zum Problem geworden. „Früher gab es mehr Wasser, da war die Erosion nicht so ausgeprägt. In den letzten Jahren haben teilweise 40 bis 50 Zentimeter Wasser gefehlt.“ Die starken Schwankungen des Wasserstands begünstigen, dass der Damm abrutscht und so dünner wird. Den Verantwortlichen war klar: Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Schließlich musste die Sicherheit gewährleistet werden. Und warum nicht im Zuge dessen auch gleich die Gewässer ökologisch aufwerten, war die Überlegung.

Einige Wochen habe es gedauert, den See abzulassen, berichtet der Projektverantwortliche Tobias Hägele, der im Verein zudem Naturschutzbeauftragter ist. Die darin lebenden Fische wurden von den Mitgliedern rausgeholt und in die anderen Gewässer umgesetzt. Etwa 15 Arten habe man dabei dokumentiert, unter anderem Zander, Hecht, Aal und Flussbarsch. Auch Teichmuscheln wurden entnommen. In der Folge galt es erst einmal zu warten, „weil es noch lange ziemlich schlammig war“.

Struktur durch Etagen und Totholz

Dann ging es an die Handarbeit. Denn: „Bei der ersten Aktion haben wir noch versucht, schweres Gerät einzusetzen – und Lehrgeld bezahlt“, erzählt Tobias Hägele. Die Dämme seien dafür nicht stabil genug gewesen. Danach mussten die gut 100 Tonnen Steinmaterial zur Ufersicherung mit der Schubkarre transportiert werden. Die Steine stammen aus dem Steinbruch der Firma Lukas Gläser in Zwingelhausen, wie Gesellschafter Cersten Pfisterer bestätigt. Ohne die Unterstützung des Unternehmens wäre die Instandsetzung kaum möglich gewesen, betont Alexander Schaal. Denn die Kosten wären sonst für den Verein enorm geworden.

Rund um den See vier sind in den vergangenen Monaten Steine verteilt und Etagen errichtet worden. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Rund um den See vier sind in den vergangenen Monaten Steine verteilt und Etagen errichtet worden. Fotos: Alexander Becher

Die Vorgabe des Landratsamts sei zudem gewesen, dass die Steine aus der Region stammen, berichtet Gewässerwart Markus Weber. Ringsum das Ufer wurden sie eingebracht, außerdem wurde darauf geachtet, mehr Flachwasserzonen zu schaffen. „Künstliche Seen haben oft wenig oder gar keine Struktur, fast wie eine Badewanne“, beschreibt Tobias Hägele. Doch seien solche Flachufer für die Fischbrut wie auch für Amphibien wichtig. Die Grundidee des Vereins sei daher gewesen, wieder näher an die natürliche Struktur von Seen zu kommen. Um die Tiefenverhältnisse nachzubilden, wurden also künstliche Etagen geschaffen. Zudem brachten die Vereinsmitglieder Totholz ein, auf welchem sich Kleinstlebewesen ansiedeln.

Vom Angelsportverein Kirchberg holten sich die Backnanger nicht nur Wissen ein – schließlich hatten die Vereinsmitglieder dort auch schon ihr Gewässer unter Mithilfe eines Biologen aufgewertet. „Außerdem haben sie uns Setzlinge von ihren Wasserpflanzen geschenkt“, berichtet Tobias Hägele. Seitdem zieren Hechtkraut, Wasserminze, Kalmus, Laichkraut, See- und Teichrosen sowie Schilf und Rohrkolben die Ufer der beiden Seen. Überall dort, wo die Pflanzen im Wasser nahe des Ufers hervorsprießen, befinden sich unter Wasser die Etagen.

Umwälzpumpen in Planung

Was die Maßnahmen bewirken, kann man am See drei schon beobachten. „Der Bestand an Amphibien hat sich seitdem verzehnfacht“, sagt Nick Schüßler, der mit der Dokumentation betraut wurde. Und das, obwohl viele Fischarten den Laich der Amphibien fressen. Prompt lässt sich auch ein dicker grüner Teichfrosch im Pflanzengewirr blicken. Alexander Schaal erklärt, wie das kommt: „Für die Laichballen und -schnüre braucht es Strukturen – die haben wir jetzt.“ Auch böten sie Verstecke für Kaulquappen. Zugenommen hat durch den Zuwachs an Amphibien auch die Zahl der Ringelnattern in der Nähe der Seen.

Wie lange es dauert, bis alles so aussieht wie gewünscht? „Da sprechen wir von Jahren“, so der Vereinsvorsitzende. Da die oberen Heppseen nur gepachtet sind, sind ähnlich große Umbaumaßnahmen dort aktuell nicht geplant – die Gewässer könne man aber dennoch ökologisch aufwerten, so Schaal. Eventuell bringe der Verein Nistkästen in der Umgebung an. Tobias Hägele berichtet außerdem von dem Vorhaben, solarbetriebene Umwälzpumpen in den Seen anzubringen. Diese reichern das Wasser mit Sauerstoff an. „In heißen Sommern ist der Sauerstoffgehalt teils bedenklich niedrig. Und das wird uns in den kommenden Jahren sicherlich noch begleiten.“

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Erstellt:
27. Juli 2023, 06:00 Uhr

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