Hermann Püttmer provoziert erneut

Vor einem Treffen mit der Stadtverwaltung erhebt der Riva-Chef neue Vorwürfe und greift OB Frank Nopper persönlich an

Für Donnerstag hat die Backnanger Stadtverwaltung die Grundstückseigentümer des geplanten IBA-Quartiers eingeladen, um mit ihnen über den städtebaulichen Wettbewerb zu sprechen. Zu den geladenen Gästen gehört auch Riva-Chef Hermann Püttmer. Doch der meldet sich schon vorher zu Wort – mit neuen Vorwürfen und persönlichen Angriffen gegen OB Frank Nopper.

Hermann Püttmer, hier bei einer Pressekonferenz im August 2018 mit dem Architekten Helmut Jahn, geht gerne auf Konfrontationskurs mit der Stadt. Damit auf dem Kaelble-Areal etwas Neues entstehen kann, müssen aber beide Seiten zusammenarbeiten.Archivfoto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Hermann Püttmer, hier bei einer Pressekonferenz im August 2018 mit dem Architekten Helmut Jahn, geht gerne auf Konfrontationskurs mit der Stadt. Damit auf dem Kaelble-Areal etwas Neues entstehen kann, müssen aber beide Seiten zusammenarbeiten.Archivfoto: A. Becher

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. In den vergangenen Monaten war es ungewöhnlich still um Hermann Püttmer. Der Unternehmer, der OB Nopper und die Backnanger Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren immer wieder attackiert hatte, hielt sich mit öffentlicher Kritik zurück und schien die Backnanger Bewerbung für die Internationale Bauausstellung (IBA) 2027 zu unterstützen. Der Investor, dem immerhin 5 der insgesamt 15 Hektar des geplanten IBA-Quartiers gehören, ließ sich sogar bei einem der städtischen Bürgerdialog-Workshops blicken. Würden die Stadt und der Eigentümer des ehemaligen Kaelble-Areals nach jahrelangem Streit doch auf einen gemeinsamen Nenner kommen?

Daran muss man jetzt wieder zweifeln, denn vor dem geplanten Treffen am Donnerstag hat sich Püttmer wieder zu Wort gemeldet – und das gleich doppelt. Zum einen per Leserbrief in unserer Zeitung, zum anderen in einem Blogbeitrag auf der Homepage seines Unternehmens.

In dem Leserbrief nimmt er Noppers Ambitionen auf den OB-Posten in Stuttgart zum Anlass für eine persönliche Abrechnung. In dem ironisch formulierten Brief wünscht Püttmer dem OB „viel Glück“ für eine Kandidatur und zeichnet dann ein vernichtendes Bild von dessen 18 Amtsjahren in Backnang. Das Quartier-West, das Nopper von seinem Vorgänger Jürgen Schmidt geerbt habe, glänze noch immer „im Charme eines Nachkriegsviertels“. Auch auf der Oberen Walke gehe es nicht voran. Die Wirtschaft würde der OB „eher nicht fördern“. Ja selbst den Abriss des Krankenhauses, gegen den Nopper vehement gekämpft hatte, legt Püttmer offenbar dem OB zur Last und bezeichnet dies sarkastisch als „ersatzlose Glanzleistung“.

Riva-Chef fordert bis zu 160 Meter hohe Gebäude

Etwas sachlicher ist ein Beitrag im „Riva-Blog“ auf der Homepage des Unternehmens formuliert, allerdings klingt auch dieser Text nicht nach Konsens. Unter der Überschrift „Stadt erkennt: Ohne Wirtschaft geht es nicht“ begrüßt Püttmer zwar die Einladung ins Rathaus („Na endlich“), erhebt andererseits aber neue Vorwürfe und stellt Forderungen. Das Quartier Backnang-West müsse Arbeiten und Wohnen verknüpfen, die Stadt plane jedoch „eine reine Wohnsiedlung mit ein paar Kleinbetrieben“, heißt es in dem Blogbeitrag. Püttmer wirft der Stadtverwaltung deshalb „Krämerdenke“ vor. Außerdem schlägt der Riva-Chef vor, im städtebaulichen Wettbewerb Gebäudehöhen bis zu 160 Meter auszuschreiben. Hermann Püttmers Faible für Hochhäuser ist bekannt: Schon der Masterplan des mit ihm befreundeten Starachitekten Helmut Jahn beinhaltete ein 100 Meter hohes Gebäude. Eine Idee, die allerdings weder im Rathaus noch im Gemeinderat auf Gegenliebe stieß. Nun will Püttmer diesen Plan offenbar noch einmal um 60 Meter überbieten.

Im Backnanger Rathaus sorgt Püttmers verbaler Rundumschlag für Verwunderung: „Wir nehmen das zur Kenntnis. Unser Ziel ist es weiterhin, einen Konsens zu erzielen“, erklärt Baudezernent Stefan Setzer. Allerdings widerspricht er der Darstellung, die Stadt spreche erst jetzt mit den Eigentümern. Gespräche habe es schon mehrfach gegeben, zuletzt im Dezember. Ein Vertreter von Riva sei damals mit am Tisch gesessen. Auch der Vorwurf, die Stadt plane ein reines Wohnquartier, sei falsch, sagt der Baudezernent: „Und es ist auch nicht angedacht, dort nur Kleinbetriebe zuzulassen.“ Eine Verknüpfung von Wohnen und Arbeiten sei sogar ausdrückliches Ziel der IBA-Konzeption.

Was die Gebäudehöhe angeht, werde es für den Wettbewerb voraussichtlich gar keine Vorgaben geben. „Es muss allerdings der für Backnang richtige Maßstab sein“, sagt der Baudezernent und lässt keinen Zweifel daran, dass dies bei einem 160 Meter hohen Gebäude in seinen Augen kaum der Fall sein wird.

Positiv sieht man im Rathaus hingegen Püttmers Pläne, in Backnang zusammen mit Professor Achim Kampker von der Hochschule in Aachen eine Weiterbildungsakademie für Ingenieure und Techniker zu gründen. Firmen aus der Region sollen dort ihre Mitarbeiter fit für neue Technologien wie E-Mobilität oder Industrie 4.0 machen können. „Wir unterstützen diese Pläne, aber wir brauchen noch ein, zwei große Firmen, die mitmachen“, erklärt der städtische Wirtschaftsbeauftragte Reiner Gauger. Mittelfristig könne sich daraus dann vielleicht sogar eine private Hochschule entwickeln, wie sie Hermann Püttmer immer wieder gefordert hatte. Der städtische Wirtschaftsförderer ist nach eigener Aussage mit Püttmer „in gutem Einvernehmen“ und lobt dessen Bereitschaft, für Zukunftsprojekte auch finanziell in Vorleistung zu gehen: „Das gibt es nicht so häufig.“

Info
So geht es weiter mit der IBA-Bewerbung

Im Mai 2019 hat der Backnanger Gemeinderat beschlossen, sich mit dem Quartier-West für die Internationale Bauausstellung zu bewerben, die 2027 in der Region Stuttgart stattfindet. Das Quartier umfasst insgesamt 15 Hektar und reicht von der Friedrichstraße bis zum Murrtalviadukt.

Ende vergangenen Jahres hatten die Bürger die Möglichkeit, in vier Workshops ihre Ideen und Vorstellungen einzubringen, parallel fanden vier Expertenworkshops statt. Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung werden am Dienstag, 4. Februar, ab 18.30 Uhr im Bürgerhaus vorgestellt.

Im Rathaus wird derweil bereits am Auslobungstext für den städtebaulichen Wettbewerb gearbeitet. Dieser soll laut Baudezernent Stefan Setzer noch einmal mit der Bürgerschaft diskutiert werden, ehe er vom Gemeinderat endgültig abgesegnet wird.

Nach der Ausschreibung können Architekten und Stadtplaner ihre Konzepte einreichen. Eine Jury wird dann bis Herbst einen Siegerentwurf küren, der Grundlage für die weitere Planung sein soll. Die offizielle Entscheidung, ob Backnang IBA-Quartier wird, trifft das IBA-Kuratorium. Der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest.

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Erstellt:
21. Januar 2020, 06:00 Uhr

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