Finanzministerium auf TikTok

Heulender Hamster sorgt für Häme und Anerkennung zugleich

Ein TikTok-Post des Finanzministeriums Baden-Württemberg mit einem Hamster sorgt für hochgezogene Augenbrauen in der Landespolitik. Blamiert sich das Haus von Danyal Bayaz wirklich?

Danyal Bayaz ist selbst in sozialen Medien aktiv. Auf TikTok betreibt sein Ministerium jetzt einen Kanal.

© LICHTGUT/Max Kovalenko

Danyal Bayaz ist selbst in sozialen Medien aktiv. Auf TikTok betreibt sein Ministerium jetzt einen Kanal.

Von Annika Grah

Es ist einer dieser Posts, den wohl nur versteht, wer TikTok verstanden hat. Ein kleiner Hamster mit rosa Schleifchen tut unterlegt von dramatischen Streichern kund: „Machi meini ersti Steuererkläri“, nächstes Bild, ein grimmiger Finanzminister und der Hamster stellt fest. „Upsi Steuerhinterziehi gemachti, ärgi vom Finanzministi bekommi“. Völlig gaga?

Hier geht es zum Tiktok-Post des Finanzministeriums.

Der Erfolg scheint dem Post recht zu geben. Mehr als 180 000 Likes hat das Hamster-Video eingesammelt, FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke kritisiert in der „Bild-Zeitung“: „Bayaz’ ‚nix verstehi, nur Angsti’-Auftritt bei Tiktok ist genauso peinlich wie die unsägliche ‚Länd’-Kampagne der Landesregierung. Es ist schon erstaunlich, wofür die Grünen Steuergeld zum Fenster hinauswerfen.“ Rülke betreibt selbst einen Kanal auf TikTok – mit überschaubarem Erfolg.

Heulender Hamster ist ein aktueller Tiktok-Trend

Das Finanzministerium ist seit einer Woche auf der Plattform unterwegs. Der Erfolg des Finanzministeriums auf TikTok scheint noch überschaubar. Knapp 400 Follower hat der Kanal in seiner ersten Woche eingesammelt, mit Videos zu Hausfinanzierung und Steuern. Der Hamster-Post sticht mit seinen Likes heraus.

„Der heulende Hamster ist gerade ein TikTok-Trend, der in der Zielgruppe für eine hohe Reichweite sorgt“, erklärt der Sprecher des Finanzministeriums. „Wir haben ihn aufgegriffen, um auf die Steuererklärung an sich und die Steuertipps auf unsere Webseite aufmerksam zu machen. Die sind im Post verlinkt.“ Bei den anderen Posts habe man auf den Steuerguide für Influencer aufmerksam gemacht, auf das Onlinesteuerportal Elster und darauf, welche Steuern man bei Nebentätigkeiten zahlen muss. Das seien seriöse Informationen, verpackt für TikTok und die Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen. „Für die ist es gedacht und eben nicht für andere Zielgruppen.“

Auch der Medienwissenschaftler Wolfgang Schweiger von der Uni Hohenheim sagt: „Ich finde den Post gelungen und zielgruppenadäquat.“ Stattdessen würde er hinterfragen, ob eine staatliche Institution wirklich auf einer datenschutz- und medienrechtlich so problematischen chinesischen Plattform wie TikTok auftreten sollte.

Bedenken wegen Datenschutz

Hinter TikTok steht das chinesischen Unternehmen ByteDance. Das ist nicht unumstritten. Der Landesbeauftragte für Datenschutz hatte Ministerien im vergangenen Jahr dazu geraten, Plattformen wie X (früher Twitter) zu verlassen und sieht auch TikTok kritisch. Dabei prüft auch das Staatsministerium, einem Regierungssprecher zufolge, dort einen eigenen Kanal zu starten.

Bayaz hatte zum Start erklärt, die Bedenken seien berechtigt. „Würden wir uns von den relevanten Social Media-Plattformen zurückziehen, würde wir schlichtweg einen Teil der Menschen gar nicht mehr erreichen.“ Sein Ministerium nutzt ein Extra-Diensthandy, auf dem sonst keine Daten vorhanden sind.

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Erstellt:
18. April 2024, 17:26 Uhr

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