Highspeed-Internet: Volle Fahrt voraus

Langsam war gestern: Allmersbach im Tal bekommt als erste Gemeinde im Rems-Murr-Kreis flächendeckendes Glasfasernetz

Modellgemeinde Allmersbach im Tal: Hier fällt der Startschuss für den kreisweiten Ausbau des Glasfasernetzes. Bis 2030 sollen 90 Prozent der Haushalte im Rems-Murr-Kreis Zugang zu gigaschnellem Internet haben.

Sabine Wittlinger, Alexander Ostertag, Ralf Wörner und Richard Sigel (von links) strahlen bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung mit dem Wetter um die Wette. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Sabine Wittlinger, Alexander Ostertag, Ralf Wörner und Richard Sigel (von links) strahlen bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung mit dem Wetter um die Wette. Foto: A. Becher

Von Sarah Schwellinger

ALLMERSBACH IM TAL. Wenn’s beim Bürgermeister mal nicht läuft: „Gestern wollte ich einen Film auf Netflix gucken, Sie glauben gar nicht, wie oft mir der Stream abgerissen ist.“ Damit soll bald Schluss sein – nicht nur für Ralf Wörner, den Bürgermeister von Allmersbach im Tal, sondern flächendeckend, im besten Falle für alle Haushalte der Gemeinde.

Und das ist erst der Anfang. Bis 2030 sollen alle 30 Städte und Gemeinden, die sich im Zweckverband Breitband Rems-Murr zusammengeschlossen haben, gigaschnelles Internet bekommen. Dafür sorgt eine Kooperation mit der Deutschen Telekom. Als Modellgemeinde geht nun Allmersbach im Tal voran, hier fällt der Startschuss für den kreisweiten Ausbau. Während der Vorvermarktung bis Ende Mai sollen sich 750 Haushalte finden, die innerhalb dieses Projekts einen Glasfaseranschluss bis ins Haus von der Telekom bekommen. Das Angebot vom kostenlosen Anschluss und einem Tarif jeglicher Größe für 19,90 Euro gilt ebenso für Neu- als auch Bestandskunden der Telekom. Ab 2020 soll dann schnelles Internet mit bis zu einem Gigabit pro Sekunde fließen. „Für die lokal ansässigen Unternehmen, aber auch für unsere Bürgerinnen und Bürger ist eine digitale Infrastruktur mittlerweile unentbehrlich. Deshalb setzt sich der Landkreis für ein flächendeckendes Glasfasernetz ein. Langsam war gestern – heute ist der Startschuss für ein schnelles Netz für alle gefallen.“ Bevor es jedoch konkret losgeht, unterzeichneten die Gemeinde und die Telekom gestern eine Absichtserklärung (Letter of Intent), in der die Ausbauplanung und der Zeitplan festgelegt werden. Losgehen soll es laut Wirtschaftsförderer für die Region Stuttgart, Hans-Jürgen Bahde, bereits im kommenden halben Jahr.

Der Rems-Murr-Kreis steht damit nun vor einer großen Aufgabe: „Das ist ein wichtiger Meilenstein“, erklärt Landrat Richard Sigel, der auch Vorstand des Zweckverbands Breitbandausbau ist. „Wir wollen so den Glasfaserausbau voranbringen“, so Sigel, „es ist ein ehrgeiziger Zeitplan, aber wir arbeiten mit Nachdruck daran.“ Weiter verspricht der Landrat, dass die Arbeiten im Kreis kontinuierlich vorangehen werden und keine Gemeinde die letzte sein wird, die einen Zugang zum gigaschnellen Internet bekommt. „Es wird vielleicht keine letzten geben“, wirft Wörner ein, „es ist aber auch schön, die ersten zu sein.“ Den Glasfaserstartschuss vergleicht der Bürgermeister mit dem Gewinn eines Jackpots: „Jetzt können wir den Jackpot knacken, unsere Bürger müssen nun nur noch den Tippschein mit Gewinngarantie abgeben.“ Die Weichen für gigaschnelles Internet sind nun gestellt, das auch dank der Unterstützung des Landkreises.“

Richard Sigel macht deutlich, dass es sich um eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Kreis und der Telekom handelt. Und die soll bis auf Kundenebene spürbar sein. Denn der Nutzen soll vor allem beim Bürger ankommen: „Das ist das Wichtigste.“

295 Kilometer Glasfaserkabel, 38 Kilometer Tiefbaustrecke, 24 Netzverteiler: So lauten die ersten Planungen der Telekom, was den Glasfaserausbau in Allmersbach betrifft. Im Rems-Murr-Kreis investiert die Deutsche Telekom 180 Millionen Euro, die Städte und Gemeinden im Kreis 90 Millionen. Ein Großteil der Mittel sind Fördergelder des Bundes und des Landes. 2025 sollen alle Gewerbegebiete sowie sämtliche förderfähigen Schulen im Kreis über Glasfaseranschlüsse verfügen, bis 2030 dann 90 Prozent der 1,38 Millionen Haushalte und alle rund 140000 Unternehmensstandorte und Betriebe in der Region.

Info
Zweckverband Breitbandausbau

Im Zweckverband Breitbandausbau sind 30 der 31 Gemeinden und Städte des Rems-Murr-Kreises vereint, nur Schorndorf ist bislang noch nicht beigetreten.

Die Gemeinden kooperieren.

Der Zweckverband hat Landrat Richard Sigel zum Vorsitzenden gewählt, sein Stellvertreter ist Thomas Bernlöhr, Bürgermeister der Stadt Welzheim.

Beide, Sigel und Bernlöhr, wurden auch als Vertreter des Zweckverbands im Aufsichtsrat der Gigabit Region Stuttgart gewählt – das ist der Zusammenschluss aller Städte und Gemeinden in der Region Stuttgart zum Zweck des Breitbandausbaus.

Als Geschäftsführer wurde Kreiskämmerer Peter Schäfer, als technischer Leiter Michael Murer, Breitbandkoordinator im Landratsamt, gewählt.

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Erstellt:
28. Februar 2019, 06:00 Uhr

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