Hochstraße: BASF-Arbeitsdirektor für Mobilitätspakt

dpa/lrs Ludwigshafen. Eine der wichtigsten Verkehrsachsen der Region beiderseits des Rheins ist wegen Rissen im Beton auf unbestimmte Zeit gesperrt. Von der BASF in Ludwigshafen kommen Rufe nach einem Mobilitätspakt, um einen Verkehrsinfarkt abzuwenden. Die Idee stößt auf Zuspruch.

Angesichts der andauernden Sperrung der sanierungsbedürftigen Verkehrsader Hochstraße Süd in Ludwigshafen hat BASF-Vorstandsmitglied Michael Heinz einen Mobilitätspakt von Bund, Ländern, Kommunen und Wirtschaftsvertretern gefordert. Es gebe „Luft nach oben“ bei der Koordination in der Metropolregion Rhein-Neckar, sagte er dem „Mannheimer Morgen“ (Mittwoch). „Deshalb brauchen wir endlich eine Verkehrssimulation über den Rhein hinweg, die Auswirkungen einzelner Maßnahmen auf den Gesamtverkehr berechnet.“

Vor dem Hintergrund des geplanten Abrisses der Hochstraße Nord sagte Heinz, ein Projekt dieser Größe könne Ludwigshafen nicht allein stemmen. „Deshalb müssen sich alle an einen Tisch setzen und einen transparenten und verlässlichen Plan entwickeln. Unternehmen brauchen auch Planungssicherheit“, sagte der Arbeitsdirektor des Chemiewerks.

Die Industrie- und Handelskammer für die Pfalz begrüßte den Vorstoß. „Für die Wirtschaft in der Region ist entscheidend, schnellstmöglich einen überregionalen Mobilitätspakt zu schließen“, sagte Nicole Rabold, Leiterin für Infrastruktur, der Deutschen Presse-Agentur.

„Ludwigshafen, Mannheim, die angrenzenden Gebietskörperschaften sowie alle übrigen Akteure müssen gemeinsam konkrete Maßnahmen vereinbaren, um den drohenden Verkehrsinfarkt abzuwenden“, forderte sie. Rabold sprach sich mit Nachdruck für ein abgestimmtes Konzept aus, das alle Verkehrsmittel und Verkehrswege effizient koordiniert.

„Außerdem ist eine bessere Kommunikation zur Wirtschaft und allen, die von Verkehrsstaus, Behinderungen und dergleichen betroffen sind, dringend erforderlich. Denn die Hochstraßen sind die Lebensadern für die Wirtschaft in der gesamten Region“, sagte die Expertin der IHK.

Positive Signale kamen auch vom Vorsitzenden des Verbands Region Rhein-Neckar, Stefan Dallinger. „Ich freue mich, dass sich die Wirtschaft hinter die Bemühungen des Verbands stellt, einen solchen Mobilitätspakt zu organisieren“, sagte der CDU-Politiker. Der Verband habe bereits die Verkehrsminister von Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz angesprochen und erste positive Rückmeldungen erhalten. „Ich hoffe, dass sich kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen identifizieren und umsetzen lassen“, betonte Dallinger.

Das rheinland-pfälzische Verkehrsministerium betonte, grundsätzlich sei die überregionale Zusammenarbeit sehr wichtig und werde auch gelebt. Bezüglich der Hochstraße habe das Ministerium aber rechtlich keinerlei Zuständigkeit und auch keine Regelungskompetenz. „Die Stadt Ludwigshafen ist Herrin des Verfahrens. Das Ministerium leistet Amtshilfe, wenn es darum gebeten wird und tut selbstverständlich alles in seiner Macht stehende, die Stadt nach Kräften zu unterstützen“, sagte eine Sprecherin. Die Fragen der Zuständigkeit blieben jedoch unberührt. „Derzeit stehen der Stadt Experten des Landesbetriebs Mobilität zur Seite. Zwischen Land und Stadt besteht auf politischer und auf Verwaltungsebene ein enger Kontakt.“

BASF-Vorstandsmitglied Heinz zufolge könnten die Probleme durch eine Sanierung von gleich beiden Hochstraßen zur Bedrohung für den Standort Ludwigshafen werden. „Das könnten wir nicht alles auf Schiene oder Rhein verlagern, der uns zudem ja im vergangenen Jahr schmerzlich im Stich gelassen hat“, sagte der Arbeitsdirektor.

In Vorbereitung auf die Abrisspläne für die Hochstraße Nord arbeitet BASF an einem Konzept für den Personen- und Güterverkehr. Mit Blick auf die Entwicklungen bei der Hochstraße Süd hat das Unternehmen nach eigenen Angaben Schritte überlegt, die sich zur Entlastung der Verkehrssituation umsetzen lassen - etwa eine Flexibilisierung von Arbeitszeiten oder die Förderung von Fahrgemeinschaften.

Die Hochstraße Süd, eine der wichtigsten Verkehrsachsen der Rhein-Neckar-Region, war Ende August kurzfristig gesperrt worden. Der Grund: Risse in der Betonkonstruktion. Bei monatlichen Überprüfungen war aufgefallen, dass sich bereits vorhandene kleine Schäden vergrößert hatten. Wie es weitergeht, wird sich wohl frühestens in vier Wochen zeigen. Dann soll das Ergebnis aufwendiger Untersuchungen zur Statik durch externe Experten vorliegen.

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Erstellt:
4. September 2019, 16:15 Uhr

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