Hoffenheim-Blitztrip nach Liberec: Personalpuzzle für Hoeneß
dpa/lsw Zuzenhausen. Mit neun Punkten und 11:1 Toren steht Hoffenheim nach drei Gruppenspielen in der Europa League am besten von allen 48 Teilnehmern da. Die Kraichgauer können nun den Einzug in die erste K.o.-Runde perfekt machen.

Hoffenheims Trainer Sebastian Hoeneß. Foto: Uwe Anspach/dpa/Archivbild
Möglichst spät hin - und dann schnell wieder weg! Die TSG 1899 Hoffenheim hat ihre Reise zum Europa-League-Spiel beim FC Slovan Liberec im von der Corona-Pandemie besonders hart getroffenen Tschechien als Blitztrip organisiert. „Bei dem Ausblick auf unsere vielen Reisen bin ich ganz dankbar darüber, nicht noch eine Übernachtung im fremden Bett zu haben“, sagte Trainer Sebastian Hoeneß vor dem vierten Gruppenspiel des Tabellenführers am Donnerstag (18.55 Uhr/DAZN) ganz pragmatisch.
Schon mit einem Unentschieden kann sich der Fußball-Bundesligist erstmals in seiner Clubgeschichte für eine K.o.-Runde im internationalen Geschäft qualifizieren. Um das Infektionsrisiko zu minimieren, bestritt die TSG ihr Abschlusstraining am Mittwoch in Zuzenhausen. Am Spieltag geht es morgens mit dem Flieger von Mannheim nach Bautzen, wo ein Tageshotel bezogen wird, um dann nach Liberec ins Stadion u Nisy zu fahren. Die Rückkehr ist direkt nach dem Abpfiff geplant.
Beide Clubs waren zuletzt von zahlreichen Corona-Ausfällen gebeutelt. Im Hoeneß-Team haben allerdings bis auf Stürmer Sargis Adamyan die sieben zuletzt positiv getesteten Profis die Quarantäne verlassen können. Dennoch wird es ein Personal-Puzzle für den 38 Jahre alten Chefcoach. Munas Dabbur, Sebastian Rudy und Robert Skov sind seit drei Tagen wieder im Training, Kevin Vogt, Ishak Belfodil und Jacob Bruun Larsen erst seit Mittwoch.
„Für uns geht es um den Spagat, den wir die letzten Wochen schon hatten“, sagte Hoeneß. Verzichten muss er weiter auf die verletzten Benjamin Hübner und Ermin Bicakcic. Die Fitness der Rückkehrer aus der Quarantäne sei ganz unterschiedlich zu bewerten und hänge unter anderem vom Verlauf der Viruserkrankung und vom mentalen Zustand der Profis ab.
Liberec musste im Hinspiel vor drei Wochen coronabedingt gleich auf 15 Spieler verzichten und kassierte damals in Sinsheim ein 0:5. Inzwischen sieht es aber wieder anders aus beim Tabellenfünften der tschechischen Liga. „Ich kann bestätigen, dass praktisch alle Spieler des A-Teams die Quarantäne beendet haben“, sagte ein Vereinssprecher. „Es wird ein ganz anderes Spiel als im Hinspiel. Die werden viel besser sein“, prophezeite TSG-Torhüter Oliver Baumann.
Die Fälle in Hoffenheim hatten sich nach dem Hinspiel gegen Liberec gehäuft. Sportchef Alexander Rosen findet es aber „hochgefährlich, da eine Spekulation anzustellen oder mit dem Finger auf jemanden zu zeigen“. Bedenken vor dem Kurztrip hat er nicht. „Ich sehe die Europa-League-Spiele etwas anders als die Länderspiele, wir gehen da als eine Blase nach Liberec“, betonte der Manager zuletzt im ZDF-„Sportstudio“.
Nach sechs Spielen ohne Sieg in der Liga wollen sich die Hoffenheimer nun wieder von ihrer besten Seite auf der europäischen Bühne zeigen. Drei Siege in den drei Gruppenspielen stehen da zu Buche. „Momentan sieht es so aus, als sei die Europa League ein bisschen leichter“, sagte Andrej Kramaric nach dem bitteren 3:3 gegen den VfB Stuttgart. Auf dem kroatischen Angreifer, der nach sieben verpassten Pflichtspielen am Samstag ein vielversprechendes Comeback gab, ruhen große Hoffnungen der TSG.