Zwei Jahre nach Hamas-Angriff

Hoffnung auf Waffenruhe – Israel und Hamas verhandeln wieder in Ägypten

Zwei Jahre nach dem verheerenden Großangriff der Hamas auf Israel verhandeln beide Seiten in Scharm el-Scheich über eine mögliche Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln.

Der Hamas-Großangriff auf Israel jährt sich am Dienstag zum zweiten Mal. (Archivbild)

© IMAGO/Anadolu Agency/Saeed M. M. T. Jaras

Der Hamas-Großangriff auf Israel jährt sich am Dienstag zum zweiten Mal. (Archivbild)

Von red/afp

Der Hamas-Großangriff auf Israel jährt sich am Dienstag zum zweiten Mal. Als Reaktion darauf geht Israel seitdem massiv militärisch im Gazastreifen vor. Zehntausende Menschen wurden im Gaza-Krieg getötet. Die radikalislamische Hamas hat noch immer 47 Geiseln in ihrer Gewalt. Die humanitäre Lage in dem Palästinensergebiet ist katastrophal.

Erstmals seit Monaten konkretisiert sich die Hoffnung auf eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln im Zuge eines Friedensplans von US-Präsident Donald Trump: In Ägypten haben Vertreter Israels und der Hamas neue Verhandlungen aufgenommen.

Großangriff der Hamas

Im Morgengrauen des 7. Oktober 2023 wurden tausende Raketen auf Israel abgefeuert, mehr als 1000 Hamas-Kämpfer mit Motorrädern und Pick-ups durchbrachen die Grenze. Mindestens 1219 Menschen, die meisten von ihnen Zivilisten, wurden bei den Angriffen auf mehrere Ortschaften und das Nova-Musikfestival getötet. 

Die Angreifer verschleppten 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen, manche von ihnen waren zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Es war der folgenreichste Angriff auf Israel seit der Staatsgründung. Die israelische Armee und der Geheimdienst Schin Bet räumten später ihr Versagen ein. 

Bangen um die Geiseln

141 der von der Hamas in den Gazastreifen entführten Geiseln - darunter acht Leichen - wurden während einer Waffenruhe im November 2023 und einer weiteren Feuerpause Anfang 2025 freigelassen. Im Gegenzug ließ Israel mehr als 2000 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen frei. Einige Geiseln wurden außerdem im Laufe des Krieges von der israelischen Armee in ihre Heimat zurückgebracht, einige von ihnen konnten nur noch tot geborgen werden. 

Die Kinder Kfir und Ariel Bibas, die im Alter von achteinhalb Monaten und vier Jahren verschleppt worden waren, wurden in Israel zu einem Symbol für den brutalen Hamas-Angriff. Die beiden Jungen und ihre deutsch-israelische Mutter Shiri Bibas wurden während ihrer Geiselhaft im Gazastreifen getötet. Bibas Mann Jarden, der getrennt von seiner Familie entführt worden war, kam am 1. Februar frei.

47 Geiseln, unter ihnen auch mehrere deutsch-israelische Doppelstaatler, befinden sich weiterhin in der Gewalt der Islamisten im Gazastreifen. Mindestens 25 von ihnen sind nach Angaben der israelischen Armee bereits tot. 

Die Hamas hält zudem seit Jahren die Leiche des lange vor dem 7. Oktober entführten Israelis Hadar Goldin als Geisel im Gazastreifen fest.

Humanitäre Katastrophe und Völkermord-Vorwurf

Israels Luft- und Bodenoffensive, deren erklärtes Ziel die Vernichtung der Hamas ist, führte zu massiven Zerstörungen im Gazastreifen. Nach nicht unabhängig überprüfbaren Angaben der Hamas-Behörden wurden bisher mehr als 67.000 Palästinenser getötet. Der UNO zufolge wurden fast 80 Prozent der Gebäude im Gazastreifen beschädigt oder zerstört, darunter Krankenhäuser und Schulen. Die meisten Einwohner wurden durch die Kämpfe vertrieben, viele von ihnen mehrfach.

Humanitäre Hilfe kommt nur spärlich an. Im August erklärte die UNO, dass in Teilen des Gazastreifens eine Hungersnot herrsche. Israel wies die Angaben zurück und warf der Hamas vor, Hilfslieferungen zu plündern.

Mitte September warf eine von der UNO eingesetzte Kommission Israel vor, im Gazastreifen einen „Völkermord“ zu begehen. Die israelische Regierung nannte den Untersuchungsbericht „verzerrt und falsch“. 

Ausweitung des Konflikts 

Die Hamas wird von weiteren mit dem Iran verbündeten Gruppen in der Region unterstützt. Die Hisbollah-Miliz eröffnete unmittelbar nach dem Beginn des Gaza-Kriegs mit regelmäßigen Raketenangriffen aus dem Libanon eine zweite Front gegen Israel. Israel ging daraufhin militärisch gegen die Hisbollah im Libanon vor und tötete viele ihrer Führungsleute. Im November 2024 trat eine zerbrechliche Waffenruhe in Kraft. 

Die Huthi-Miliz im Jemen greift Israel seit Beginn des Gaza-Kriegs ebenfalls regelmäßig mit Raketen und Drohnen an. Im November 2023 begannen die Huthis zudem damit, im Roten Meer und im Golf von Aden Handelsschiffe mit angeblichem Bezug zu Israel anzugreifen. Die israelische Armee reagiert auf den Beschuss mit Angriffen auf militärische Stellungen der Miliz im Jemen.

Im Juni griff Israel außerdem den Iran mit dem erklärten Ziel an, Teheran vom Bau einer Atombombe abzuhalten. Die USA griffen an der Seite Israels in den Krieg ein und bombardierten mehrere Atomanlagen im Iran. Nach zwölf Tagen Krieg trat eine Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran in Kraft. Der Iran hatte Israel zuvor zwei Mal im Jahr 2024 angegriffen.

Offensive in der Stadt Gaza

Mitte September begann die israelische Armee eine Bodenoffensive in der Stadt Gaza, die nach israelischen Angaben die letzte große Hamas-Bastion im Gazastreifen ist. Der Einsatz stößt international und im Inland auf Kritik. Die Bundesregierung hatte nach der angekündigten Ausweitung des israelischen Militäreinsatzes im August eine Beschränkung der Rüstungsexporte nach Israel verkündet. 

Neue Verhandlungen in Ägypten

Zum zweiten Jahrestag des Hamas-Überfalls richten sich hoffnungsvolle Blicke nach Ägypten: Im dortigen Badeort Scharm el-Scheich verhandeln Vertreter Israels und der Hamas in indirekten Gesprächen über eine Übergabe aller Geiseln sowie eine Waffenruhe im Gazastreifen. US-Präsident Donald Trump drängte vorab zur Eile, damit sein Nahost-Friedensplan umgesetzt werden kann. Trumps Ende September vorgestellter Plan sieht neben der Freilassung der Geiseln unter anderem die Entwaffnung der Hamas und einen schrittweisen Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen vor.

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Erstellt:
7. Oktober 2025, 11:32 Uhr
Aktualisiert:
7. Oktober 2025, 11:50 Uhr

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