Hohe Qualität und bestes Traubenaroma

Weingärtnergenossenschaft Aspach mit diesjähriger Lese sehr zufrieden – Viele Weinfreunde besuchen 51. Kelterfest

„Andere gehen ins Fitnessstudio, wir gehen in den Weinberg“, sagt Günther Ferber, Vorsitzender der Weingärtnergenossenschaft Aspach, lachend. Nicht nur er freut sich über die sehr gute Weinlese in den vergangenen Wochen. Die Lese sei die schönste Zeit im Jahr, auch wenn sie viel Arbeit bereite. Eine Kostprobe der jährlichen Tätigkeit genossen viele Weinliebhaber gestern bei bestem Spätsommerwetter beim 51. Wein- und Kelterfest in Kleinaspach.

Mit einem guten Tropfen stoßen Mitglieder der Weingärtnergenossenschaft Aspach und Besucher des Kelterfests auf ein gelungenes Lesejahr an. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Mit einem guten Tropfen stoßen Mitglieder der Weingärtnergenossenschaft Aspach und Besucher des Kelterfests auf ein gelungenes Lesejahr an. Foto: J. Fiedler

Von Yvonne Weirauch

ASPACH. Am Ende eine „hohe Qualität“, fast „keine faulen Beeren“, „bestes Traubenaroma“, „eine wunderschöne Frucht“ – kurz gesagt: „Für einen Wengerter ein easy Jahr“, bringt es Günther Ferber auf den Punkt. Mehr als zufrieden zeigt sich der Vorsitzende der Weingärtnergenossenschaft Aspach mit seinen Vereinskollegen und Weinliebhabern.

Wenn sich der Sommer verabschiedet und die Tage kürzer werden, beginnt die Weinlese. Dann haben die ersten Trauben den gewünschten Reifegrad erreicht. Zucker, Säure, pH-Wert und andere Parameter sind dafür ausschlaggebend. Mit den frühen Sorten Dornfelder, Regent und Acolon hat die Lese 2019 begonnen. Das traumhafte Wetter habe in die Karten gespielt. „Das war ideal“, sagt Ferber. „Nachts schön kühl, tagsüber Sonne – perfekt für das Aroma der Trauben und auch die Pilze werden durch so etwas gehemmt.“ Die Beeren hatten die richtige Reife, die Menge stimmte, die Qualität – bestens: „Sowas sieht ja ein erfahrener Wengerter“, so Ferber augenzwinkernd. Und die Kirschessigfliege? Die hielt sich zurück, heißt es bei der Weingärtnergenossenschaft. Nur vereinzelt sei sie da gewesen, konnte den Trauben aber nichts anhaben.

Trollinger-Trauben haben unter Sonnenbrand gelitten

„Die Qualität nimmt zu“, sagt Holger Hessel vom Weinbauverein. „Und auch die Menge stimmt dieses Jahr.“ Hessel freut sich vor allem über „wunderschöne Trauben und ein sehr gutes Aroma“, und dass man diesmal „nicht mit der Kirschessigfliege zu kämpfen hatte“, durch sie hatte man in den vergangenen Jahren einen weniger guten Ertrag. Besonders hervorzuheben sei seiner Meinung nach der Riesling: „Da hat einfach alles gestimmt.“ Was die Menge angeht, da halte man sich mit dem allgemeinen Durchschnitt. Lag der Ertrag im vergangenen Jahr bei etwa 280000 Tonnen, habe man heuer etwa 230000 Tonnen erzielt. „Wir haben rund 20 Prozent weniger Ertrag“, sagt Ferber. Grund dafür sei vermutlich der Sonnenbrand an manchen Trauben, der von Temperaturen von bis zu 40 Grad und der starken Sonneneinstrahlung an einigen Sommertagen entstanden war. Da habe der Trollinger etwas mehr leiden müssen.

Es sei ein ganz schmaler Grat zwischen Aroma und Alkoholgehalt, erklärt Günther Ferber. „Je süßer die Beeren, desto mehr Alkohol hat später der Wein. Und Wein mit 14 Prozent Alkohol, das möchte eigentlich keiner.“

In diesem Jahr wird betont: Der Zucker stimme, die Aromatik sei bestens. Der Jahrgang habe etwas mehr Säure. Dadurch würden sich frischere, fruchtigere und spritzigere Weißweine mit einem moderaten Alkoholgehalt ergeben. Jetzt ist die Hauptlesezeit beendet. Ferber: „Ein paar wenige Trauben hängen bewusst noch, die lesen wir jetzt nach und nach.“ Die vergangenen Wochen waren „ein bisschen wie Urlaub“. Günther Ferber: „Unser Arbeitsplatz ist unter freiem Himmel, was will man mehr?!“ Durch die Vielzahl der Rebsorten, darunter gibt es (sehr) früh, mittel und (sehr) spät reifende, zieht sich die Weinernte gewöhnlich über mehrere Wochen hin. Der Witterungsverlauf im Herbst ist ausschlaggebend. Aber auch die helfenden Hände der Freunde, Bekannten und Verwandten. Bei fast allen Aspacher Winzern ist die Lese übrigens Familienarbeit. Rund 58 aktive Wengerterfamilien bei etwa 60 Mitgliedern zählt die Weingärtnergenossenschaft Aspach. „Das ist ein toller Zusammenhalt“, lobt Ferber. Denn die Mitglieder sind ausnahmslos Weinbauern im Nebenerwerb. Sie sind hauptberuflich beispielsweise bei großen Firmen wie Stihl, Bosch oder Kärcher beschäftigt, da werde häufig der Jahresurlaub zeitig geplant, „und die meisten nehmen für die Lese einen Teil ihres Urlaubs“. Mit Terminen werde häufig jongliert, sagt Ferber und lacht. „Jedes Jahr das Gleiche. Manch einer kann nur Freitag und Samstag, wieder andere können nur Mittwoch und Donnerstag.“

Im Rahmen des 51. Wein- und Kelterfests in der historischen Kelter unterm Föhrenberg in Kleinaspach haben viele Weinliebhaber bei bestem Wetter ein Gläschen Lemberger, Roséwein oder Riesling genossen. Veranstaltet wird das Wein- und Kelterfest gemeinsam vom Weinbauverein Aspach und der Spvgg Kleinaspach/Allmersbach am Weinberg. Seit gut zehn Jahren sind die Vereine ein eingespieltes Team. Rund 100 Leute sind am Fest beteiligt, Auf- und Abbau inklusive. Mehr als Glück haben die Organisatoren wieder mit dem Wetter gehabt: blauer Himmel, Sonnenschein. „Wie im vergangenen Jahr hatte ich eine Heizung fürs Zelt reserviert, die habe ich sofort abbestellt, als ich die Wettervorhersage gehört habe“, so Günther Ferber. Warme Temperaturen, Sonne und gute Laune bei den Besuchern – besser kann man ein Weinlesejahr nicht abschließen.

Mit den frühen Sorten Dornfelder, Regent und Acolon hat die Lese 2019 begonnen: Daniel Ferber hier bei der Lese im Föhrenberg. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Mit den frühen Sorten Dornfelder, Regent und Acolon hat die Lese 2019 begonnen: Daniel Ferber hier bei der Lese im Föhrenberg. Foto: A. Becher

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Erstellt:
14. Oktober 2019, 06:00 Uhr

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