Homogenes Team, unterschiedliche Ziele

Laufend BKZ schickt 57 Frauen und Männer beim Silvesterlauf ins Rennen

Die Rolle als größte Gruppe im 10-Kilometer-Rennen des Backnanger Silvesterlaufs müsste dem Laufend-BKZ-Team so gut wie sicher sein. Inklusive des Betreuerstabs mit Kursleiterin Brigitte Würfel an der Spitze stehen 57 Frauen und Männer an der Startlinie. So homogen sich die Truppe im Training seit Mitte September präsentierte, so unterschiedlich sind die Ziele. Doch das liegt in der Natur der Sache, wenn Einsteiger und Fortgeschrittene gemeinsame Sache machen.

Fiebern dem Silvesterlauf entgegen: Die Sportler der Laufend-BKZ-Gruppe. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Fiebern dem Silvesterlauf entgegen: Die Sportler der Laufend-BKZ-Gruppe. Foto: T. Sellmaier

Von Steffen Grün

Mit dem Laufen habe sie „gar nichts am Hut gehabt“, blickt Monika Aupperle auf die Zeit vor Laufend BKZ zurück. Jetzt, rund dreieinhalb Monate später, sind die Fortschritte für die 55-Jährige sehr deutlich spürbar: „Ich bin überrascht, dass ich die zehn Kilometer schaffe – das hätte ich nach der kurzen Zeit nicht gedacht.“ Das Selbstvertrauen, diese Distanz tatsächlich meistern zu können, zieht die Allmersbacherin aus den Trainingseinheiten, die zuletzt unter anderem auch auf der Silvesterlaufstrecke in der Innenstadt stattfanden. „Mir hat zum einen die Gruppe geholfen und zum anderen, dass ich mit Petra Karpf von Anfang an eine Laufpartnerin hatte“, erklärt sie. Beide hatten zusammen beschlossen, sich für den Kurs anzumelden, erledigten dann auch des Öfteren die zwei Hausaufgaben pro Woche miteinander und fiebern nun dem abschließenden Höhepunkt am morgigen Dienstag entgegen. „Um die Zeit geht es mir überhaupt nicht, ich will einfach nur durchkommen“, kündigt Monika Aupperle an.

Das war auch das anfängliche Ziel von Claudia Klein, die allerdings schon nicht mehr als waschechte Einsteigerin durchging. Sie laufe ungefähr einmal pro Woche fünf Kilometer, hatte sie bei ihrer Anmeldung mitgeteilt. Diese Distanz zu verdoppeln und dann sogar nicht einmal, sondern gleich dreimal pro Woche zurückzulegen, „hätte ich mir im September noch nicht vorstellen können“. Weil von nichts nichts kommt, „habe ich mich wirklich streng an das AOK-Programm gehalten“, verrät die 38-Jährige und ist nun „stolz darauf, dass ich es so konsequent durchgezogen habe“. Sie vermutet, dass ihre Selbstdisziplin alleine nicht gereicht hätte, betont deshalb, wie hilfreich die Gruppendynamik in den vergangenen 15 Wochen war und stellt zudem fest: „Man lernt nette Leute kennen.“ Der Start über fünf Kilometer beim Aspacher Volkslauf, der erste Zehn-Kilometer-Testlauf mit Laufend BKZ zwischen Oppenweiler und Sulzbach sowie zuletzt der Red Nose Run „als Schmankerl zwischendurch haben mich zusätzlich motiviert“.

Weil die Sportlerin aus Althütte im Vergleich zu den Anfängen große konditionelle Fortschritte verspürt, ist auch ihr Ehrgeiz geweckt. Dabei sein ist alles, gilt für sie nicht mehr, „jetzt will ich die Zeit toppen, die ich bei den Testläufen auf der Silvesterlaufstrecke geschafft habe“. Das bedeutet, schneller als 1:09 Stunden zu sein, doch selbst wenn es nicht klappen sollte, freut sich Claudia Klein über etwas anderes: „Sogar meine Kinder laufen mittlerweile und sind beim Bambini-Lauf dabei.“ Fünf und sieben Jahre alt sind sie, nur für die dreijährigen Zwillinge kommt der Silvesterlauf dieses Jahr noch etwas zu früh.

Zwei Sekunden zu spät kam Michael Binder beim Silvesterlauf vor drei Jahren – sie fehlten ihm, um die magische 50-Minuten-Marke zu unterbieten. Eine Winzigkeit, die fast nach einem zweiten Versuch schrie und den Burgstettener dazu brachte, dieses Jahr abermals bei Laufend BKZ mitzumachen. „Mal sehen, ob ich es schaffe“, ist der 50-Jährige gespannt: „Ich habe Zweifel, aber ich kann auch gut damit leben, wenn es nichts wird.“ Etwa 52 Minuten waren es zuletzt im Training, die er für die vier Runden benötigte, im Wettkampf selbst „geht vielleicht noch ein bisschen was, aber zwei Minuten sind viel“. Auf alle Fälle habe ihn der Kurs dazu veranlasst, wieder regelmäßig zu laufen, auf eigene Faust habe es nicht jede Woche geklappt.

Ein Fazit, dass die Kursleiterin und die vielen Betreuer freut. Für den Silvesterlauf wünscht AOK-Sportpädagogin Brigitte Würfel ihren Schützlingen, „dass sie trotz aller Anstrengung auch Spaß haben und das tolle Gefühl in dem Moment genießen dürfen, wenn sie die Ziellinie überqueren“.

Hintergrund
Zehn Renntipps vom viermaligen Sieger Marcel Fehr

Viermal hat Marcel Fehr den Silvesterlauf in Backnang gewonnen (2012, 2013, 2016, 2017), zudem hält der Remstaler in 29:47 Minuten den Streckenrekord in der Murr-Metropole. Der 27-Jährige, der am Dienstag aber in Bietigheim startet (wir berichteten), kennt die Tücken des Rundkurses also bestens und hat zehn Ratschläge zusammengestellt, die für Einsteiger und für Fortgeschrittene wertvoll sein können. Den letzten Tipp begleitet ein Augenzwinkern.

Mindestens drei Stunden vor dem Start keine schwere Mahlzeit mehr zu sich nehmen.

Eingelaufene Schuhe und zudem zwei Tage getragene Socken verwenden, um der Gefahr von Blasen vorzubeugen.

Ausreichend warmlaufen, um den Atem an die kalten Temperaturen zu gewöhnen, und die Muskulatur dynamisch dehnen.

Zumindest die erste von vier Runden trotz aller Euphorie nicht zu forsch angehen, um noch genug Energie aufzusparen.

Kürzere Schritte an den Bergaufpassagen und das Ausatmen bewusst betonen.

Bei kalten Temperaturen: Laufhandschuhe und eventuell Stirnband nicht vergessen.

Die Brust und den Rücken mit einer Laufweste besonders warm halten.

An den Bergabpassagen mit weichen Abrollbewegungen einfach laufen lassen.

Bei engen Kurven die Geschwindigkeit wegen der Rutschgefahr herausnehmen.

Spaß haben, den Lauf genießen – und bei Sichtung einer Kamera: Immer lächeln.

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Erstellt:
30. Dezember 2019, 06:00 Uhr

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