Konflikt in Südostasien
Hunderttausende Flüchtlinge wegen Kämpfen in Südostasien
Der wieder aufgeflammte Konflikt zwischen den Nachbarländern Thailand und Kambodscha um einen Grenzverlauf geht ungebrochen weiter. US-Präsident Donald Trump will nun erneut vermitteln.
© Heng Sinith/AP/dpa
Evakuierte haben in der Provinz Oddar Meanchey im Norden Kambodschas Lebensmittel erhalten.
Von dpa
Bangkok/Phnom Penh/Washington - Der wieder aufgeflammte Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha hat mehr als 500.000 Menschen in die Flucht getrieben. Während die Kämpfe fortgesetzt wurden, warfen sich beide Seiten erneut gegenseitig vor, Angriffe auf zivile Gebiete gerichtet zu haben. Die USA riefen die Konfliktparteien auf, ihre Feindseligkeiten unverzüglich einzustellen.
Mehr als 400.000 Menschen seien in der Grenzregion zu Kambodscha evakuiert worden, berichtete die thailändische Zeitung "The Nation" unter Berufung auf das Militär. Auf kambodschanischer Seite wurden nach Angaben des dortigen Innenministeriums inzwischen etwa 120.000 Menschen aus ihren Wohnorten in fünf Provinzen verdrängt und in Sicherheit gebracht. Die Behörde sprach von "Zerstörungen ziviler Infrastruktur und einer Unterbrechung öffentlicher Dienste".
Rückzug von den Südostasienspielen
Kambodscha zog unterdessen seine Delegation von den laufenden Südostasienspielen in Thailand zurück. Die Entscheidung sei wegen "ernsthafter Besorgnisse" der betroffenen Familien der Sportler getroffen worden, hieß es in einem Brief des Nationalen Olympischen Komitees an die Organisatoren.
Luft- und Raketenangriffe
Am Mittwochmorgen (Ortszeit) gab es nach Angaben des Ministeriums neuerliche Luftangriffe thailändischer Kampfflugzeuge. F-16-Maschinen hätten unter anderem zwei Bomben auf Dörfer im Grenzgebiet in der Provinz Meanchey abgeworfen, berichtete die Zeitung "Khmer Times" unter Berufung auf eine Mitteilung des kambodschanischen Verteidigungsministeriums. Die Kämpfe forderten laut lokalen Medien bisher das Leben von neun kambodschanischen Zivilisten, es habe 46 Verletzte gegeben.
Thailands Armee bestätigte, Luftangriffe gegen Kambodscha geflogen zu haben. Solche Angriffe richteten sich jedoch nicht gegen zivile Ziele. Das Militär warf der Gegenseite vor, Ziele in Thailand mit Raketen und Granaten beschossen zu haben. Die Kämpfe an der Grenze hätten bisher fünf thailändische Soldaten das Leben gekostet, berichtete das Nachrichtenportal Thai PBS World.
Die Angaben beider Seiten konnten nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden.
Verletzung der Waffenruhe - Trump will vermitteln
Die beiden Nachbarländer beschuldigen sich seit Sonntag, eine zuletzt geltende Waffenruhe im Gebiet entlang der etwa 800 Kilometer langen gemeinsamen Grenze zuerst verletzt zu haben. Die Waffenruhe hatte US-Präsident Donald Trump vermittelt. Nun will er sich erneut als Vermittler einschalten. "Morgen muss ich einen Anruf tätigen", sagte er am Dienstagabend (Ortszeit) in Pennsylvania mit Verweis auf die jüngsten Gefechte.
Die USA seien wegen der Kämpfe beunruhigt, schrieb US-Außenminister Marco Rubio auf X. Beide Seiten müssten zu den "deeskalierenden Maßnahmen zurückkehren, die sie in den Friedensvereinbarungen von Kuala Lumpur umrissen haben".
Die südostasiatischen Nachbarländer hatten nach schweren Kämpfen Ende Oktober in Anwesenheit von Trump in Malaysias Hauptstadt ein Waffenruheabkommen unterzeichnet. Doch bereits im November wurde die vereinbarte Feuerpause nach einem neuerlichen Vorfall an der Grenze erst einmal ausgesetzt.
Die Wurzeln des Konflikts liegen in der Kolonialzeit, als Frankreich den Grenzverlauf festlegte. Die Regierungen beider Nachbarländer interpretieren diese Grenzziehung aber unterschiedlich. Im Zentrum des Streits steht ein jahrhundertealter Tempel, der seit 2008 zum Weltkulturerbe der Unesco gehört. Sowohl der Tempel als auch das umliegende Gebiet werden von Thailand und Kambodscha beansprucht. In der Vergangenheit kam es mehrfach zu Gefechten zwischen den Streitkräften beider Länder.
© Heng Sinith/AP/dpa
Die Kämpfe entlang der 800 Kilometer langen Grenze zwischen Thailand und Kambodscha treiben zahlreiche Einwohner in die Flucht.
