Hundesport ist mehr als nur Gassi gehen

Beim Hundesport gibt es viele verschiedene Disziplinen, welche die Vierbeiner und ihre Hundeführer auf unterschiedlichste Art fordern – körperlich wie geistig. Bei den Egenbergers aus Auenwald ist das Hobby mit den Vierbeinern Familiensache, alle üben Hundesport aus.

Auf einem kleinen Wiesenstück bei Hohnweiler übt Nikola Egenberger die Hundesportart Agility. Dabei lenkt sie die Schäferhündin nur mit ihrer Stimme und Gesten möglichst schnell von einem Hindernis zum nächsten. Fotos: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Auf einem kleinen Wiesenstück bei Hohnweiler übt Nikola Egenberger die Hundesportart Agility. Dabei lenkt sie die Schäferhündin nur mit ihrer Stimme und Gesten möglichst schnell von einem Hindernis zum nächsten. Fotos: Tobias Sellmaier

Von Kristin Doberer

Auenwald. Mehrmals dreht sich Schäferhündin Fini in kleinem Kreis um die eigene Achse, dann läuft sie in einer engen Acht zwischen den Beinen ihrer Besitzerin Nikola hindurch. „Sie muss sich aufwärmen und dehnen, wie Sportler eben auch“, erklärt Nikolas Mutter, Heike Egenberger. Deshalb dreht sich Fini dann noch in die andere Richtung, dehnt sich, streckt sich – und dann geht es los. In hohem Tempo saust Fini durch den Slalom, über Wippen und Rampen, springt durch Reifen und über Hindernisse. Immer mit dabei ist ihre Besitzerin Nikola Egenberger, sie zeigt auf das Hindernis, das als Nächstes ansteht, bremst Fini mit Kommandos ein, wenn sie zum Beispiel auf einer Wippe zu schnell wird, oder gibt genaue Kommandos, von welcher Seite die Schäferhündin ein Hindernis nehmen soll. Nach nicht mal 30 Sekunden sind Fini und Nikola durch mit dem Parcours, es gibt Lob und eine Pause für die Hündin.

Der Hundeführer gibt den Weg an

Agility ist eine beliebte Hundesportart, bei welcher der Hund einen festgelegten Parcours in einer bestimmten Zeit möglichst ohne Fehler absolvieren muss. Der Hundeführer zeigt dem Hund den Weg mit Körpersprache und Kommandos. „Agility ist gut zum Einsteigen in den Hundesport“, erklärt Nikola Egenberger. Denn die Hundesportart könne man mit so ziemlich jeder Hunderasse ausüben und auch älteren Hunden noch beibringen. Außerdem gibt es je nach Größe des Vierbeiners unterschiedliche Parcoursarten. „Der Parcours kann immer anders sein und beim Training kann man beim Aufstellen der Hindernisse auch kreativ werden“, beschreibt Nikola, was ihr bei Agility besonders gut gefällt.

Bei der Hundesportart IGP sind die kleinen Details von Bedeutung

Etwas anders ist das bei der zweiten Hundesportart, die nicht nur Nikola, sondern auch ihre Mutter Heike und ihr Vater Ralf Egenberger ausüben: Beim IGP oder auch Gebrauchshundesport läuft alles nach einem genau vorgelegten Muster ab. „Hier fängt man außerdem schon im Welpenalter mit dem Training an“, erklärt Heike Egenberger. Denn beim IGP müssen sich die Hunde und ihre Trainer in drei verschiedenen Kategorien beweisen: Fährtensuche, Gehorsamkeit und Schutzdienst (siehe Infokasten).

Anders als beim Agility, bei dem die Fehler klar an einer herunterfallenden Stange oder einem Sprung von der falschen Hindernisseite auszumachen sind, werden beim IGP subtilere Dinge angeschaut. Richter bewerten zum Beispiel, ob der Hund gerade sitzt, Wendungen besonders eng nimmt, ob er beim Schutzdienst laut genug bellt oder wie schnell er auf Kommandos seines Trainers reagiert. Bis der Hund das alles draufhat, kann es einige Jahre dauern, bevor man mit dem Tier überhaupt an Prüfungen oder Wettkämpfen teilnehmen kann. „Ich würde sagen, der Hund sollte mindestens zweieinhalb, besser sogar dreieinhalb Jahre alt sein“, meint Ralf Egenberger. „Und selbst nach jahrelangem Training kann es sein, dass ein Hund nicht das Nervenkostüm für Wettkämpfe hat.“ Schließlich finden diese meist in einer fremden Umgebung mit vielen Zuschauern statt. „Manche Hunde reagieren außerdem stark darauf, wenn ihr Halter bei der Prüfung nervös ist“, ergänzt Heike Egenberger.

Viele haben Vorurteile

Vor allem der Schutzdienst hinterlasse bei Außenstehenden zum Teil einen falschen Eindruck, bedauert Ralf Egenberger, dessen Steckenpferd die Disziplin IGP ist. „Es geht nicht darum, die Hunde scharfzumachen, sondern darum, dass sie lernen, ihre natürlichen Triebe kontrolliert auszuleben.“ Bei einer Demonstration wird klar, woher Vorurteile kommen. So macht sich Schäferhund Barney zunächst auf die Suchen nach einem sogenannten Helfer.

Schutzdienst ist ein Bereich aus dem Gebrauchshundesport. Was auf den ersten Blick gefährlich aussieht, ist es mit einem gut trainierten Hund nicht.

© Tobias Sellmaier

Schutzdienst ist ein Bereich aus dem Gebrauchshundesport. Was auf den ersten Blick gefährlich aussieht, ist es mit einem gut trainierten Hund nicht.

Hat er ihn gefunden, macht Barney mit lautem Bellen auf diesen aufmerksam, stellt sich dabei knapp vor den Helfer und lässt diesen nicht weg. Auf ein Kommando der Hundeführerin springt der Schäferhund dann hoch, um den Helfer an einem Beißkissen festzuhalten, das dieser am Arm trägt. Dieses sei für den Hund durch richtiges Training ganz klar die Beute, nicht der Arm des Helfers, erklärt Egenberger. Bei richtigem Training wisse der Hund gar nichts mit dem Arm des Helfers anzufangen, betont er.

Nikola hatte ihre erste Prüfung bereits mit acht Jahren

Bei den Egenbergers ist der Hundesport schon immer ein Hobby für die ganze Familie. Ralf und Heike Egenberger üben den Sport schon seit ihrer Jugend aus, Tochter Nikola ist ganz selbstverständlich damit aufgewachsen. „Meine erste Prüfung hatte ich mit ungefähr acht. Dann habe ich schnell gemerkt, dass mir das Spaß macht“, sagt die 16-Jährige.

Neben dem Spaß hat sie auch schon Erfolge gefeiert, so wurde sie im vergangenen Jahr deutsche Vizejugendmeisterin im Bereich IGP 2 und ist bei Agility schnell in die höchste Klasse in ihrer Alterskategorie aufgestiegen. Ralf Egenberger ist mittlerweile nicht mehr nur Teilnehmer, sondern auch noch Prüfungsrichter. Auch trifft man bei den Prüfungen immer wieder auf Bekannte; der Kreis der Hundesportler ist deutlich kleiner, als es bei vielen Breitensportarten der Fall ist.

Hundesport ist ein sehr zeitintensives Hobby, täglich wird trainiert

Wer Hundesport betreibt, muss für das Hobby viel Zeit einplanen. Zweimal pro Woche findet Training in Kursen im Hundesportverein statt, Prüfungen und Wettbewerbe finden in der Saison eigentlich an jedem Wochenende statt. „Aber man muss jeden Tag mit den Hunden arbeiten“, sagt Heike Egenberger. Mindestens eine Stunde sei sie täglich im Wald unterwegs. Und auch geistig wollen die Hunde täglich gefördert werden. „Mal mit dem Legen einer Fährte, mal mit Apportieren. Auch gehen wir mit den Hunden viel schwimmen, das ist fast wie Physio und schont die Gelenke.

Zeitlich ist man dadurch schon sehr eingeschränkt.“ Denn obwohl die drei Hunde der Familie von klein auf für die Hundesportarten trainiert werden und bei Wettkämpfen antreten, sind sie gleichzeitig auch einfach Familienhunde. Wer mit seinem Hund mal in den Hundesport reinschnuppern will, dem empfiehlt die erfahrene Familie auf jeden Fall einen Hundeverein. „Dort gibt es für gewöhnlich Trainer, die sich auch wirklich auskennen“, meint Ralf Egenberger.

Verschiedene Hundesportarten

Begleithundesport Die Disziplin beinhaltet sowohl Gewandtheits- als auch Gehorsamsübungen. Die Zusammenarbeit von Trainer und Hund steht im Fokus. Ziel des Begleithundesports ist es, dass der Hund allein auf Worte und Körpersprache des Halters gehorsam und aufmerksam reagiert. Zudem lernt er Leinenführigkeit und Grundkommandos und wie man auch bei Ablenkung und in Stresssituationen die Ruhe behält. Die Begleithundeprüfung ist ein guter Ausgangspunkt für weitere Disziplinen.

IGP Der Gebrauchshundesport verlangt vor allem Vielseitigkeit vom Vierbeiner. Diese Sportart wird in drei der Diensthundeausbildung entlehnte Kategorien eingeteilt. Es handelt sich um Nasenarbeit durch das Folgen einer Fährte, Gehorsams- und Gewandtheitsübungen durch das Ausführen von Grundkommandos und das Apportieren eines Gegenstands und den Schutzdienst. Die Hunde müssen während dieser Übungen beweisen, dass sie zeitnah und präzise Kommandos befolgen können.

Agility Agility ist eine der beliebtesten Hundesportarten, sie fordert von Hund und Hundeführer perfekte Zusammenarbeit. Außerdem verlangt es ein hohes Maß an Agilität. In möglichst kurzer Zeit soll der Vierbeiner einen Hindernisparcours absolvieren, während der Halter nur durch Stimme und Gesten leitet.

Weitere Disziplinen Dazu kommen noch viele weitere Hundesportarten wie zum Beispiel Dog Dancing, Frisbee, Mantrailing, Leistungshüten und vieles mehr.

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Erstellt:
25. August 2022, 11:30 Uhr

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Achtung: Diese Aufnahme stammt nicht aus Bartenbach, sondern ist ein Symbolfoto. Jene Fotos, die am Mittwoch im Sulzbacher Teilort aufgenommen worden sind, wurden bisher nirgendwo veröffentlicht. Sie werden erst noch von Experten überprüft. Quelle: FVA Baden-Württemberg
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