„Ich habe noch vieles vor“

Bürgermeisterwahl Auenwald: Karl Ostfalk blickt auf 30 Jahre Erfahrung in Gemeindeverwaltungen und in Gemeinderäten zurück. Der 62-Jährige fühlt sich jung und dynamisch genug, um eine dritte Amtsperiode voll durchzuziehen. Ideen habe er noch genug.

Karl Ostfalk steht an der Tür zur Ratsscheuer. Der amtierende Bürgermeister rechnet fest damit, dass er auch noch weitere acht Jahre als Hausherr Zugang zum Sitzungssaal hat.  Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Karl Ostfalk steht an der Tür zur Ratsscheuer. Der amtierende Bürgermeister rechnet fest damit, dass er auch noch weitere acht Jahre als Hausherr Zugang zum Sitzungssaal hat. Foto: A. Becher

Von Florian Muhl

AUENWALD. Jetzt aufhören? Auch wenn sich Karl Ostfalk seine Ruhestandsbezüge nach zwei Amtsperioden bereits gesichert hat, ist für den amtierenden Bürgermeister aufhören keine Option. Der 62-Jährige denkt nicht daran. „Ich habe eine junge Familie, stehe voll im Leben, Mara ist jetzt gerade in der 7. Klasse, geht üblicherweise noch fünf, sechs Jahre zur Schule, da sehe ich mich nicht in der Rente, wenn meine Kinder so grade eben aus der Grundschule kommen“, bekennt der Familienvater. Eine erhoffte dritte Amtszeit würde er voll durchziehen: „Ich habe aktuell überhaupt keinen Grund, und ich hoffe, es bleibt auch so, vorzeitig aufzuhören.“ Ostfalk schränkt ein: „Wenn natürlich der gesundheitliche, geistige Zustand nicht ausreichend ist – ich klebe nicht an meinem Stuhl, aber ich habe noch vieles vor.“

Ostfalk sieht sein Alter durchaus auch als Vorteil. Mit Blick auf Baden-Württemberg oder die USA meint der Verwaltungschef, Kretschmann und Biden, die seien ein oder zwei Amtsperioden älter als er. Zudem würden jüngere Kollegen den Bürgermeisterposten in einer kleineren Gemeinde oft auch als Karrieresprungbrett sehen wie in Oppenweiler – Ostfalk nennt Steffen Jäger – oder in Berglen, Künzelsau oder Beilstein. Es komme immer wieder vor, dass jüngere Bürgermeister ihre Amtszeiten vorzeitig beenden würden, um eine lukrativere Position besetzen zu können.

Angesichts zweier ernst zu nehmenden Mitbewerber, was zeichnet ihn aus? Ostfalk blickt zurück: „Als ich 2005 angetreten bin, hatte ich fast 15 Jahre eigene Erfahrung in der Führungsfunktion einer vergleichbaren Gemeinde gehabt und saß ebenso lang auf Verwaltungsseite im Gemeinderat und war selbst fünf Jahre lang Gemeinderat. Da habe ich gewusst, was auf mich zukommt.“ Inzwischen, nach fast 16 Jahren an der Verwaltungsspitze, habe er ein noch breiteres Wissen und entsprechend noch mehr Erfahrung.

„Die enorme Kraft, die ich dafür eingesetzt habe, hat zu einem richtig guten Ergebnis geführt.“

In Auenwald sei während seiner beiden Amtszeiten viel erreicht worden. Mit Zufriedenheit blickt er auf einige Projekte zurück. „Maßnahmen, wo ich für mich sage: Der Aufwand und die enorme Kraft, die ich dafür eingesetzt habe, die haben zu einem richtig guten Ergebnis für unsere wunderschöne Gemeinde Auenwald und für die Einwohner geführt.“ Besonders sei er auch ein wenig darauf stolz, dass er in allen großen Ortsteilen und fast in jedem kleinen Weiler etwas bewegen konnte. Selbstbewusst sagt der Bürgermeister: „Auenwald sieht, seit Ostfalk da ist, anders aus, als ich gekommen bin.“ Es sei schon vorher wunderbar gewesen, aber die Gemeinde habe sich weiterentwickelt, es sei viel gestaltet worden. Besonders in den letzten fünf Jahre habe sich Auenwald kolossal verändert. Der Rathauschef wird konkret: „Edeka Bangemann, dass hat nicht irgendjemand verantwortet, sondern ich saß bei ihm, hab verhandelt.“ So seien 50 Arbeitsplätze geschaffen worden, auch Ausbildungsplätze „und jede Menge Gewerbesteuer“, wie Ostfalk sagt. Beim Seniorenheim Haus Elim sei es genauso gewesen, da habe er verhandelt und die Pflegeplätze nach Auenwald geholt.

Ein langer Kampf, der letztlich gewonnen worden sei, war die Einrichtung der Buslinie366 von Däfern über Lippoldsweiler, Unter- und Oberbrüden, am Wonnemar vorbei bis zum Tausgymnasium in Backnang. Ein wenig stolz sei er auch darauf, dass er auf Charley Graf und vor allem Sylvia Seitz gehört habe, als beide mit der Idee vorsprachen, eine Nacht der offenen Keller und Scheunen (Noks) zu veranstalten. Denn das sei das erste große Projekt der Gemeinde Auenwald, bei dem es kein Ortsteildenken mehr gebe. Zu den nennenswerten Projekten der vergangenen Jahre gehörten natürlich auch die Mehrzweckhalle und der Allwetterplatz, die beide am Ende weniger gekostet hätten als ursprünglich veranschlagt, sowie das Wohnbaugebiet Hauäcker und das Gewerbegebiet Hofäcker und auch die kommunale Jugendarbeit, trotz teilweise enormer Widerstände.

Aber Ostfalk will nicht alles schönreden. Bei der Frage, wo’s denn in der Gemeinde im Argen liegt, nennt er zunächst die Außendarstellung: „Angefangen beim Bürgermeister über die Gemeindeverwaltung schaffen wir es immer wieder, uns schlechter zu präsentieren, als wir wirklich sind.“ Werbung für Auenwald könnte beispielsweise der Verein Schwäbischer Wald Tourismus in die Hand nehmen, dem die Gemeinde vor nicht langer Zeit beigetreten ist. „Da konnte ich nach Jahren den Gemeinderat davon überzeugen, dass wir dabei sind. Das sind natürlich Profis.“ Ostfalk überlegt weiter. „Was man mir auch vorwerfen kann, ist, dass ich nicht klar genug Nein sage. Das ist meine Mentalität.“

Worüber sich der Verwaltungschef freut, ist, dass es im Vergleich zu früher im Gemeinderat mittlerweile „knackiger und zackiger“ zugehe. Er bemerkt auch, dass die meisten Abstimmungen einstimmig verlaufen würden. Das sei schon anders gewesen. Allerdings sehe er bei der Sitzungsleitung bei sich selbst auch noch Potenzial zur Optimierung zugunsten der Sitzungsökonomie, bekennt Ostfalk selbstkritisch.

Ein weiteres Problem, das immer wieder im Gemeinderat und von Bürgern genannt wird, ist das Thema Erreichbarkeit. „Ja, das wissen wir, weiß ich, dass das nicht gut funktioniert.“ Ostfalk will nichts entschuldigen, nennt aber Gründe dafür. Seit fünf Jahren habe die Gemeinde im Bauamt Personalschwierigkeiten wegen langer Krankheiten oder Wechseln. Er sei da immer wieder eingesprungen. „Das ist ja der Vorteil, dass ich’s kann. Das Bauamt hab ich teilweise zu 100 Prozent mitgemacht.“ Zurück zum Thema Erreichbarkeit: „Da müssen wir uns verbessern. Da muss eine schnelle Rückmeldung her“, verspricht er.

Zu seinen Stärken zählt Ostfalk seine Beharrlichkeit und Willenskraft sowie immer wieder Verhandlungsgeschick. Zudem sei er jederzeit ein verlässlicher Partner und halte sich an Abmachungen. Was ihn auch auszeichne, sei seine Fähigkeit, gute Ideen, egal von wem diese stammen würden, auch in die Tat umsetzen zu können, wie Noks oder auch das Autokino mit Bühne für Veranstaltungen aller Art, und alles mit Abstand.

„So lange, wie ich was zu sagen habe, wandert der Netto-Markt


in Mittelbrüden nicht ab.“

Was er anpacken will, wenn er wiedergewählt wird? „Weiterer Ausbau unserer Kinderbetreuung, egal ob Kindergarten oder Grundschule, bezahlbarer Wohnraum, und zwar zunächst innerörtlich in Baulücken und Lebensmittelversorgung“, listet der Verwaltungschef auf. Der Netto-Markt in Mittelbrüden sei 20 Jahre alt. In der Regel seien die Märkte in diesem Alter abgeschrieben. „Aber der wandert nicht ab“, sagt Ostfalk, „so lange, wie ich was zu sagen habe, wandert der nicht ab.“ Es gebe für den Markt schon einen besseren Platz, und zwar zwischen Oberbrüden und Mittelbrüden.

Karl Ostfalk ist im Internet vertreten, unter: www.karl-ostfalk.de


weitere Kontaktmöglichkeiten:


E-Mail: karl.ostfalk@gmx.de


Telefon: 0157/38359792


Facebook: facebook.com/karl.ostfalk


Instagram: instagram.com/karl_ostfalk

Zur Person

Karl Ostfalk (62) ist in Kupferzell geboren und begann nach dem Realschulabschluss 1974 die Ausbildung zum Vermessungstechniker. Danach beendete er den Vorbereitungsdienst mit erfolgreicher Staatsprüfung für den mittleren vermessungstechnischen Verwaltungsdienst. Der Grundwehrdienst sowie zwölf Jahre bei der Vermessungsverwaltung in Öhringen folgten.

1980 bis 1991 war Ostfalk als Personalrat der Staatlichen Vermessungsämter Künzelsau und Öhringen tätig, die letzten Jahre als Vorsitzender.

1991 wechselte der Gemeindebauamtmann im gehobenen bautechnischen Verwaltungsdienst zum Ortsbauamt der Gemeinde Pfedelbach als Sachgebietsleiter für die Bereiche Bauen und Technik, wo er direkt dem Bürgermeister unterstellt war.

Erstmals zum Bürgermeister der Gemeinde Auenwald wurde Ostfalk 2005 gewählt. Im zweiten Wahlgang konnte er sich gegen fünf Mitbewerber mit 56,2 Prozent der Stimmen durchsetzen. Acht Jahre später, im März 2013, hatte der gebürtige Kupferzeller mit dem ehemaligen UWA-Gemeinderat Gerhard Seiter einen Herausforderer. Im ersten Wahlgang erhielt Ostfalk damals 81,1 Prozent der Stimmen.

Ostfalk lebt in zweiter Ehe zusammen mit seiner Frau Martina in Unterbrüden. Gemeinsam haben die beiden zwei Kinder, Max Anton (16) und Mara Sofie (12). Seine Hobbys sind Wandern, Golf spielen, Ski und Fahrrad fahren.

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Erstellt:
27. Februar 2021, 06:00 Uhr

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